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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Loge, und wo eine Loge ist, da finde ich auch Freunde.«
    Diese Bemerkung hatte einen seltsamen Eindruck auf seinen Mitreisenden gemacht. Argwöhnisch schaute er sich im Abteil um. Die Bergarbeiter flüsterten immer noch zusammen. Die beiden Polizisten dösten vor sich hin. Er kam herüber und setzte sich dicht neben den jungen Reisenden und streckte ihm die Hand hin.
    »Schlag ein«, sagte er.
    Sie wechselten einen Händedruck.
    »Ich sehe, daß du die Wahrheit sagst«, sagte der Arbeiter. »Aber sicher ist sicher.« Er hob seine rechte Hand an seine rechte Augenbraue. Sofort erhob der Reisende seine linke Hand an seine linke
    Augenbraue.
    »Dunkle Nächte sind unangenehm«, sagte der Arbeiter.
    »Ja, für Fremde, die unterwegs sind«, antwortete der andere.
    »Das genügt. Ich bin Bruder Scanlan, Loge 341, Vermissa Valley. Es freut mich, dich hier begrüßen zu können.«
    »Vielen Dank. Ich bin Bruder John McMurdo, Loge 29, Chicago. Meister vom Stuhl J. H. Scott. Aber ich habe ja wirklich Glück, daß ich so schnell einen Bruder finde.«
    »Nun, es gibt hier viele von uns. Nirgendwo in den Staaten wirst du die Bruderschaft glühender finden als hier im Vermissa Valley. Aber ein paar Burschen wie dich könnten wir noch gebrauchen. Ich kann nicht verstehen, daß ein munterer Logenbruder in Chicago keine Arbeit finden sollte.«
    »Arbeit hätte ich genug haben können«, sagte McMurdo.
    »Warum bist du dann fortgegangen?«
    McMurdo nickte in Richtung der Polizisten und lächelte. »Ich glaube, diese Kerle wüßten das auch gern«, sagte er.
    Scanlan grunzte verständnisvoll.
    »In Schwierigkeiten?« flüsterte er.
    »Großen.«
    »Eine Zuchthaussache?«
    »Mit allem, was dazu gehört.«
    »Aber kein Mord?«
    »Es ist ein bißchen zu früh, um über solche Sachen zu reden«, sagte McMurdo mit der Miene eines
    Mannes, der sich hat verleiten lassen, mehr zu sagen, als er eigentlich wollte. »Ich hatte meine
    persönlichen Gründe, Chicago zu verlassen, das muß dir genügen. Wer bist du eigentlich, daß du mir solche Fragen stellst?« In seinen grauen Augen hinter den Gläsern seiner Brille glomm plötzlich
    gefährlicher Zorn auf.
    »Ist ja schon gut, Kumpel, ich hab's nicht böse gemeint. Die Jungens denken deswegen doch nicht
    schlechter von dir, was immer du auch getan hast. Wohin willst du jetzt?«
    »Nach Vermissa.«
    »Das ist der dritte Halt von hier aus. Wo wirst du wohnen?«
    McMurdo zog einen Umschlag aus der Tasche und hielt ihn dicht an die Petroleumlampe heran. »Hier ist die Adresse—Jacob Shafter, Sheridan Street. Es ist ein Gästehaus, das mir jemand empfohlen hat, den ich aus Chicago kenne.«
    »Nun, ich kenne es nicht. Aber in Vermissa kenne ich mich auch nicht aus. Ich wohne in Hobson's Patch, das ist jetzt die nächste Station. Aber hör mal, ich will dir einen Rat geben, ehe wir uns trennen: Falls du in Vermissa Schwierigkeiten hast, geh gleich zum Logenhaus und sprich mit Boß McGinty. Er ist der Meister vom Stuhl der Loge in Vermissa, und dort geht nichts über die Bühne, was Black Jack McGinty nicht will. Mach's gut, Kumpel! Wir treffen uns vielleicht an einem dieser Abende. Aber denk an meine Worte: Wenn du Sorgen hast, geh zu McGinty.«
    Scanlan stieg aus, und McMurdo war aufs neue seinen Gedanken überlassen. Es war nun Nacht
    geworden, und die Flammen der Hochöfen glühten und loderten in der Dunkelheit. Vor diesem
    schaurigen Hintergrund sah man dunkle Gestalten, die sich vornüberbeugten und aufrichteten, sich
    drehten und wendeten mit den mechanischen Bewegungen der Kurbel oder Winde, die sie betätigten, im Rhythmus eines ewigen Geklirres und Getöses.
    »So muß es wohl in der Hölle aussehen«, sagte eine Stimme. McMurdo drehte sich um und sah, daß einer der Polizisten zum Fenster hinaussah und in die feurige Wüste starrte.
    »Was das betrifft«, sagte der andere Polizist, »gebe ich dir recht. So etwa muß die Hölle sein. Wenn es dort unten schlimmere Teufel gibt als einige hier, die ich mit Namen nennen könnte, dann wäre das mehr, als ich erwarte. Sie sind wohl fremd hier in dieser Gegend, junger Mann?«
    »Na, und was ist, wenn ich das bin?« antworte McMurdo mürrisch.
    »Nur das, Mister: Ich möchte Ihnen raten, Ihre Freunde vorsichtig zu wählen. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich auf Mike Scanlan und seine Bande erst gar nicht einlassen.«
    »Was zum Teufel geht Sie das an, wer meine Freunde sind?« brüllte McMurdo mit einer Stimme los, daß sich alle Köpfe im Abteil

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