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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Ort. Zweimal klopfen. Unerhört wichtig. Ihre Sicherheit steht auf dem Spiel.
    Pierrot<
    »Mein Gott«, rief Lestrade, »wenn er darauf eingeht, dann haben wir ihn!«
    »Das war auch meine Idee, als ich die Anzeige aufgab. Wenn ihr beide es euch einrichten könntet, heute Abend gegen acht Uhr mit uns nach Caulfield Gardens zu gehen, dann kommen wir möglicherweise der Lösung ein kleines Stück näher.«
    Eine der hervorstechendsten Charaktereigenschaften bei Sherlock Holmes war seine Gabe, bei Bedarf sein Gehirn abzuschalten und die Gedanken auf leichtere Themen zu lenken, wenn er den Eindruck hatte, daß er mit seiner Arbeit nicht weiterkam. Ich erinnere mich noch genau, daß er diesen ganzen erinnerungswürdigen Tag mit einer Monographie über die mehrstimmigen Motetten des Lassus beschäftigt war, die zu schreiben er unternommen hatte. Ich kann viel schwerer abschalten und daher erschien mir der Tag nicht enden zu wollen. Die große politische Bedeutung unseres Falles, die erwartungsvolle Spannung an höchster Stelle, das Experiment selber, das noch vo r uns lag, das alles zerrte an meinen Nerven. Ich fühlte mich erleichtert, als wir uns endlich nach einem kleinen Abendessen auf den Weg machten. Wir hatten uns mit Mycroft Holmes und Lestrade außerhalb des Gloucester Road Station verabredet. Die Kellertür von Obersteins Haus hatten wir am Abend vorher offen gelassen, und ich mußte auf diesem Weg ins Haus hinein und die Haustür öffnen, denn Mycroft Holmes lehnte es rigoros und indigniert ab, über das Geländer zu klettern. Um neun Uhr saßen wir alle im Arbeitszimmer und warteten geduldig auf unseren Mann.
    Eine Stunde verging und wieder eine. Als es elf Uhr schlug, klangen die gemessenen Glo-ckenschläge der nahen Kirchturmuhr wie der Grabgesang all unserer Hoffnungen. Lestrade und Mycroft rutschten auf ihren Stühlen herum und sahen jede Minute mindestens zweimal auf ihre Uhr. Holmes saß ruhig und gelassen da, seine Augenlider halb geschlossen, aber die Sinne wach und aufmerksam. Plötzlich hob er den Kopf.
    »Er kommt«, sagte er.
    Leise Schritte waren draußen vorübergegangen. Nun kamen sie zurück. Wir hörten ein scha rrendes Geräusch, dann zwei scharfe Schläge mit dem Klopfer. Holmes stand auf und nickte uns zu. Wir sollten sitzen bleiben. Die niedrigeingestellte Gasflamme in der Eingangshalle verbreitete nur ein sehr dämmriges Licht. Er öffnete die äußere Tür und eine dunkle Gestalt huschte an ihm vorbei herein. Er schloß die Tür wieder und verriegelte sie. »Hier hinein!«
    hörten wir ihn sagen, und einen Augenblick später stand der Mann vor uns. Holmes war ihm auf den Fersen gefolgt. Mit einem erschreckten Schrei wollte der Mann sich umdrehen, aber Holmes hatte ihn schon am Kragen gepackt und zog ihn ins Zimmer herein. Bevor unser Gefangener sich wieder gefaßt hatte, war die Tür schon verschlossen. Der Mann starrte um sich, schwankte und fiel besinnungslos auf den Boden. Dabei rollte ihm der breitkrempige Hut vom Kopf, der Schal rutschte vom Gesicht und gab den Blick auf den hellen Bart und die weichen, feinen Züge von Colonel Valentine Walter frei.
    Holmes pfiff überrascht.
    »Diesmal dürfen Sie mich als einen Esel bezeichnen, Watson«, sagte er. »Dies war durchaus nicht der Vogel, den ich erwartet habe.«
    »Wer ist er?« fragte Mycroft hochinteressiert.
    »Der jüngere Bruder des verstorbenen Sir James Walter, dem Leiter des Unterseeboot-Ressorts. Ja, ja, ich sehe, wie die Karten gefallen sind. Er kommt zu sich. Ich denke, ihr könnt es mir überlassen, ihn zu befragen.«
    Wir hatten den ohnmächtigen Mann auf das Sofa gebettet. Nun setzte sich unser Gefangener auf und sah sich mit schreckverzerrtem Gesicht in der Runde um. Er strich mit der Hand über die Stirn wie einer, der meint, seinen eigenen Sinnen nicht trauen zu können.
    »Was soll das?« fragte er. »Ich bin hier, um Mr. Oberstein zu besuchen.«
    »Wir wissen alles, Colonel Walter«, sagte Holmes. »Wie ein englischer Gentleman sich allerdings so benehmen kann, das begreife ich nicht. Aber Ihre gesamte Korrespondenz und Verbindung mit Oberstein ist uns bekannt. Auch wie der junge West zu Tode gekommen ist, wissen wir inzwischen. Ich möchte Ihnen raten, wenigstens ein kleines Zeichen von Reue zu ze igen und ein Geständnis abzulegen, denn es gibt immer noch ein paar ungeklärte Details, die nur Sie uns mitteilen können.«
    Der Mann stöhnte und schlug die Hände vor das Gesicht. Wir warteten. Aber er

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