Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1
uns am Abend.“
Ich war mir nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, Holmes über Mr. Jones einzuweihen. Wie ein Bluthund hatte er eine Fährte aufgenommen und spürte ihr nach. Was aber, wenn es sich doch nur um eine Krankheit handelte und nicht um ein Verbrechen? Fiel Holmes dann in ein umso tieferes Loch? Das durfte ich nicht zulassen, es könnte ihn zerstören. Doch was sollte ich tun?
Nach unserem gemeinsamen Abendessen fragte ich Holmes, was er herausgefunden hatte.
„Ich habe Mrs. Jones ein wenig beleuchtet, so könnte man sagen. Und ich schaute mich auf der Arbeitsstätte von Mr. Jones um und erkundigte mich nach ihm, natürlich inkognito. Er arbeitet mit mehreren Leuten in zwei nebeneinander liegenden Büros. Die Firma beschäftigt 18 Angestellte. Zwei Personen sind krank gemeldet, einer mit einem Beinbruch, eine Frau liegt in den Wehen, im Hospital. Aber Erkenntnisse, die uns im Fall weiterbringen, konnte ich keine gewinnen, Watson. Gibt es etwas Neues von Jones?“
Ich fragte mich, wie er an diese Informationen gekommen war. Noch dazu, wo er doch inkognito auftrat, wie er sagte.
„Er kam auf dem Weg nach Hause in der Praxis noch einmal vorbei. Die Ärzte im Hospital wollten ihn dabehalten, ihn in ein Bett legen und Tests machen. Etwas zerstört sein Blut und sie wollen herausfinden, was es ist. Sie tippen auf ein Gift, aber da sie keinen genauen Hinweis haben, müssten sie hunderte Tests durchgehen, dazu fehlt das Personal. Und ohne polizeiliche Anordnung fehlt die Dringlichkeit.
Jones weigerte sich, zu bleiben und bestand darauf, nach Hause zu gehen. Er sagte, im Bett liegen könne er auch daheim und dort hätte er seine Frau, die ihn pflegt. Ein wenig kann ich ihn verstehen, aber ob das wirklich die richtige Entscheidung ist?“
Wir schwiegen eine Weile und hingen unseren Gedanken nach. Holmes stopfte sich eine Pfeife, entzündete sie und paffte dicke Rauchwolken. Mich belastete es, nicht helfen zu können und ich überlegte, was ich tun könnte.
„Ich möchte mir morgen das Haus von Jones ansehen und mit der Frau reden. Vielleicht besitzt sie eine Leidenschaft für exotische Gewürze und hat etwas Gift- oder Bakterienbelastetes gekauft oder vor dem Fenster blüht ein chinesischer Strauch, auf den Jones allergisch reagiert. Ach, ich weiß auch nicht, Holmes, wir müssen etwas tun und dem armen Kerl helfen!“
„So ist es, Watson, so ist es. Ich werde Sie begleiten. Und selbst wenn wir nichts finden, müssen wir Jones überreden, ins Krankenhaus zu gehen. Ich wette, dann geht es ihm bald wieder besser.“
„Ich hoffe, Sie haben Recht.“
Am späten Nachmittag des nächsten Tages holte mich Holmes von der Praxis ab und wir fuhren zu den Jones. Sie besaßen ein kleines Haus im viktorianischen Stil am Holland Park in Kensington. Die Gegend galt als vornehm, hier standen eine Menge viktorianische Villen, doch Mister Jones hatte erklärt, das Haus sei recht klein und er hätte es günstig bekommen.
Wir kamen unangemeldet, um Mrs. Jones keine Zeit zu geben, eventuelle Beweise verschwinden zu lassen oder sich auf Fragen unsererseits vorbereiten zu können. Mr. Jones würde sicher anwesend sein, so krank und matt, wie er sich fühlte. Auf unser Schellen öffnete eine adrette Frau mit dunklem welligem Haar die Tür. Sie mochte Ende 20 sein und brachte bei meiner Größe auch sicherlich mein Gewicht auf die Waage. Sie hatte eine Schürze umgebunden und musterte uns, abwartend, aber nicht unfreundlich oder feindlich.
„Bitte, Sie wünschen?“
„Guten Tag. Mrs. Jones?“, fragte Holmes.
„Ja. Guten Tag. Wollen Sie zu mir?“
„Zu Ihnen und zu Mister Jones. Mein Name ist Sherlock Holmes und das hier ist mein Partner Doktor Watson.“
„Oh, Peter hat mir von Ihnen erzählt. Sie versuchen herauszubekommen, was ihm fehlt. Kommen Sie doch herein, meine Herren. Mein Mann Peter liegt auf der Couch, er wird immer schwächer, aber er wird sich sicher freuen, Sie zu sehen.“
Sie winkte uns herein und schaute traurig aus. Ich warf Holmes einen Blick zu, der sagen sollte: Sieht so eine Frau aus, die ihren Mann umbringen will?
Holmes beachtete mich nicht. Sein Blick huschte hierhin und dorthin, erfasste jedes noch so kleine Detail, analysierte und bewertete es, ging zum Nächsten und immer so weiter.
„Ich habe meinem Mann heute schon Hühnersuppe gekocht, doch er kann nichts mehr bei sich behalten. Ach, es ist schlimm. Ich wollte gerade Tee machen und es bei Peter mit einem Stück
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