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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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doch die beiden blieben plötzlich stehen. Als ich ihren erstaunten Blicken folgte, sah ich steuerbords das blaue Meerweib mit seiner Schlange auf der Schulter leibhaftig über die Reling klettern. Beths Mörderin! Sie öffnete den Mund und lockte mich mit einer Melodie ohne Worte zu sich. Ich wollte zu ihr hintreten, doch Holmes hielt mich fest. Als ich ihn wegstoßen wollte, boxte er mich in den Solarplexus und nahm mich in einen Schwitzkasten, aus dem ich mich nicht befreien konnte.
    „Ruhig, Watson!“
    Das Nächste, was ich sah, war die Messingtülle eines Löschschlauchs in Tipples Händen. Noch immer drang diese süß lockende Stimme an mein Ohr. Tipple legte einen Hebel um und richtete einen Dampfstrahl auf das blaue Weib. Ihr Gesang brach sofort ab und ein Schmerzensschrei gellte mir in den Ohren. Auf den Planken breitete sich eine blaue Lache aus. Das Weib versuchte, aus dem Dampf herauszukriechen, doch der Strahl folgte ihr unbarmherzig und zerschmolz sie wie die Sonne eine Qualle am Strand. Nur die blaue Schlange konnte unter der Reling hindurch ins Meer entwischen.
    Schließlich drehte Tipple den Hahn wieder zu. Bläuliche Schaumbläschen blubberten übers Deck und lösten sich rasch auf. Zurück blieb nur ein Paar goldener Ohrringe.
    Tipple hob sie auf, um sie ins Meer zu schleudern.
    Holmes ließ mich los. „Tipple! Nein!“
    „Weiber an Bord bringen sieben Jahre Pech, besonders die mit drei Titten!“
    „Das Meerweib hat sie gestohlen und ihre Besitzerin getötet. Ich muss die Ohrringe den Angehörigen überbringen.“ Widerstrebend ließ er den Schmuck in meine ausgestreckte Hand fallen.
    „Danke.“
    „Aye, aye, Doktor.“
    Später bat uns Pete Bell doch noch zum Essen in seine Kajüte.
    Nach der Mahlzeit erörterten wir bei einem Becher Rum den seltsamen Fall.
    „Wie komme ich nur je wieder aus dieser Sache heraus?“ Ich seufzte verzweifelt. „Ich bin doch kein Mörder!“
    „Nun“, meinte Holmes, „wir könnten gegenüber Sir Geoffrey schriftlich bezeugen, dass die wahre Mörderin und Diebin eine Einheimische war, reumütig die Ohrringe aufs Schiff brachte und sich dann durch einen Sprung ins Meer selbst richtete. Ihre Leiche ... ging unter. Das dürfte zumindest Ihren Hals retten.“
    „Aber nicht meinen Ruf. Ihnen wird man auch zweifellos glauben, Holmes, aber, verzeihen Sie, Mr Bell, ist ein, äh ...“
    „... ehrbarer Transportunternehmer mit britischem Kapitänspatent“, ergänzte Bell.
    „Und vertritt“, meinte Holmes, „die Interessen des Amtes, dem mein Bruder Mycroft vorsteht!“
    „Nur gelegentlich.“ Bell winkte ab. „Aber jetzt, Doktor, zeigen Sie doch mal diese Wunschmuscheln.“
    „Gerne.“
    Ich griff in meine Tasche.
    „Nanu? Sie waren doch ...“

    Ich konnte sie nirgends finden. Dann dämmerte es mir: Meine drei Wünsche hatten sie aufgezehrt! Warum hatte ich Idiot denn keine Sekunde daran gedacht, mit einem davon Elizabeth ins Leben zurückzuwünschen?

 

Aino Laos
    www.ainolaos.com
    Aino Laos startete in London ihre musikalische Karriere.
    In den letzten zehn Jahren etablierte sie sich erfolgreich als Mitautorin großer Mu-sicalproduktionen. Nicht selten kreierte sie in ihren Musicals auch die Hauptrollen an den verschiedensten Theatern in Deutschland.
    Aino Laos malt leidenschaftlich gern, lässt aber auch ihrer Phantasie beim Schreiben von Kurzgeschichten immer wieder freien Lauf. Ihre Storys sind in verschiedenen Anthologien erschienen. Jüngst in der Hardcover-Anthologie Advocatus Diaboli (Hrsg. Alisha Bionda, Edition Roter Drache) und Die Begegnung – und andere düstere Winterlegenden (Hrsg. Alisha Bionda, Sieben Verlag).
    2010 war sie als Vocal Coach bei POPSTARS auf PRO 7 zu sehen.

DAS DUPLIKAT

    Aino Laos
    Übersetzt von Christoph Marzi
    Es war noch nicht einmal sechs Uhr, als meine Frau und ich unsanft von einem andauernden Läuten der Türklingel geweckt wurden.
    „Gütiger Himmel, James. Wer kann dies sein zu dieser Stunde? Die Praxis wird nicht vor neun Uhr geöffnet.“ Sie seufzte. „Unser neues Mädchen ist schon wieder nachlässig, es muss sich um einen Notfall handeln.“
    Ich warf meinen Hausmantel über, schlüpfte in die Lederpantoffeln und eilte nach unten in den eisigen Korridor, das alles nur, um an der Tür von meiner alten Vermieterin Mrs Hudson begrüßt zu werden. „Mr Holmes bat mich, Ihnen diese dringliche Notiz persönlich zu überstellen, Dr. Watson – sie ist von allergrößter Wichtigkeit.“ Ich nickte dankbar,

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