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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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antwortete Zoe. Sie zählte weiter die Zehncentstücke.
    »Also – wo war ich? Ach ja. Redakteur bei der Gaz. Wie auch immer, jedenfalls hat Dahlila gesagt, ich dürfe gerne weiter Artikel einreichen, die dann vielleicht sogar veröffentlicht werden.« Angus räusperte sich wichtigtuerisch. »Das ist ein Zitat, meine Liebe. Von ganz oben.«
    »Dreiundzwanzig Pennys«, murmelte Zoe, während sie die Zahl auf dem Einzahlungsschein notierte. »Bist du jetzt wieder Praktikant?«
    »Nö, aber das ist vielleicht sogar noch besser. Ich kann ein paar Ausschnitte bekommen, die ich dann meiner Collegebewerbung beifügen kann …«, schwafelte Angus weiter.
    Zoe warf einen Blick auf den Endbetrag der Tagesabrechnung. Dreißig Cent fehlten. Das ärgerte sie, aber sie hatte keine Lust, das ganze Geld noch einmal zu zählen. Passt schon, dachte sie. Sie sah sich um, aber das Restaurant war leer. Kirk muss sich rausgeschlichen haben, als ich das Geld gezählt habe.
    Zoe nahm Angus’ leere Tasse und spülte sie. Dann ging sie nach hinten und verschloss die Hintertür, während Angus die Lampen ausschaltete. Die einzige Lichtquelle war jetzt das rote Neonschild mit der Aufschrift »Bella’s« draußen, das merkwürdige Schatten auf die Sitzecken warf, als Zoe sich die blaue Vinyltasche mit dem Geld unter den Arm klemmte. Sie konnte das Schild summen hören, als sie die Tür öffnete, Angus vorbeiließ und hinter ihnen abschloss.
    »Im Dunklen sieht alles ganz anders aus«, bemerkte Angus.
    Kirks Zeichnung schoss Zoe durch den Kopf: Augen im Schatten, die endlos beobachteten. »Ich weiß, was du meinst«, sagte sie.
    Das Echo ihrer Schritte durchbrach die Stille, als sie die Straße entlanggingen. Shelter Bay war ein Touristenort, und ab dem Labor Day waren die Septembernächte ruhig, sogar an einem Samstag. Im August wären die Straßen voller Leben gewesen.
    Der Nachttresor der Bank war anderthalb Blocks entfernt. Dabei handelte es sich um eine kleine Stahltür in der Wand – Zoe war sie nie aufgefallen, bevor sie angefangen hatte, bei Bella’s den Kassenabschluss zu machen. Man musste den Kasten lediglich aufschließen, den Hebel nach unten ziehen und die Vinyltasche in den Schlitz werfen. So einfach wie Briefe verschicken oder Bücher in die Bibliothek zurückbringen. Dann verschloss man die Tür wieder und das Geld wartete in der Bank sicher auf den nächsten Morgen.
    Ein Stück die Straße rauf leuchteten die Lichter in den Büros der Gazette noch hell. Zoe hatte sich nie Gedanken über die Arbeitszeiten der Journalisten gemacht. Doch da saßen sie und schufteten, überprüften Fakten, verfolgten Hinweise, und das taten sie auch noch, wenn alle anderen in der Stadt bereits tief und fest schliefen und träumten …
    »Angus«, fragte Zoe plötzlich, »würdest du etwas für mich nachsehen?«
    Angus war mit dem Reißverschluss seiner olivgrünen Jacke beschäftigt. »Klar. Was denn?«
    »Könntest du für mich ein paar Informationen über jemanden herausfinden? Sie müsste vor etwa siebzehn Jahren in Boston gelebt haben. Ihr Name ist Saskia Robicheck.«
    »Wie schreibt man das?«
    Zoe buchstabierte es ihm und er nickte, machte sich aber nicht die Mühe, es sich zu notieren. Er fragte nicht, wofür sie die Informationen brauchte – vielleicht interessierte es ihn nicht. Oder vielleicht musste er es auch gar nicht. Sie war sich nicht ganz sicher, warum sie das Nächste sagte, aber sie flüsterte: »Sag Will nichts davon.« Angus nickte, als verstünde er alles ganz genau.
    Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinanderher. »Also, wie viel ist da jetzt eigentlich drin?«, fragte Angus mit einem Kopfnicken in Richtung der Banktasche unter Zoes Arm.
    »Das wüsstest du wohl gern.«
    »Genug, um nach Belize abzuhauen?«
    Zoe lachte. »Genug, um abzuhauen vielleicht, aber definitiv nicht genug, um zurückzukommen.«
    Angus’ Grinsen tauchte im Schein einer Straßenlaterne auf. »Warum sollten wir zurückkommen wollen?«
    »Vielleicht, weil wir die Sprache nicht sprechen und keine Jobs finden würden?«, schlug Zoe vor.
    »Man spricht Englisch in Belize«, sagte Angus. »Gehörte mal zu Großbritannien. Wie Grenada.«
    »Wieso weißt du so was?«
    Angus zuckte mit den Schultern. »Weil ich unglaublich gebildet und weltoffen bin.«
    Zoe wollte gerade etwas entgegnen, doch da erklang plötzlich das Knallen von rennenden Schritten, dann schrie Angus auf und sprang vorwärts, um sie zu beschützen. Er stolperte – wobei er gegen Zoe

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