Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
Vom Netzwerk:
ihre. »Nein.«
    »Nein?« Ihr Herz machte einen Satz, dann hielt es abrupt inne, als habe es den Rand eines Käfigs erreicht. Sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte oder nicht.
    »Du … Es gab ein Feuer …«
    Zoe hörte die Worte und verstand zum ersten Mal ihre Bedeutung. »Ich habe das Feuer gelegt.«
    Will sah sie an, antwortete aber nicht.
    »Ich habe das Feuer gelegt«, wiederholte sie. »Und ich habe sie getötet.«
    »Wenn du es nicht getan hättest, wären wir jetzt beide tot. Der einzige Weg, eine Sirene zu töten, ist Feuer.«
    »Und das macht es besser?«
    Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. Sanft küsste er ihre Handfläche, dann zog er sie an sich. »Es war nicht deine Absicht.« Seine Stimme war nur ein Flüstern. »Du wusstest nicht einmal, dass du es getan hast. Du bist gleich danach in Ohnmacht gefallen.«
    Zoe fühlte, wie ihr Körper sich entspannte. Das war die Wahrheit, das wusste sie. Natürlich hatte sie das Feuer verursacht. Das war die einzige Möglichkeit. Ihr schoss die Erinnerung, die in ihr hochgekommen war, durch den Kopf – Will und Tim im Boot, unter dem Angriff der Seekrieger. Das Segel war in Flammen aufgegangen und sie hatte es geschafft, Will zu retten.
    »Ich habe Asia getötet.« Tränen liefen ihr aus den Augen und durchnässten die Vorderseite von Wills blauem Karohemd. Das war schlimmer als der Gedanke, dass Asia bei dem Versuch, sie zu retten, gestorben war. Viel schlimmer.
    »Es gab keine andere Möglichkeit, Zoe«, flüsterte Will in ihr Haar. »Du hast es nicht mal mit Absicht getan … Ich hätte das schon.«
    »Warum geschieht das mit mir?«
    Sie sah zu ihm auf und er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich will, dass es aufhört.«
    »Vielleicht tut es das ja.«
    Sie wandte den Blick ab, in ihren Adern brodelte die Wut. Es fiel ihr schwer, das zuzugeben, aber sie war wütend auf ihn, weil er ihr endlich die Wahrheit gesagt hatte. Nein, sie war wütend, dass die Wahrheit das war, was sie war. »Warum hast du mir das nicht früher erzählt?«
    »Was hätte ich denn sagen sollen?«
    »Keine Ahnung – die Wahrheit.«
    »Was auch immer das ist.«
    »Mach dich nicht lustig, Will.«
    »Tue ich nicht.«
    Er hob die Hände und sein Gesicht sah so hilflos aus, dass es sie einige Jahre zurückdenken ließ, an den Tag, an dem sie und ein siebenjähriger Will einen Fisch gefangen hatten. Sie hatten es den ganzen Nachmittag vergeblich versucht, und als endlich ein kleiner Fächerfisch an der Schnur knabberte und sie ihn heraufzogen, hatte sie vor Entsetzen aufgekreischt und Will war zurückgesprungen, als der Fisch wie wild herumzappelte, in dem verzweifelten Versuch, sich zu befreien.
    »Wirf ihn zurück!«, hatte Zoe geschrien, aber Will wollte den Fisch nicht anfassen, also hatte sie ihn sich schließlich gegriffen, den Haken aus seinem blutenden, klaffenden Maul gezogen und ihn zurück in den Bach geworfen. »Fast hätten wir ihn getötet«, hatte sie damals voller Reue gesagt.
    Und genauso fühlte sie sich jetzt – als wäre ihr Wunsch endlich in Erfüllung gegangen, aber das Resultat war grauenhaft und beängstigend. Sie kannte die Wahrheit, aber alles, was sie wollte, war, sie wieder loszuwerden. Und niemand konnte ihr helfen.
    »Lass uns gehen«, sagte Will schließlich und nahm wieder ihre Hand.
    »Wohin?«
    Will sah überrascht aus. »Zurück zur Schule.«
    »Ist das dein Ernst?«
    Er lächelte traurig. »Was sollen wir sonst tun?«
    Auch das war die Wahrheit, erkannte Zoe. Und so folgte sie ihm langsam zurück zum Schulgebäude, während sie versuchte, ihren durcheinanderwirbelnden Gedanken und ihrem gebrochenen Herzen einen Sinn zu entlocken.
     
    »Leute, ihr werdet es nicht glauben!«, rief Angus, als er auf den orangefarbenen Stuhl neben Zoe glitt. Er sah aus, als wolle er etwas sagen, wurde dann aber von Wills Mittagessen abgelenkt. »Gib mir mal was davon.« Er brach sich eine Hälfte von Wills Schoko-Cookie ab.
    Will verdrehte die Augen.
    »Mann, was packt deine Mum denn da rein – Crack? Wie soll ich jemals wieder aufhören, die Dinger zu essen?« Er schnappte sich auch die zweite Hälfte.
    »Du könntest dir einfach sagen: ›Herrjeh, das ist ja gar nicht mein Cookie, ich sollte vielleicht lieber aufhören, ihn zu essen‹«, schlug Will vor.
    Angus lachte, während er den Cookie verschlang und sich die Krümel von den Händen wischte. Grinsend sah er zu Zoe hinüber und sie spürte, wie sich ihr Körper ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher