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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Abend um 21:47 Uhr wurden die örtlichen Behörden aufgrund eines Falles von Vandalismus zum Haus von Mary Walters gerufen. Ihr Sohn Shaun Walters hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen; von außen war zu hören, wie er die darin befindlichen Möbel zerstörte. Mrs Walters ließ ihren Sohn zur Untersuchung in eine psychiatrische Anstalt einweisen …
     
    In dem Augenblick, als der Gremlin in die Einfahrt einbog, stürmte Will aus seinem Zimmer. Es war beinahe zwei Uhr morgens und er hatte gewartet, dass Zoe nach Hause kam. Gewartet und dabei versucht, sich keine Sorgen zu machen. Ohne Erfolg.
    Sie hatte auf keinen seiner Anrufe und keine seiner SMS geantwortet.
    Aber was hätte er tun können?
    Er hatte den Abend damit verbracht, aus seinem Fenster zum Haus auf der anderen Seite des Bachs hinüberzustarren. Die Holzverkleidung war ein blasser Fleck in der Dunkelheit. Die schwarzen Umrisse der Bäume zeichneten sich wie Wachposten vor dem Sternenhimmel ab. Wie immer drang ein warmes gelbes Licht aus einem Fenster an der Ecke und erhellte das Tor und das Gras dahinter. Hin und wieder trug eine Brise einige vereinzelte Töne bis an Wills offenes Fenster. Will erinnerte sich, wie er früher, als sein Gehör noch besser war, oft zu den Klängen von Johnnys Musik eingeschlafen war.
    Den meisten Beobachtern wäre diese Szene wohl friedlich vorgekommen, aber in Wills angsterfüllten Gedanken erschien das Haus mehr wie ein Leuchtturm, umgeben von felsigen Untiefen, der Zoe zurück in einen unsicheren Hafen rief.
    Er war sich nicht sicher, warum er sich in dieser Nacht so unruhig fühlte, aber seine Angst war im Laufe der vergangenen Tage stetig angestiegen, bis sie schließlich einen neuen Höhepunkt erreicht hatte. Während die Minuten vorbeikrochen, hielt Will in der Stille nach ihr Ausschau. Bei jedem Auto, das vorbeifuhr, schlug sein Herz voller Hoffnung schneller, dass sie endlich nach Hause kam, jedes Mal gefolgt von der unvermeidlichen Enttäuschung, wenn die Scheinwerfer auf dem schwarzen Asphalt weiter geradeaus glitten und aus seinem Blick verschwanden.
    Sie war spät dran. Sehr spät. Und sie ging nicht an ihr Handy. Sein Herz begann heftig zu pochen, wenn er darüber nachdachte, was das wohl bedeuten konnte, und seine Gedanken rasten, während sie versuchten, eine rationale Erklärung dafür zu finden: Sie hat einen Freund getroffen. Sie ist noch ins Kino gegangen. Sie hat ihr Handy zu Hause vergessen. Es sind noch einige Kunden gekommen; sie musste länger arbeiten. Angel und Lisette haben sie zu sich eingeladen. Und so weiter und so fort. Tausend Möglichkeiten, alle vollkommen naheliegend, und doch erschien ihm keine davon so zwingend wie die unbestimmte Furcht, die ihn umtrieb.
    Und das war auch der Grund, weswegen Will, als der Gremlin endlich in die Einfahrt bog, aus seinem Zimmer rannte, noch bevor die Scheinwerfer ausgingen. Er stürmte zur Haustür hinaus, über den Rasen und über die kleine Brücke in Zoes Garten.
    Sie saß noch auf dem Fahrersitz und hatte die Stirn gegen das Lenkrad gelehnt. Will klopfte ans Fenster und sie drehte den Kopf und sah ihn an.
    »Was ist passiert?«, fragte er, während er die Tür aufriss. Bei ihrem Anblick rutschte ihm das Herz in die Hose. Selbst in der Dunkelheit konnte er ihren verzweifelten Gesichtsausdruck erkennen. Der Ärmel ihres Shirts war zerrissen und ihr Haar war vollkommen zerzaust. »Was ist passiert?«, wiederholte er, wobei er versuchte, sich seine panische Angst nicht anmerken zu lassen.
    Zoe sah zu ihm auf, das intensive Blau ihrer Augen halb im Schatten ihrer Wimpern verborgen. »Wir sind überfallen worden.«
    »Was?« Will kniete sich vor sie.
    »Angus ist mit mir zur Bank gegangen, um das Geld einzuwerfen«, erklärte Zoe. »Und irgendein Typ kam von hinten auf uns zugerannt –«
    Will streckte den Arm aus und zog sie an sich. Bei all den vielen Gründen, die er sich für ihre Verspätung hatte einfallen lassen, war ihm ein Überfall nicht in den Sinn gekommen. Er drückte ihr einen Kuss auf den Kopf, auf ihr wild zerzaustes Haar, und streichelte ihren Rücken. »Du hattest sicher fürchterliche Angst.«
    »Nein«, antwortete Zoe. »Hatte ich nicht.«
    Er machte sich los. »Hattest du nicht?«
    »Nein, erst hinterher.« Erschöpft hob sie die Hand an ihre Stirn. »Klingt das sehr verrückt?«
    Ja, dachte er. »Nicht wirklich.«
    Langsam kletterte sie aus dem Auto. Will ging zur Seite, als die Tür quietschte und dann krachend ins Schloss fiel.

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