Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1
sehr!“
„Liebt Ihre Frau Sie?“
„Natürlich, also ich denke schon. Nein, ich bin sicher, sie liebt mich. Warum fragen Sie so etwas?“
„Nun, weil irgendjemand Ihnen nach dem Leben trachtet. Haben Sie Feinde, Neider, im Job oder privat? Haben Sie Schulden?“
„Nein, nichts dergleichen.“
„Wir sollten aber eine Krankheit nicht völlig ausschließen“, mischte ich mich als Arzt wieder ins Gespräch.
„Da haben Sie Recht, Watson“, Holmes nickte bestätigend mit dem Kopf. Er war jetzt wieder ganz der Alte. Ein supergenialer Detektiv, der einen neuen Fall angenommen hat und nun alle Spuren sondiert und erste vage Ermittlungsrichtungen festlegt.
„Erzählen Sie uns von sich, alles, was Ihnen einfällt“, wandte er sich wieder an Jones. „Wie verbringen Sie den Tag, was nehmen Sie zu sich, wo und wie wohnen Sie. Wie intensiv ist Ihr Kontakt zur Natur, zu anderen Menschen? Haben Sie Allergien, Magenprobleme? Wir müssen alles wissen.“
„Oh, da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir wohnen in einem kleinen Haus, haben immer noch die gleiche Farbe, Tapete und Möbel, schon seit fünf Jahren. Ich frühstücke Ham and Eggs, welche mir meine Frau bereitet, fahre mit dem Bike zur Arbeit und sitze die meiste Zeit vor Karteikarten und Lohnzetteln, die ich ausfülle, neu erstelle oder umschreibe. Kontakt mit Menschen habe ich wenig, besitze keine Freunde, nur ein paar Brieffreunde über mein Hobby. Abends kehre ich heim und esse, was mir meine Frau kochte. Magenprobleme habe ich erst seit der seltsamen Erkrankung, Probleme mit der Haut auch. Allergien kenne ich keine von mir, höchstens ein geringfügiger Schnupfen im Herbst zur Heuerntezeit, als ich noch auf dem Lande lebte. In die Natur komme ich nur noch selten, früher unternahm ich öfter Ausflüge, aber seit ich mit meiner Frau zusammenlebe, nunmehr sechs Jahre lang, gehen die Ausflüge gegen null. Ich habe keine Feinde, Neider, Schulden und das war es über mich, denke ich.“
„Was ist Ihr Hobby?“
„Ach ja, ich sammle leidenschaftlich Mineralien und Gesteine. Unser ganzer Keller ist zum Leidwesen meiner Frau angefüllt mit Regalen und Kommoden voller Stufen. Darüber schreibe ich mich mit einigen losen Freunden, die dem gleichen Hobby frönen. Wir tauschen auch gelegentlich einige Stücke. Und obwohl in meiner Sammlung auch Edelsteine zu finden sind, ist der Gesamtwert nicht so hoch, um als Vermögen zu gelten oder einen Mord zu rechtfertigen, glauben Sie mir.“
„Hm ...“, machte Holmes. Ich merkte, wie er sich in einen Gedanken verbiss und im Kopf die erhaltenen Informationen sortierte.
„Ich danke Ihnen vielmals für die ausführlichen und teilweise sehr privaten Antworten. Ich werde sie überdenken, ein paar Ermittlungen anstellen und Nachforschungen betreiben. Dann melde ich mich wieder bei Ihnen oder lasse Ihnen über Doktor Watson eine Nachricht zukommen. Ist das für Sie so in Ordnung, Mister Jones?“
„Natürlich. Haben Sie gleichfalls vielen Dank. Haben Sie noch Fragen, Doktor?“, fragte er mich.
„Nein, danke. Ich werde mich mit Mister Holmes austauschen. In der Zwischenzeit werde ich Sie krank schreiben und noch einmal ins Hospital verweisen. Vielleicht erholen Sie sich dort wieder, wie schon einmal.“
„Eine gute Idee“, meinte Holmes und empfahl sich.
„Es gibt zwei Möglichkeiten, Watson“, eröffnete mir Holmes, als Mr. Jones gegangen war.
„Erstens, der Herr verschweigt uns seine Konkubine. Vielleicht ist ihm seine Ehefrau nicht mehr genug oder er liebt sie nicht mehr. Und die Konkubine ist unzufrieden und will ihn aus dem Weg räumen, obwohl sie dann wohl eher die Ehefrau vergiften sollte, um den Mann für sich allein zu haben. Oder zweitens, seine Ehefrau betreibt Konkubinat und will den Ehemann loswerden, indem sie ihn langsam und schleichend vergiftet, um es wie eine schwere Krankheit aussehen zu lassen. Meine bevorzugte Annahme.“
„Vielleicht ist aber auch die Ehefrau hinter sein Fremdgehen gekommen, wenn es denn eins gibt und will ihn deshalb ermorden?“, warf ich ein.
„Ausgezeichnet, Watson! Eine brillante These! Gegen Mrs. Jones spricht auf jeden Fall, dass sie sich nicht krank fühlt. Ein wichtiger Aspekt.“
„Nun ja, womöglich besitzt sie aber auch nur eine robustere Konstitution und ist deshalb nicht oder noch nicht erkrankt.“
„Möglich, Watson. Ich werde ein paar Erkundigungen einziehen und mich etwas umhören. Sie haben ja noch zu arbeiten, mein Bester. Wir sehen
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