Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
Vom Netzwerk:
nicht wahrnahmen.
    Kirk warf ihr einen Blick aus den Augenwinkeln zu, dann sah er wieder an die Decke. »Schon okay, wenn doch. Ich hoffe nur, dass du auf mich hörst.«
    »Ich hör dir zu. Deswegen bin ich hier.«
    »Ich denke, du solltest herausfinden, was Asia will. Und dann solltest du dich fragen, ob es das ist, was du willst.«
    Zoe stellte fest, dass sie ebenfalls an die Decke starrte. Sie streckte sich auf dem braunen Teppich aus und legte sich auf den Rücken. Sie stellte sich vor, sie läge auf dem Boden und sähe hinauf zu den Sternen. »Was ich will, scheint überhaupt keine Rolle zu spielen«, gestand sie.
    »Vielleicht ist das nicht fair, aber ich traue ihr nicht.«
    »Sie ist anders als die anderen«, sagte Zoe.
    »Wir wissen nur, was sie uns erzählt, richtig?«
    Diese Worte legten sich wie Schnee auf Zoe – weich und kalt. »Sie sagt, dass Circe sich meiner bemächtigen will. Dass sie meine Kräfte will.«
    Kirk fragte nicht, welche Kräfte. Er stellte überhaupt keine Fragen.
    Schließlich fuhr Zoe fort: »Sie glaubt, dass ich Circe vernichten muss, bevor Circe mich vernichtet.«
    Kirk antwortete nicht. Ein Telefon klingelte in der Nachbarwohnung. Jemand nahm ab und Zoe hörte die gedämpften Geräusche eines Gesprächs.
    Kirk rollte sich auf die Seite und blickte Zoe an. Sie drehte den Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Warum fragst du nicht Mafer?«, schlug Kirk vor. »Wegen Asia?«
    »Mafer?«, wiederholte Zoe.
    Kirk errötete. »Ihr seid doch befreundet, oder? Ich hab euch zusammen gesehen.«
    »Ja schon, aber –«
    »Mafer weiß manchmal Sachen über andere«, sagte Kirk. Er zog sich die Star Wars-Decke bis ans Kinn. Er sah aus wie ein kleiner Junge und Zoe wünschte sich, sie wäre seine große Schwester und nicht Adelaide. Er verdiente es, jemanden zu haben, der ihn verstand, jemanden, der sich um ihn kümmern konnte.
    »Ich werd sie fragen, Kirk«, sagte Zoe.
    »Gut.«
     
    Zoe taten die Füße weh. Ihre Schicht war zu Ende und sie hatte gleichzeitig als Kellnerin und Aushilfe herhalten müssen, da Kirk immer noch nicht ganz gesund war. Will saß auf einem Hocker am Tresen und wartete, als Zoe ihre Schürze abnahm.
    »Geht’s nach Hause, Süße?« Lisette legte ihr beinahe schüchtern die Hand auf die Schulter.
    »Ja.«
    »Wenn du Kirk siehst, sag ihm, wir … denken an ihn, okay?« Sie sah Zoe aus feuchten dunklen Augen an, die mit dickem schwarzem Lidschatten umrandet waren.
    Angel warf einen finsteren Blick durch die Durchreiche.
    Zoe sah Lisette mit hochgezogenen Augenbrauen an, die sich auf die Lippe biss. Sie steckte einen Bleistift in ihren leuchtend orangefarbenen Dutt und drehte sich weg.
    Zoe sah zu Will, wobei sie annahm, dass er die Nennung von Kirks Namen mit einem Stirnrunzeln quittieren würde. Stattdessen schenkte er ihr ein mitfühlendes Lächeln, mit dem er wohl sagen wollte, dass er – endlich – eingesehen hatte, dass Kirks Probleme nicht seine Schuld waren. In vielerlei Hinsicht ähnelten Zoe und Kirk einander. Sie konnten nichts für das, was sie waren.
    Will folgte Zoe zur Tür, streckte den Arm aus und hielt sie für sie auf, während sie hindurchging. Es war eine unerwartete, kavalierhafte Geste und Zoe musste lächeln. Sie trat auf den gemauerten Treppenabsatz hinaus und atmete die diesige Luft ein, in der nur gerade ein Hauch von herbstlicher Kühle lag. Eine Straßenlaterne fing mit ihrem Lichtkegel eine Wolkensäule ein. Zoe spürte die Tropfen auf ihren Wimpern, als sie am Fuß der Treppe zögernd innehielt.
    »Sollen wir los?«, fragte Will, aber Zoe schüttelte den Kopf.
    »Ich warte noch auf jemanden.«
    Wie aufs Stichwort erklang eine Stimme: »Zoe?« Kurz darauf tauchte Mafer aus dem dichten Nebel auf. Sie sah mit einem ungewohnten Zögern zu Will. Zoe bemerkte es, konnte es jedoch nicht deuten.
    »Was ist los?«, fragte Will, während seine Augen von Mafer zu Zoe huschten.
    »Ich hab Mafer eingeladen vorbeizukommen«, verkündete Zoe. »Ich bring sie später nach Hause.«
    Mafer nickte und Will zuckte mit den Schultern. Er stand auf dem Bürgersteig, die Hände in den Taschen vergraben, und beobachtete, wie Zoe zur Fahrerseite ging. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss, aber gerade als sie ihn umdrehen wollte, sah sie aus dem Augenwinkel, wie sich etwas fast unmerklich bewegte. Ein Querstrich, fast wie von einem Finger, der einen Buchstaben nachfuhr, erschien auf dem Fenster der Fahrerseite und schob die Nebeltröpfchen, die sich dort gesammelt

Weitere Kostenlose Bücher