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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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formulieren sollte. Schließlich platzte sie einfach damit heraus: »Warum bist du nicht tot?«
    »In gewisser Weise bin ich es.«
    »Komm mir nicht mit Rätseln, okay? Das alles ist auch so schon kompliziert genug.« Zoe sah zu Will, der den Kopf immer noch gesenkt hielt. Er kannte die Geschichte schon, vermutete sie.
    »Es war kein gewöhnliches Feuer«, gab Asia zurück. »Das Feuer der Vergeltung hat durch uns durch gebrannt, aber es hat unsere Körper nicht zerstört. Es hat nur unsere Unsterblichkeit zerstört.«
    »Du meinst, diese Dinger sind immer noch da draußen?«, flüsterte Zoe.
    »Sie sind da draußen – zum Tode verurteilt. So wie ich. Aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass sie hierherkommen. Kalypso und ihre Bande haben Tausende von Jahren im Wasser verbracht. Sie können sich nicht so leicht unter den Menschen bewegen wie ich.« Asia sah nach draußen, wo der Regen langsam nachließ. Die dunklen Wolken waren in ein blasses Grau übergegangen. Zwei Vögel zwitscherten ihre Zustimmung. »Trotzdem sollte ich wohl dankbar sein. In gewisser Weise hast du mich gerettet.«
    »Was? Wie?«
    »Du weißt, dass ich nicht in der Lage war, ein Versprechen zu brechen, zu lügen. Aber ich habe ein Versprechen gebrochen – das Versprechen, dich Kalypso auszuliefern.«
    »Mich auszuliefern?« Zoe wagte kaum zu atmen. Sie starrte Will an. »Ich glaube, da gibt es etwas, was du vergessen hast, mir zu erzählen.«
    Wills Gesicht brannte und er starrte vor sich auf den Boden. »Sie konnte es nicht tun.« Er sah zu Zoe auf. »Sie hat versucht, dich zu retten.«
    »Nachdem sie versucht hat, mich zu töten?«
    »Ich war durch ein Versprechen, dass ich vor Jahren gegeben habe, an Kalypso gebunden. Durch ein Versprechen, zu dem man mich gezwungen hat, um jemanden zu retten, der mir am Herzen lag«, erklärte Asia.
    »Ich dachte, du wärst meinetwegen gestorben«, schrie Zoe. »Weißt du eigentlich, wie sich das anfühlt?«
    »Ich wäre für dich gestorben«, sagte Asia. »Ich dachte, das würde passieren. Das – oder Schlimmeres. Denn wenn ich dich nicht ausgeliefert hätte, wäre ich zur Strafe zum Zombie geworden.«
    Zoe hielt einen Moment inne, um das auf sich wirken zu lassen. »Für mich siehst du nicht gerade wie ein Zombie aus.«
    »Nein. Weil dein Feuer mich sterblich gemacht hat. Wäre das nicht geschehen, wäre ich etwas … anderes geworden.«
    »Woher weißt du, dass du sterblich bist?«
    Asia lächelte und zuckte mit den Schultern. »Ich bin schwächer. Und ich weiß – zum ersten Mal –, wie sich Angst anfühlt.«
    Zoe seufzte, als sie spürte, wie die Wut langsam aus ihr wich. Sie wusste, was es bedeutete, sich in einer unmöglichen Situation zu befinden. Das war etwas, was sie und Asia gemeinsam hatten. »Tut mir leid.«
    »Das braucht dir nicht leidzutun. Ich habe mich so entschieden.«
    Zoe verbarg das Gesicht in den Händen. »Ich kann nicht glauben, dass ich sie getötet habe.«
    »Es musste geschehen, Zoe«, sagte Asia sanft. »Das Universum befindet sich in einem empfindlichen Gleichgewicht und kämpft seit Anbeginn der Zeiten darum, die Dunkelheit auszulöschen, die die Seekrieger erschaffen haben.
    Tisiphone, die Rachegöttin, hat sie viele Jahre lang verfolgt. Über alle Zeiten hinweg. Sie ist eine von drei Schwestern. Sie haben viele Namen: Eumeniden, Erinnyen, Furien. Sie ist diejenige, die Mord vergilt, und sie hat die Unterwelt verlassen und wurde in menschlicher Gestalt wiedergeboren, um sie aufzuhalten.«
    »Tisiphone.« Der Name kam Zoe vage bekannt vor und sie fragte sich, ob sie in irgendeinem Schulbuch schon mal etwas über diese Rachegöttin gelesen hatte. »Aus der Unterwelt.«
    »Alle fünfhundert Jahre wird Tisiphone vom Feuer verzehrt und wiedergeboren«, erklärte Asia. »Wie ein Phoenix. Aus der Asche der Zerstörung entspringt neues Leben. Und nun, sagt Will, seid ihr beide mehrfach in Unfälle verwickelt gewesen. Euch sind Dinge geschehen – ein Hundeangriff, ein Überfall –, die ihr euch nicht erklären könnt.«
    Zoe fiel das Gesicht in der Wasserhose wieder ein. Ihre Gedanken rasten, während sie verzweifelt versuchte, die einzelnen Teile zusammenzusetzen.
    Will hob den Kopf. Er sah sie mit einer Mischung aus Erwartung und Furcht an. »Und ist Tisiphone wütend, dass ich die Sirenen getötet habe, bevor sie es konnte?«, wollte Zoe wissen. »Ist sie deshalb hinter mir – hinter Will und mir her?«
    »Hinter euch her?« Asia legte den Kopf schief. »Tut mir leid,

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