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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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unmöbliert. Oberstein lebte dort mit einem einzigen Diener, der sicherlich sein Konspirant ist und sein vo lles Vertrauen genießt. Wir dürfen nicht vergessen, daß Oberstein auf den Kontinent gereist ist, um seine Beute weiterzugeben. Geflohen ist er nicht, denn er hat ja keinen Grund, sich vor einem Haftbefehl zu fürchten. Der Gedanke, daß inzwischen ein Privatdetektiv eine Haussuchung vornehmen könnte, ist ihm sicherlich gar nicht gekommen. Aber trotzdem ist das genau das, was wir tun werden. «
    »Können wir keinen Haftbefehl erwirken und die Sache damit legalisieren?«
    »Kaum. Wir haben zu wenig Beweise.«
    »Was hoffen Sie denn zu finden?«
    »Wir wissen nicht, was für eine Korrespondenz man dort findet. «
    »Mir gefällt es überhaupt nicht, Holmes.«
    »Mein lieber Watson, Sie sollen auf der Straße Wache halten, während ich den kriminellen Teil übernehme. Wir können uns jetzt nicht mit Kleinigkeiten aufhalten. Denken Sie an Mycrofts Nachricht, an die Admiralität, das Kabinett und jene hochgestellt Persönlichkeit, die auf Nachricht wartet. Wir können gar nicht anders, wir müssen handeln.«
    Als Antwort darauf stand ich vom Tisch auf. »Sie haben recht, Holmes, wir müssen handeln.«
    Er sprang auf und schüttelte meine Hand.
    »Ich wußte doch, daß Sie zum guten Schluß nicht kneifen würden«, sagte er, und einen Moment erblickte ich in seinen Augen etwas, das Zärtlichkeit sehr nahe kam, was ich noch nie bei ihm erlebt habe. Im nächsten Augenblick war er wieder ganz er selber, praktisch und rundherum tüchtig.
    »Es ist fast eine halbe Meile zu gehen, aber wir haben es nicht eilig. Wir wollen laufen«, sagte er. »Lassen Sie keines Ihrer Werkzeuge hinfallen, darum muß ich bitten. Wenn Sie als ve r-dächtiger Charakter verhaftet würden, würde uns das unnötige Scherereien bereiten. «
    Caulfield Gardens war eine dieser Straßen mit einer Reihe niedriger, mit Säulen und Säulen-hallen versehener Häuser, wie sie so hervorragend die mittlere viktorianische Epoche im West End von London hervorgebracht hat. Im Nachbarhaus schien eine Kinderparty stattzufinden, denn das vergnügte Stimmengewirr junger Menschen und das Geklimper eines Klaviers drang durch den stillen Abend. Der Nebel hing immer noch schwer über der Stadt und bot uns seinen freundlichen Schutz an, indem er uns einhüllte. Holmes hatte seine Laterne angezündet und leuchtete die massive Tür ab.
    »Hiermit fertig zu werden, dürfte schwierig sein«, sagte er. »Denn sie ist sicherlich verschlossen und wird auch noch verriegelt sein. Probieren wir es lieber vom Souterrain aus. Dort unten ist ein wunderschöner Bogengang, grad' für den Fall, daß ein übereifriger Polizist vorbei-kommen und sich einmischen sollte. Reichen Sie mir mal Ihre Hand, Watson, ich tu das gle iche auch für Sie. «
    Eine Minute später waren wir vor der Kellertür. Kaum hatten wir den dunklen Schatten erreicht, als wir auch schon den Schritt eines Polizisten im Nebel über uns hörten. Sobald sich sein rhythmischer Schritt entfernt hatte, machte sich Holmes an der unteren Tür an die Arbeit.
    Ich sah ihm zu, wie er sich gebückt anstrengte. Plötzlich flog die Tür mit einem scharfen Knarrton auf. Wir sprangen beide in den dunklen Gang hinein und schlossen die Kellertür hinter uns. Holmes führte mich eine gewundene, teppichlose Treppe hinauf. Seine kleine Laterne beleuchtete ein niedriges Fenster.
    »Da wären wir, Watson, dies muß es sein.« Er öffnete es, und als er das tat, hörten wir ein schwaches, rhythmisches Geräusch wie ein Pochen, das ständig stärker wurde, bis mit lautem Gefauche die Bahn dicht unter unserm Fenster vorbei in die Dunkelheit raste. Holmes leuc htete mit seiner Lampe das Fensterbrett ab. Von den vorüberfahrenden Zügen war es dicht mit Ruß belegt, aber die schwarze Oberfläche war verschmiert und an einigen Stellen abgerieben.
    »Sie können sehen, wo sie die Leiche angelehnt haben. Hallo, Watson, was ist das? Das ist ganz gewiß ein Blutfleck. « Er zeigte auf leichte Farbflecke entlang des Fensterrahmens.
    »Hier auf den Steinen der Treppe auch. Was wir hier sehen, ist beweiskräftig genug. Wir wo llen doch einmal warten, bis ein Zug anhält. «
    Wir brauchten nicht lange zu warten. Auch der nächste Zug kam fauchend aus dem Tunnel heraus, aber dann verlangsamte er sein Tempo, dann knirschten die Bremsen und er hielt direkt unter uns an. Das Dach des Wagens war kaum einen Meter von uns entfernt. Holmes schloß sachte

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