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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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genug gekommen war. Achtlos fiel der Ast zu Boden, während er den Kopf drehte und lauschte. Sein empfindliches Gehör ortete die Richtung. Die Sekunden verstrichen, dann begann er, auf die Geräusche zuzugehen.

    Wieder hatte Holmes einen Revolver in der Hand. Nicht derselbe wie damals. Ein neueres Modell mit einem größeren Kaliber. In der anderen hielt er eine Petroleumlampe, die in seinem Rucksack gesteckt hatte. Auch Tibbs war bewaffnet. Er trug einen Karabiner mit fünf Schuss im Magazin. Gemeinsam drangen die Männer immer tiefer in die Höhle vor. Holmes, der aufmerksam den Boden betrachtete, folgte zielsicher den deutlich sichtbaren Spuren, die von einem Menschen stammen mussten. Es waren viele – ältere und frische.
    „Wir sind nah dran“, flüsterte Holmes. „Es kann nicht weit vor uns sein.“ Sein Atem ging immer noch schwer.
    „Hoffentlich gibt es keinen zweiten Ausgang.“ Tibbs’ tiefe Stimme grollte durch die Höhle. Er gab sich keine Mühe, leise zu sein.
    „Ich will das Ding erwischen. Jetzt !“ Sie drangen weiter vor. Im Inneren der Höhle war es erstaunlich geräumig. Fledermäuse hingen von der Decke. Gelegentlich huschte irgendetwas, vermutlich eine Maus, knapp außerhalb des Lichtkreises über den Boden. Sie hasteten weiter. Der Gang weitete sich in eine größere Kammer.
    Plötzlich stand er da.
    Der Mann, das Ding, die Kreatur, und rührte sich nicht. Mit ausdruckslosem Blick schaute er in ihre Richtung und doch, irgendwie durch sie hindurch. Kein Muskel zuckte. Genauso gut hätte dort ein Stück Felswand stehen können. Holmes hob den Revolver, brachte es aber nicht fertig abzudrücken. Hätte dieses Unwesen ihn angegriffen ... Aber so? Sein ganzes Ich sträubte sich gegen diese Vorstellung.
    Alles hätte er erwartet, aber nicht dieses regungslose Verharren. Tibbs nahm ihm die Entscheidung ab. Der Knall des abgefeuerten Karabiners hallte durch die Dunkelheit. Ein kreisrundes Loch zeichnete sich auf der Stirn des Gestaltwandlers ab. Kein Laut kam über seine Lippen. Er stand einfach weiter da, schien jedoch zu schwanken.
    Ein weiterer Schuss, und dann noch einer. Beide trafen in Höhe des Herzens. Erstaunlich wenig Blut quoll aus den Wunden. Im Zeitlupentempo sank die Kreatur in sich zusammen, und blieb mit dem Gesicht nach oben regungslos liegen. Holmes und Tibbs standen da und sahen auf das Wesen herab, das sie so lange verfolgt hatten. Dessen Augen waren weit geöffnet. Holmes konnte nicht erkennen ob es noch atmete. Er wusste nicht einmal, ob es je geatmet hatte. Doch er brachte es nicht über sich, den Körper zu berühren, um festzustellen, ob noch Leben in ihm war. Stattdessen nahm er seinen Rucksack ab.
    „Bringen wir es zu Ende“, sagte er mehr zu sich selbst. Tibbs zielte immer noch auf den regungslos daliegenden Körper. Holmes entnahm dem Rucksack einen Kanister mit Petroleum, dann übergoss er den Körper, bis kein Tropfen mehr in dem Behälter war, und ließ diesen achtlos fallen.
    Tibbs senkte den Karabiner, trat näher heran, griff in die Hosentasche und holte Streichhölzer hervor. Er entzündete eines der Hölzchen, behielt es aber noch in der Hand.
    „Für dich, Annabelle“, flüsterte er und ließ das brennende Hölzchen fallen. Augenblicklich stand die Kreatur in Flammen. Ihre Arme begannen zu zucken. Der Körper wand sich vor ihnen auf dem Boden. Erschrocken wichen die Männer ein Stück zurück. Tibbs hob wieder den Karabiner, aber Holmes drückte den Lauf sanft nach unten. „Das sind nur Nervenzuckungen, mein guter Tibbs. Da ist kein Leben mehr in diesem Ding. Dieses Mal haben wir es geschafft. Sie haben es geschafft.“
    Tibbs konnte nur nicken. Wie gebannt starrten sie auf den brennenden Körper, der nun endlich zur Ruhe kam. Der Gestank des verbrannten Fleisches war fürchterlich. Als die Flammen endlich erloschen, war nur noch ein verkohlter Kadaver übrig. Tibbs’ Händen entglitt der Karabiner, und er sackte förmlich in sich zusammen.
    Holmes legte ihm einen Arm um die Schultern, und sie begannen den Weg nach draußen. Zurück ans Licht.

    Stille war wieder eingekehrt. Kein Geräusch war zu hören. Lediglich ein seltsamer Geruch hing in der Luft. In der kleinen Kammer, tief im Inneren der Höhle regte sich nichts, und doch gab es Leben. In einer flachen Mulde, genau in der Mitte der Kammer, lagen regungslos zwei Kokons. Hätte man sie ans Licht gehalten, wären sie leicht durchscheinend gewesen. Vielleicht hätte der aufmerksame Betrachter sogar

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