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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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schwieg.
    »Ich kann Ihnen versichern«, sagte Holmes, »daß die wesentlichen Dinge bekannt sind. Wir wissen, daß Sie Geld brauchten, daß Sie von den Schlüsseln, die im Besitz Ihres Bruders waren, einen Abdruck genommen haben, und daß Sie einen Briefwechsel mit Oberstein geführt haben, der Ihre Briefe durch die Anzeigenspalte im >Daily Telegraph< beantwortete. Wir wissen, daß Sie am Montag im Schutze des Nebels in das Büro gegangen sind. Der junge Cadogan West hat Sie gesehen und verfolgt, weil er, berechtigte Gründe hatte, Sie zu verdächt igen. Er sah Ihren Diebstahl, konnte aber keinen Alarm schlagen, weil es ja möglich gewesen wäre, daß Sie einen Auftrag hatten, die Papiere zu Ihrem Bruder nach London zu bringen. Als guter Bürger ließ er all seine privaten Interessen im Stich und folgte Ihnen im Nebel. Er blieb Ihnen auf den Fersen, bis Sie dieses Haus erreicht hatten. Hier griff er ein, und dann, Colonel Walter, haben Sie neben dem Verrat noch einen schrecklichen Mord auf Ihr Gewissen geladen. «
    »Das habe ich nicht getan! Das war ich nicht! Gott ist mein Zeuge, daß ich das nicht getan habe!« rief unser elender Gefangener verzweifelt.
    »Dann erzählen Sie uns, wie Cadogan West zu Tode kam, bevor Sie ihn auf das Dach der Untergrundbahn gelegt haben.«
    »Das will ich tun. Ich schwöre Ihnen, daß ich das tun will. Ich gestehe meine Schuld ein. Ich gebe es zu. Es ist, wie Sie sagen. Ich hatte Schulden an der Börse. Sie waren fällig. Ich brauchte dringend Geld. Oberstein bot mir fünftausend Pfund an. Das hätte mich vor dem Ruin gerettet. Aber was den Mord betrifft, bin ich so unschuldig wie Sie. «
    »Was ist denn geschehen?«
    »Er hatte schon vorher Verdacht geschöpft. Und er folgte mir, wie Sie beschrieben haben. Ich habe es aber nicht gemerkt, bis ich hier vor der Tür stand. Es war dicker Nebel, und man konnte keine zwei Meter weit sehen. Ich hatte zweimal geklopft, und Oberstein war an die Tür gekommen. Der junge Mann kam gelaufen und wollte wissen, was ich mit den Papieren zu tun gedachte. Oberstein hatte einen kurzen Schlagstock. Er trägt ihn immer bei sich. West drängte sich hinter uns in das Haus. Da schlug Oberstein zu. Dieser Schlag hat ihn umgebracht. Er war nach fünf Minuten tot. Da lag er in der Halle, und wir wußten nicht, was wir tun sollten. Dann hatte Oberstein die Idee mit den Zügen, die unter seinem Fenster halten.
    Aber erst sah er sich die Papiere an, die ich ihm mitgebracht hatte. Er sagte, daß drei von ihnen wichtig seien und daß er sie behalten würde. >Sie können sie nicht behalten<, sagte ich.
    >Es wird ein entsetzliches Theater in Woolwich geben, wenn ich sie nicht zurückbringe.<
    >Ich muß sie behalten<, sagte er, >denn sie sind so technisch, daß ich in dieser kurzen Zeit keine Kopie anfertigen kann.< >Ich muß aber heute Abend alle Papiere wieder mitnehmen<, sagte ich. Er dachte ein bißchen nach, und dann rief er, jetzt wüßte er es, wie man es machen könnte. >Die drei werde ich behalten<, sagte er. >Die anderen werden wir in die Tasche des jungen Mannes stopfen. Wenn er gefunden wird, wird man ihm die Geschichte anlasten.< Ich sah keine andere Alternative und so gab ich nach. Wir warteten eine halbe Stunde an dem Fenster, bis ein Zug hielt. Der Nebel war so dick, daß wir nichts sehen konnten, und wir ha tten Schwierigkeiten, Wests Leiche auf den Wagen hinunterzulassen. Das war das Ende der Angelegenheit, soweit sie mich betrifft.«
    »Und Ihr Bruder?«
    »Er sagte nichts. Aber er hatte mich schon einmal vorher mit den Schlüsseln erwischt. Ich glaube, er hatte einen Verdacht. Ich konnte es in seinen Augen lesen, daß er mich verdächtigte. Wie Sie wissen, hat er seinen Kopf nie wieder erhoben. «
    Im Zimmer war es sehr still. Schließlich wurde das Schweigen von Mycroft Holmes gebrochen.
    »Können Sie nichts zur Wiedergutmachung beitragen? Es würde Ihr Gewissen erleichtern und vielleicht auch Ihre Strafe mildern.«
    »Was kann ich denn tun?«
    »Wo befindet sich Oberstein mit den Dokumenten? « »Das weiß ich nicht.«
    »Hat er Ihnen keine Adresse gegeben?«
    »Er sagte, daß Briefe zum Hotel du Louvre in Paris ihn immer irgendwann erreichen würden.«
    »Dann können Sie tatsächlich etwas wiedergutmachen«, sagte Sherlock Holmes.
    »Ich will alles tun, was ich kann. Ich bin dem Mann kein Entgegenkommen schuldig. Er war mein Ruin und mein Untergang. «
    »Hier ist Papier und ein Federhalter. Setzen Sie sich an den Schreibtisch und schreiben

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