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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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zu gelangen. Ihm wurde die Brust eng, er musste atmen, sofort.
    Etwas packte seine Schulter. Luftblasen strömten aus seinem Mund, ein stiller Schrei. Es war das Wesen. Die Seekriegerin. Die düsteren Gedanken an seinen toten Bruder hatten sie angelockt.
    Er trat um sich und wand sich, als er spürte, wie er von einem eisernen Arm nach oben gezogen wurde. Er kämpfte noch, als sie bereits durch die Wasseroberfläche brachen, und schrie, als die Wellen auf sie einstürzten.
    »Will!« In seinem Delirium bildete Will sich ein, dass das Wesen seinen Namen rief. Sein Griff hielt ihn fest umklammert, sodass er vollkommen bewegungsunfähig war.
    »Will!«, rief das Wesen erneut, diesmal deutlicher. »Will, hör auf.«
    Und die Stimme ließ ihn innehalten. Bei diesem vollen, samtigen Klang, den lieblichen Tönen so klar wie eine Silberglocke, hätte jeder innegehalten. Aber Will hielt inne, weil er die Stimme kannte.
    Er versuchte, sich um sich selbst zu drehen, und diesmal ließen ihn die Arme los. Vor ihm schwebte ein Paar leuchtend grüner Augen. Porzellangleiche Haut, langes dunkles Haar.
    Die Seekriegerin war Asia.

Kapitel 17
    Aus Die Eumeniden von Aischylos
     
    So schnaub ihm deines Mundes blutigen Atem nach!
    Mit deiner Eingeweide Gluthauch dörr ihn aus!
    Ihm nach denn! Jage, jage und vernichte ihn!
     
    Ein Ast kratzte über die Scheibe, lehnte sich dagegen wie ein unwillkommener Nachbar. Die Strahlen der Sonne waren hinter den dunklen Wolken verborgen und selbst die Scheune, die keine zwanzig Schritte vom Haus entfernt stand, verschwand im strömenden Regen. Es war später Nachmittag und Zoe machte sich einen Tee. Die bedrückende Kühle hatte begonnen, ihr bis in die Knochen zu dringen, aber in der behaglichen Küche fühlte sie sich sicher.
    Die Küche der Archers war anders als ihre. Eine ganze Wand war übersät mit Haken, an denen gusseiserne Töpfe und Pfannen hingen. Steingutkrüge beherbergten eine kunterbunte Sammlung von Pfannenwendern, Kellen und Kochlöffeln. Das Haus der Archers war alt und zugig und die eine oder andere Stelle konnte sicher eine Reparatur gebrauchen, aber die Küche war luftig und modern, mit einem professionellen Ofen der Spitzenklasse für Mrs Archers Backwaren. Die Spüle war ein altmodisches Emailstück aus den 1930ern mit zwei Becken und einem eingebauten Trockengestell – dieselbe Spüle, die Mr Archers Großmutter hatte einbauen lassen. An einer Stelle neben dem Abfluss war das Email teilweise abgesplittert, und Zoe liebte die raue Schieferstruktur, die darunter zum Vorschein kam. Auch der lange Esstisch stammte noch aus der Zeit von Mr Archers Großeltern. Das massive Eichenholz fühlte sich solide und beständig unter Zoes gespreizten Fingern an. Das Holz war voller Narben, die von den Jahren seines Gebrauchs zeugten, darunter auch eine tiefe Rille, die entstanden war, als Tim und Will idiotischerweise ein schweres Teil einer Klimaanlage darauf abgestellt hatten, aber es war immer noch wunderschön. Mr Archer hatte das hässliche Linoleum abgezogen, das seine Eltern auf dem Boden verlegt hatten, und breite Pinienholzdielen zutage befördert, die er abgeschliffen und neu lackiert hatte, und die jetzt in einem freundlichen hellen Braun zu Zoe heraufleuchteten. In vielerlei Hinsicht war dies in Zoes Augen die ideale Küche, so wie Wills Familie die ideale Familie war. Oder gewesen war, bis Tim gestorben war.
    Der Regen trommelte gegen die Scheibe, vom Wind beinahe waagerecht getrieben. Bananas lag immer noch in ihrem Bett, schlief zusammengerollt auf ihrem Kissen und nahm den Sturm, der draußen tobte, erfreulicherweise gar nicht wahr. Johnny war ins Studio nach Montauk gefahren, um dort irgendetwas aufzunehmen, und Mr und Mrs Archer trafen sich in der Stadt mit einem Zulieferer. Sie wusste nicht, wo Will war, aber es kam ihr auch nicht in den Sinn, sich Sorgen zu machen. Es war erst vier Uhr. Sie nahm an, alle würden innerhalb der nächsten Stunde oder so nach Hause kommen, denn um sechs brachte Mrs Archer normalerweise das Abendessen auf den Tisch.
    Im Haus der Archers war es kühler, als Zoe es gewohnt war, aber sie trug ihre neuen Wollsocken und fühlte sich recht behaglich, als plötzlich ohne Vorwarnung die Tür aufgerissen wurde und Will tropfend und mit blauen Lippen vor ihr stand, leichenblass. Um ein Haar hätte Zoe aufgeschrien, aber dann tauchte hinter ihm noch jemand auf, so groß wie er und ebenfalls bis auf die Haut durchnässt.
    Asia trat durch die

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