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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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umdrehten, um an dem Streit teilzuhaben. »Hab' ich Sie um Rat gebeten oder halten Sie mich für solch ein Baby, daß ich nicht ohne Sie auskommen kann? Reden Sie erst, wenn Sie gefragt werden, und, bei Gott, was mich betrifft, können Sie lange darauf warten.«
    Er schaute den Polizisten gerade ins Gesicht und grinste sie wie ein zähnefletschender Hund an.
    Die beiden Polizisten, schwere, gutmütige Männer, waren über die außergewöhnlich heftige Reaktion verblüfft, mit der ihre freundliche Annäherung abgewiesen wurde.
    »War ja nicht böse gemeint«, sagte der eine. »Ich habe Sie nur zu Ihrem eigenen Besten warnen wollen, weil ich sehe, daß Sie fremd hier sind.«
    »Ich bin fremd hier. Aber an Ihnen und Ihresgleichen ist mir nichts fremd!« schrie McMurdo in kalter Wut. »Mir scheint, ihr seid überall die gleichen und gebt gute Ratschläge, die keiner haben will.«
    »Vielleicht lernen wir uns bald besser kennen«, sagte einer der Polizisten grinsend. »Sie scheinen mir einer von der richtigen Sorte zu sein, wenn ich mich nicht irre.«
    »Das habe ich auch gedacht«, bemerkte der andere. »Vermutlich werden wir uns bald wiedersehen.«
    »Vor euch fürchte ich mich nicht, glaubt nur das nicht!« schrie McMurdo. »Ich bin Jack McMurdo —
    begriffen? Und wenn ihr mich sucht, findet ihr mich bei Jacob Shafter in der Sheridan Street in Vermissa.
    Ich verstecke mich nicht vor euch, damit das bloß klar ist! Bei Tag und Nacht schaue ich euch ins Gesicht und nehme es mit euch auf — bildet euch bloß nichts ein!«
    Unter den Bergleuten erhob sich ein Murmeln der Sympathie und Bewunderung für das furchtlose
    Betragen des Fremden, während die beiden Polizisten die Achseln zuckten und ihr Gespräch
    wiederaufnahmen.
    Ein paar Minuten später lief der Zug in einem schlecht beleuchteten Bahnhof ein, und hier stieg fast alles aus, denn Vermissa war der bei weitem größte Ort an der Strecke. McMurdo ergriff sein Lederköfferchen und wollte gerade in die Dunkelheit hinaus, als einer der Bergleute ihn ansprach.
    »Mein Gott, Kumpel! Den Bullen hast du's aber gegeben!« sagte er mit Ehrfurcht in der Stimme. »Es war einfach großartig. Laß mich dein Köfferchen tragen und dir den Weg zeigen. Auf dem Weg zu meiner
    Bretterbude muß ich sowieso bei Shafters vorbei.«
    Von den anderen Bergleuten kam ein freundliches »Gute Nacht«, als sie den Bahnsteig verließen. Noch ehe er seinen Fuß in die Stadt gesetzt hatte, war der wilde McMurdo eine Berühmtheit in Vermissa
    geworden.
    Wenn schon das Land, durch das der Zug gefahren war, einen finsteren Eindruck gemacht hatte, so war die Stadt in ihrer Art noch deprimierender. Das lange Tal drunten hatte durch die riesigen Feuer und Rauchwolken der Industrieanlagen wenigstens eine gewisse düstere Größe. Kraft und Fleiß des Menschen fand in den Halden, die er neben seinen gewaltigen Ausgrabungen aufgeschüttet hatte, so etwas wie passende Denkmäler. Aber die Stadt hatte überall die gleiche Häßlichkeit und Verkommenheit
    aufzuweisen. Die breite Hauptstraße war durch den vielen Verkehr zu einem scheußlichen Brei aus
    schmutzigem Schnee aufgewühlt worden. Die Bürgersteige waren uneben und schmal. Die vielen
    Gaslampen dienten nur dazu, um so deutlicher die Häßlichkeit einer langen Reihe von Holzhäusern zu zeigen, jedes mit einer Veranda zur Straße hin, ungepflegt und schmutzig.
    Als sie sich dem Stadtzentrum näherten, wurde die Szene etwas freundlicher durch eine Reihe
    hellerleuchteter Geschäfteund mehr noch durch Bars und Spielhöllen, die sich hier haufenweise drängten und in welchen die Bergleute ihren hartverdienten guten Lohn ließen.
    »Das ist das Gewerkschaftshaus«, sagte der Führer und wies auf eine Bar, die schon beinahe wie ein Hotel aussah. »Jack McGinty ist der Besitzer.«
    »Was für ein Mensch ist er?« fragte McMurdo. »Was, haben Sie noch nie vom Boß gehört?«
    »Wie kann ich von ihm gehört haben? Sie wissen doch, daß ich hier fremd bin.«
    »Na ja, ich habe gedacht, der Name sei im ganzen Land bekannt. In der Zeitung hat er oft genug gestanden.« »Weshalb?«
    »Na ja«, der Bergmann senkte die Stimme, »wegen der Affären.«
    »Welche Affären?«
    »Guter Gott, Mister, Sie sind komisch, das muß ich sagen. Nehmen Sie es mir nicht übel. Es gibt
    überhaupt nur eine Art von Affären über die man hier redet, und das sind die Affären der Scowrer.«
    »Ah, von den Scowrer habe ich wohl in Chicago in der Zeitung gelesen. Eine Mörderbande,

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