Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
Grund abzusuchen. Nun war ich kein junger Mann mehr. Nachdem ich etwa zwei Stunden geschwommen war, machte sich mein Herz durch heftige Schmerzen bemerkbar. Plötzlich schwanden mir die Sinne. Das Letzte, was ich sah, war hoch droben die Sonne, die ihre Strahlen zu mir ins Meer hinabschickte und die auf einmal so unerreichbar war.

    Ich erinnere mich an wilde Träume von Seeungeheuern und Riesenkraken, die mich hinabzogen zu versunkenen Galeeren, deren skelettierte Ruderer noch an den Ruderbänken angekettet waren und mich mit freudigem Grinsen begrüßten. Dann sah ich Beth im Traum. Sie verwöhnte mich mit ihren warmen Lippen.
    Ich erwachte von einem leisen metallischen Klingeln, und weil mich etwas Kaltes im Schoß berührte. Als ich die Augen aufschlug, lag ich an dem Platz, wo ich Beth voller Leidenschaft umarmt hatte. Über mir kniete eine Gestalt und liebkoste mich mit dem Mund. Sie war völlig kahlköpfig, von azurblauer Hautfarbe und splitternackt. Sie hatte drei Brüste nebeneinander und roch irgendwie nach Fisch. Eine blaue Schlange wand sich um ihren Hals und beäugte mich züngelnd.
    Als das Wesen meinen Blick bemerkte, erwiderte sie ihn aus ebenfalls azurblauen Augen, ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen.
    Ich ließ mich auf den schwarzen Sand zurückfallen. Das musste ein Traum sein! Und während ich mich noch fragte, wo meine Schwimmhose geblieben war, wurde die Mühe des Wesens gegen meinen Willen von Erfolg gekrönt. Sie lachte lautlos und leckte sich mit ihrer blauen Zunge, die weiß becremten Lippen ab. Mit einem Ruck setzte ich mich auf.
    „Was ...? Wer ...?“, stammelte ich. „Wo ist Elizabeth?“ Statt mir eine Antwort zu geben, öffnete sie den Mund und sang.
    Sang mit einer süßen, schwebenden Silberfadenstimme eine Melodie ohne Worte, die meinen Widerstand hinwegtrug und meine Lust neu weckte. Im nächsten Augenblick saß sie auf meinem Schoß und ritt mich so, wie Beth es getan hatte. Kaum waren wir auf dem Gipfel der Leidenschaft angelangt, legte sie sich auf den Bauch und spielte den Altar, auf dem ich opfern sollte. Nochmals musste sie meinen Widerstand hinwegsingen, damit ich das Opfer darbringen konnte. Die Schlange sah mir über ihre Schulter hinweg misstrauisch zu.
    Schließlich nahm das blaue Weib meine Hände und stimmte erneut ein Lied an. Es übermittelte ihre Gedanken so deutlich, als würde sie zu mir sprechen. Seit sie Beth und mich beobachtet habe, habe sie sich auch einmal mit einem Menschenmann vereinigen wollen. Zum Dank für die empfundene Lust schenke sie mir drei blaue Muscheln aus der blauen Grotte. Wenn ich eine beim Wünschen fest in der Hand hielte, würde mein Wunsch in Erfüllung gehen. Ihre drei Küsse auf meine Wangen und meinen Mund waren eiskalt. Dann kroch sie – obwohl sie Füße und keinen Fischschwanz hatte – zum Meer, winkte noch einmal und war im nächsten Moment in den Wellen verschwunden. Erstaunt blickte ich auf die drei Muscheln in meiner Hand. Dann wusste ich plötzlich, was mich so irritiert hatte: Sie hatte Beths Ohrringe getragen!
    Ich setzte rasch die Schwimmbrille auf und sprang hinterdrein, doch bis ich eingetaucht war, sah ich nur noch undeutlich einen bläulichen Schatten rasch in der Ferne verschwinden. Vielleicht war sie, schoss es mir durch den Kopf, der Delphin, den ich am ersten Tag unseres Aufenthalts auf der Insel gesehen zu haben meinte.

    Am nächsten Tag erstattete ich beim britischen Konsul Sir Geoffrey MacGredy eine Abgängigkeitsanzeige, wobei ich mich allerdings auf den stubenreinen Teil unserer Geschichte beschränkte und das blauhäutige Weib unerwähnt ließ.
    „ Wo waren Sie?“ Er schrie es fast.
    „Auf dieser kleinen Insel, die die Einheimischen Kalimera nennen!“, antwortete ich arglos.
    „Sie Unglücksmensch! Diese Insel liegt in osmanischen Hoheitsgewässern! Wenn man Sie entdeckt hätte! Sie wären stante pede in einem türkischen Gefängnis gelandet. Und wie es dort zugeht, wollen Sie lieber nicht wissen!“
    Der Konsul schärfte mir ein, die Suche um Gottes willen nicht auf eigene Faust fortzusetzen. Hätte ich nur auf ihn gehört! Nach zwei Tagen in meiner Herberge hielt ich es nicht länger aus und ließ mich wieder auf die Insel bringen.
    Ich hatte die drei Muscheln der Meerjungfrau – die, wie ich trotz allem mit einem gewissen Triumph feststellte, inzwischen keine Jungfrau mehr sein konnte – in der Innentasche meiner neuen Badehose und setzte die Schwimmbrille mit dem Schnorchel auf. Gerade

Weitere Kostenlose Bücher