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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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durch das Fenster selbst fabriziert haben, während es ziemlich wahrscheinlich ist, daß sie ihn über die Zugbrücke haben entkommen lassen. So sehe ich es.«
    Die beiden Detektive schüttelten die Köpfe.
    »Na, Mr. Holmes, wenn das wahr ist, dann stolpern wir von einem Rätsel in das andere«, sagte der
    Inspektor aus London.
    »Und in mancher Hinsicht in ein schwierigeres«, fügte White Mason hinzu. »Die Dame ist noch nie in ihrem Leben in Amerika gewesen. Wie konnte sie Verbindung zu einem amerikanischen
    Gewaltverbrecher haben, der sie veranlaßte, ihn zu decken?«
    »Ich gebe alle diese Schwierigkeiten gern zu«, sagte Holmes. »Ich beabsichtige, mich heute nacht ein wenig auf eigene Faust umzusehen. Es wäre immerhin möglich, daß sich da etwas ergibt, was uns
    weiterhilft.«
    »Können wir Ihnen dabei helfen, Mr. Holmes?«
    »Nein, nein! Dunkelheit und Dr. Watsons Regenschirm — das ist alles, was ich brauche. Und Ames, der treue Ames, wird schon ein Auge zudrücken. Alle meine Gedankengänge führen mich immer wieder zu
    der einen Grundfrage zurück: Warum sollte ein sportlicher Mann, der seinen Körper in Form halten will, mit einem so unnatürlichen Instrument wie einer einzelnen Hantel trainieren?«
    Es war schon spät in der Nacht, als Holmes von seinem einsamen Unternehmen zurückkam. Wir schliefen gemeinsam in einem Doppelzimmer, das beste, was uns der kleine Dorfgasthof hatte anbieten können. Ich hatte schon geschlafen, wurde durch seinen Eintritt halbwach und fuhr aus meinen Träumen hoch.
    »Na, Holmes«, murmelte ich, »haben Sie was gefunden?«
    Er stand schweigend neben mir, die Kerze in der Hand. Dann beugte sich die große, magere Gestalt zu mir herab. »Hören Sie, Watson«, flüsterte er. »Würden Sie sich fürchten, mit einem Verrückten im
    gleichen Zimmer zu schlafen, einem Mann mit Gehirnerweichung, einem Idioten, der nicht mehr Herr
    seines Verstandes ist?«
    »Nicht im geringsten«, antwortete ich erstaunt.
    »Ah, da habe ich aber Glück«, antwortete er und sprach in dieser Nacht kein weiteres Wort.

7. KAPITEL
    Die Lösung
    Am nächsten Morgen fanden wir nach dem Frühstück Inspektor MacDonald und White Mason in dem
    kleinen Aufenthaltsraum der Ortspolizei zusammensitzen. Auf dem Tisch vor ihnen lag ein Haufen Briefe und Telegramme, die sie sorgfältig durchlasen und sortierten. Drei davon waren zur Seite gelegt.
    »Immer noch auf der Suche nach dem ausgerissenen Radfahrer?« fragte Holmes vergnügt. »Was gibt es Neues von dem Schurken?«
    MacDonald zeigte kleinlaut auf den Stapel Papiere. »Er wird als wohnhaft angegeben in Leicester,
    Nottingham, Southampton, Derby, East Ham, Richmond und vierzehn anderen Städten, In drei von diesen Städten — East Ham, Leicester und Liverpoolwird er polizeilich gesucht, auch war er schon einmal
    verhaftet. Das ganze Land scheint voll von flüchtenden Verbrechern in gelben Mänteln zu sein.«
    »Du meine Güte!« sagte Holmes mitfühlend. »Aber jetzt möchte ich Ihnen, Mr. Mac und Ihnen, Mr.
    White Mason, ein paar ernstgemeinte Ratschläge geben. Als ich mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen einließ, habe ich mit Ihnen ausgehandelt, wie Sie sich gewiß erinnern werden, daß ich Ihnen keine unausgegorenen Theorien präsentieren würde, vielmehr wollte ich mich zurückhalten und eigene
    Theorien ausarbeiten, bis ich selbst damit zufrieden wäre. Aus diesem Grunde sage ich ihnen auch in diesem Moment nicht alles, was ich weiß. Andererseits habe ich Ihnen Fair play versprochen, und ich glaube nicht, daß es fair ist, wenn ich zulasse, daß Sie Ihre Energie auch nur einen Augenblick lang an eine undankbare Aufgabe verschwenden. Darum bin ich heute morgen hier, um Ihnen einen Rat zu geben, und mein Rat ist in drei Worten gesagt: den Fall aufgeben.«
    MacDonald und White Mason starrten ihren Kollegen an.
    »Sie halten ihn für hoffnungslos!« rief der Inspektor.
    »Ich halte Ihren Fall für hoffnungslos. Ich halte es nicht füt hoffnungslos, zur Wahrheit zu gelangen.«
    »Aber dieser Radfahrer. Er ist doch keine Erfindung. Wir haben seine Beschreibung, seine Reisetasche, sein Fahrrad. Der Bursche muß doch irgendwo sein. Warum sollten wir ihn nicht kriegen?«
    »Ja, ja, ohne Zweifel ist er irgendwo, und ohne Zweifel werden wir ihn kriegen, aber ich möchte nicht, daß Sie Ihre Energie in East Ham oder Liverpool verschwenden. Ich bin sicher, daß wir einen kürzeren Weg zu einem Ergebnis finden werden.«
    »Sie verschweigen uns etwas. Das ist

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