Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1
ewig her.“
Ich hörte Jones‘ zu, wie er uns begeistert und voller Stolz seine Steine zeigte und darüber erzählte. Doch ich verstand nur halb, was er sagte. Die Namen und Bezeichnungen hatte ich noch nie gehört. Ich schaute mir ein Stück mit vielen kleinen, gelben Kristallen an, sie funkelten im Licht der elektrischen Birne.
„Das ist Gips.“
Gips kannte ich, allerdings nur als weißes Pulver, das, mit Wasser angerührt und auf Tücher gebracht, Knochenbrüche stabilisierte, wenn der Gips hart wurde.
„Eine bemerkenswerte Sammlung“, staunte Holmes. Er tippte gegen ein graues Stück mit vielen Kristallen in Würfelform.
„Das ist Steinsalz, daraus wird das Salz für das Essen gewonnen. Die grünen Würfel auf dem Brett darunter sind Fluorit. Ein völlig anderes Mineral.“
Von oben rief Mrs. Jones: „So, genug bewundert. Der Tee wird kalt.“
„Jaja, wir kommen schon!“ Ein neuer Hustenanfall erschütterte Jones und wir gingen langsam zur Treppe.
„Sie haben aber die meisten Stücke nicht selber gefunden, oder?“, fragte Holmes.
„Nein, ich tausche oder kaufe von meinen Brieffreunden oder sie vermitteln mir Stufen, so entstand im Laufe der Zeit die Sammlung. Ich habe mich schon als Kind für Steine und Minerale interessiert.“
Wir stiegen nach oben, ließen Jones den Vortritt und Holmes hielt mich zurück.
„Der Fall ist klar, Watson. Die Ehefrau vergiftet langsam ihren Mann, wahrscheinlich mit dem Rattengift, das im Keller ausgestreut liegt.“
„Das sehe ich genauso“, sagte ich. „ Wollen wir Inspektor Lestrade informieren?“
„Noch nicht. Wir haben nur einen Verdacht. Ich werde Mrs. Jones des Ehebruchs überführen, dann haben wir das Motiv und können die Polizei einschalten. Mister Jones muss unbedingt ins Hospital. Zum Einen, weil er da ärztlich versorgt wird und zum Anderen, um ihn aus den Fängen seiner Frau zu befreien. Wir werden oben mit ihm reden und ihn überreden, hoffe ich.“
„Gut, versuchen wir es.“
Wir tranken eine Tasse Tee, um nicht unhöflich zu erscheinen und weihten das Paar ein, Mr. Jones erneut für ein paar Tage in die Obhut der Ärzte zu geben. Er brauche unbedingt medizinische Hilfe und Ruhe. Es verwunderte mich, dass Mrs. Jones gleich dem Plan zustimmte. Mr. Jones war nicht erfreut, das traute Heim zu verlassen, er sträubte sich erst und wollte seine Frau um sich haben. Ich sagte ihm, sie könnte ihn ja täglich besuchen, wollte aber insgeheim dafür sorgen, dass sie nie mit ihrem Mann allein war, wenn sie ihn besuchte. Sie sollte keine Gelegenheit bekommen, ihm im Hospital Gift zu geben. Die Aussicht auf Heilung gab schließlich den Ausschlag und Jones willigte ein. Seine Frau packte zusammen, was er für ein paar Tage benötigte und bedauerte, ihn nicht begleiten zu dürfen.
Wir brachten Jones zum traditionsreichen Sankt Thomas Hospital in Lambeth, direkt an der Themse, das schon 1215 urkundlich erwähnt wurde. Wahrscheinlich wurde es sogar bereits 1173 gegründet, als der Namensgeber Thomas Becket heilig gesprochen wurde. Ich sprach mit dem einweisenden Arzt über unseren Verdacht, Mrs. Jones betreffend. Sie sollte nur in Begleitung ihren Mann sehen dürfen und er versprach, meiner Bitte nachzukommen.
Wir kamen mit bis auf das Zimmer, das man Jones zuwies. Er fiel sogleich völlig erschöpft aufs Bett und schlief ein. Mehrere Haarbüschel lösten sich von seinem Kopf und lagen auf dem Kopfkissen.
„Hoffen wir, dass er sich schnell wieder erholt, wie schon einmal im Urlaub am Meer, Watson.“
„Ja, das hoffe ich auch.“
Wir fuhren endlich heim, wussten Mr. Jones gut versorgt und schliefen auch bald. Mich hatte der Tag erschöpft, ich wollte nicht mehr über Jones oder Krankheiten reden, nur etwas essen und ins Bett.
Tags darauf begab ich mich wieder in die Praxis, um meiner ärztlichen Pflicht nachzugehen und mich um meine Patienten kümmern. Holmes wollte Mrs. Jones unter Beobachtung halten und sie verfolgen, wenn sie das Haus verließ. Er hatte vor, sie dabei zu erwischen, wie sie sich mit ihrem Liebhaber traf. Dann hätte er ein Motiv dafür gefunden, dass sie ihren Mann loswerden wollte und könnte die Polizei informieren. Ohne das Motiv würde ihn kein Polizist ernst nehmen und der Sache nachgehen, das wusste er. Auch Lestrade, der oft von Holmes wertvolle Hinweise auf Straftaten oder Täter bekommen hatte, würde nur auf einen vagen Verdacht hin und aufgrund eines Unwohlseins des vermeintlichen Opfers keinen Finger
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