Sheriff Tod
also der Engländer, von dem die Kollegin gesprochen hat.«
»Ja.«
Er grinste breit. »Mal gespannt, was Sie hier reißen wollen. Den Killer haben selbst wir nicht gefunden, und Sie können sich denken, daß wir uns auskennen.«
Die Worte sagten mir, daß er sich über meine Mithilfe nicht eben freute.
Als der Kellner die Flasche Wasser brachte, kriegte Orwick von mir die Antwort. »Ich stimme Ihnen zu, Sheriff, aber ich bin nun einmal abkommandiert worden, und ich möchte ebenso wie Sie, daß dieser Mensch gefunden wird. Es sind auch Landsleute von mir unter den Opfern.«
»Das ist kein Mensch, das ist ein Schwein.«
»Stimmt.«
Doreen ließ den Sheriff erst trinken, bevor sie ihn ansprach. »Es hat sich also in den letzten beiden Tagen nichts Neues ergeben. Ihnen ist nichts aufgefallen.«
»Weder mir noch meinen Deputies. Und wir sind Tag und Nacht unterwegs. Natürlich ist uns klar, daß wir nicht überall sein können, aber wir haben zahlreiche Fahrer angehalten und überprüft. Herausgekommen ist dabei leider nichts.«
»Sie haben aber keine Polizei wagen überprüft.«
Diese Frage gefiel ihm überhaupt nicht. Er funkelte mich wütend an.
»Was soll das denn heißen?«
»Ich habe diesen Satz nur in den Raum gestellt.«
»Wir sollen also Kollegen anhalten und überprüfen?«
»Nicht die bekannten.«
»Unbekannte gibt es hier nicht, Mister. Ich lege für alle meine Hand ins Feuer.«
»Das ist sehr nobel.«
Er wollte mit der Faust auf den Tisch schlagen, beherrschte sich aber.
»Meinen Sie denn, daß der Killer ein Kollege ist?«
»Ich dachte nur an die Möglichkeit.«
Der Sheriff beugte sich mir entgegen. »Sinclair, Sie kennen die Verhältnisse hier nicht. Ich weiß nicht, wie unser Land drüben bei euch gezeichnet wird. Wir leben weder an der Ost- noch an der Westküste, wo es Dinge geben mag, über die man sich als guter Polizist schämen muß. Hier passiert so etwas nicht. Hier sitzen Sie im Zentrum des wahren, des guten Amerikas. Das sollten Sie sich immer vor Augen halten, Kollege.«
»Meinen Sie?« fragte Doreen.
Der Sheriff hatte den Unterton in ihrer Stimme nicht überhört. »Denken Sie auch so? Klar, Sie kommen ja von der Ostküste.«
»Das hat mit dem Denken nichts zu tun. Man muß nur alle Möglichkeiten durchchecken.«
»Aber nicht derartige, die sich auf unsere Polizei beziehen. Wie kommen Sie überhaupt darauf?«
»Wir denken eben in alle Richtungen.«
»Das ist mir zu theoretisch, Lady. Sie haben mich hergebeten, ich bin gekommen. Bei allem Respekt vor Ihnen und Ihrem Kollegen, ich möchte mir auf keinen Fall irgendwelche Verdächtigungen anhören, die haltlos sind. Ich habe meine Zeit nicht gestohlen, muß auch zurück in das Büro, um die Leute für die Nachtschicht einzuteilen.«
»Wunderbar, Sheriff, das ist sehr löblich. Darf ich fragen, was Sie vorhaben?«
»Der Plan ist nicht geändert worden. Wir fahren auch in dieser Nacht Patrouille, ob es Ihnen nun paßt oder nicht. Und irgendwann läuft uns das Schwein in die Falle.«
»Ich wünsche es Ihnen.«
»Danke, Lady, aber darf man fragen, was Sie vorhaben? Wollen Sie ebenfalls mit Ihrem Fahrzeug auf Patrouille gehen. Wäre zumindest eine Möglichkeit.«
»Das ist es.«
»Klang nicht begeistert.«
»Sie haben recht.«
»Und was stört Sie?«
»Das Fahren an sich. Wer immer der Killer auch sein mag, ich denke mir, daß er sich längst auf Ihre Touren eingestellt hat und entsprechend reagiert. Er wird schon wissen, wie er Ihnen entwischen kann.«
»Es hört sich an, als würden Sie auf der anderen Seite stehen.«
»Das ist zwar eine Unverschämtheit, Sheriff, aber ich stehe nicht auf dieser Seite. Ich will, genau wie Sie auch, daß der Killer gefaßt wird, und mein Kollege und ich werden dabeisein.«
»Jaaa…«, dehnte er in seinem breiten Slang. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Sonst noch etwas?«
Ich hatte noch eine Frage. »Sagen Sie mal, Sheriff, wie viele Patrol cars haben Sie eigentlich in Ihrem Bezirk?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Nur so.«
»Es werden sieben unterwegs sein. Reicht das?«
Ich breitete die Arme aus. »Das müssen Sie wissen. Aber achten Sie auf einen achten Wagen.«
Orwick verengte die Augen. »Verdammt noch mal, was soll das denn wieder? Sind Sie noch immer nicht von Ihrer Manie befreit worden?«
»Es war nur ein Hinweis.«
Der Sheriff stand auf. Er nickte uns zu, sagte kein Wort zum Abschied und verschwand. Selbst das Wasser hatte er nicht
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