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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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zurückgeblieben, vielleicht von Möbelstücken, die hinein- und wieder hinausgetragen worden waren, Anzeichen für die vergängliche Natur des Gebäudes.
    Mit einem Seufzer klopfte sie an die Tür. Kirk war nicht in der Schule gewesen, daher war sie in der Mittagspause gegangen. Offen gesagt, war ihr Bedürfnis, mit ihm zu sprechen, dringender, als ihr Bedürfnis nach Mathe. Hinter der Tür war nichts zu hören, also zählte sie bis zehn und klopfte dann erneut. Schließlich näherten sich langsame, schlurfende Schritte der Tür. Für einen Moment fürchtete Zoe, dass Angus ihr die falsche Adresse geschickt hatte – dass dies die Wohnung eines älteren oder behinderten Menschen war –, doch nach einer kurzen Pause öffnete sich die Tür einen Spaltbreit und ein großes dunkles Auge spähte hindurch.
    »Was willst du?«, fragte Kirk. Er klang nicht abweisend, nur neugierig. Trotzdem öffnete er die Tür nicht weiter, nicht einmal ein winziges Stück.
    »Ich will mit dir reden.«
    »Worüber?«
    Zoe zögerte, bevor sie antwortete. Schließlich beschloss sie, dass es keine Möglichkeit gab, die Wahrheit zu beschönigen. »Es gibt da eine Meerhexe, die versucht, mich umzubringen.«
    Kirk atmete tief ein und wieder aus. »Okay«, sagte er und öffnete die Tür. »Dann kommst du wohl besser rein.« Beim Anblick seines Gesichts zuckte Zoe zusammen – er hatte ein gigantisches blaues Auge und Blutergüsse auf der Stirn.
    Zoe trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich. Kirk trug weite Jeans und ein graues Sweatshirt, das ihm zu groß war, und als sie ihm durch den Flur ins Wohnzimmer folgte, fiel ihr auf, dass er nur dicke weiße Baumwollsocken an den Füßen trug. Das Wohnzimmer hatte zu zwei Seiten hin Fenster und wäre gar nicht so hässlich gewesen, wären da nicht der braune Teppich auf dem Fußboden und die durchgesessene braune Couch gewesen, die aussah, als hätte sie jemand nach einem heftigen Regenguss vom Straßenrand aufgelesen. Ein besorgniserregend zerfurchter Couchtisch war mit Büchern und Modezeitschriften bedeckt. Die Wände waren vollkommen nackt.
    »Kein Fernseher«, stellte Zoe fest.
    »Er stört mich«, sagte Kirk und rieb sich über die Stirn. »Daher steht er bei meiner Schwester im Zimmer.«
    »Nur ihr beiden wohnt hier?«
    »Das reicht, glaub mir.« Kirk ließ sich auf die Couch fallen und zog sich eine ausgeblichene graue Star Wars- Decke über die Beine.
    »Wo ist deine Mutter?«
    Kirk blickte aus dem Fenster auf einen kahlen Baum im Garten. »Wer weiß?«
    Zoe schürzte die Lippen. Eine Durchgangsküche grenzte an das trostlose Wohnzimmer. Schmutzige Schüsseln und Tassen quollen aus der Spüle bis auf die Arbeitsfläche. »Ist Adelaide in der Arbeit?«
    »Ja.« Kirk folgte Zoes Blick. »Ich sollte vermutlich aufräumen, bevor sie nach Hause kommt.« Er sah sie mit seinen großen Augen an. »Das sag ich mir schon seit drei Tagen.«
    Zoe nickte. »Das kenn ich.«
    Sie wusste nicht, wo sie sich hinsetzen sollte, also ließ sie sich einfach auf den Boden plumpsen und schlug die Beine unter. Die Enden ihres langen weißen Wollschals fielen neben ihren Knien auf den brauen Teppich herunter wie Schnee.
    »Also – du wirst von einer Hexe verfolgt«, hakte Kirk nach, als wäre das eine vollkommen normale Art, eine Unterhaltung zu beginnen.
    »Richtig. Du kennst diese Hexe.«
    »Ach, das war es also?« Kirk deutete auf sein Gesicht.
    »Laut Asia, ja.«
    »Asia. Die Sirene.«
    »Sie ist gekommen, um uns zu helfen«, erklärte Zoe.
    »Ach ja?« Die Worte klangen so brüchig und trocken wie altes Papier.
    »Ja.« Mit einem Mal war sich Zoe gar nicht mehr so sicher. Davor wollte sie mich an Kalypso ausliefern.
    Kirk zog die Augenbraue über seinem verletzten rechten Auge hoch und Zoe fragte sich, ob ihm das wohl wehtat. »Vertraust du ihr?«, wollte er wissen.
    Will vertraut ihr, dachte Zoe. »Ich glaub schon.«
    »Warum?«
    Zoe war ratlos. »Keine Ahnung«, gestand sie.
    Kirk lehnte sich auf dem Sofa zurück und sah zur weißen Decke hinauf, deren Struktur aus verschlungenen Kringeln bestand. »Zoe, ich weiß, dass alle glauben, ich sei verrückt.«
    »Ich glaube nicht, dass du verrückt bist«, antwortete Zoe und fragte sich dann, ob das wirklich stimmte.
    Sie dachte sehr wohl, dass Kirk verrückt war.
    Manchmal. Aber nicht immer.
    In wichtigen Momenten war er vollkommen klar. Er war nur … sensibel. Als könnte er Dinge hören, die auf einer Radiofrequenz übertragen wurden, die andere

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