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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Sie, was ich Ihnen diktiere. Schreiben Sie den Brief an die angegebene Adresse. Das ist in Ordnung. Nun zum Brief:
    Sehr geehrter Herr!
    Ich beziehe mich auf unsere Transaktion. Sie werden es sicherlich bemerkt haben, daß ein wichtiges Detail fehlt. Ich besitze eine Zeichnung, die die Sache komplett macht. Dies hat einige extra Schwierigkeiten bereitet, und ich muß Sie daher um einen weiteren Vorschuß von fünfhundert Pfund bitten. Ich werde sie der Post nicht anvertrauen, noch werde ich etwas anderes als Gold oder Noten dafür annehmen. Ich würde gerne zu Ihnen auf den Kontinent kommen, aber es wäre zu auffällig, wenn ich das Land jetzt verließe. Darum möchte ich Sie bitten, mich im Raucherzimmer des Charing Cross Hotels am Samstagmittag zu treffen. Bitte denken Sie daran: Ich nehme nur englische Pfundnoten oder Gold.
    So, das wird's bringen. Es würde mich doch sehr wundern, wenn wir unseren Mann auf diese Weise nicht kriegen sollten. «
    Und so war es auch. Eine Sache für die Geschichtsschreibung für die geheime Geschichte einer Nation, die oft so viel interessanter ist als die öffentliche Chronik. Oberstein, gierig, den Coup seines Lebens zu machen, ging uns in die Falle und wanderte fünfzehn Jahre in ein britisches Gefä ngnis. In seinem Koffer wurden die wertvollen Bruce-Partington-Pläne gefunden, die er bei allen seefahrenden Nationen Europas zu verauktionieren versucht hatte.
    Colonel Walter starb nach zwei Jahren seiner Haftstrafe im Gefängnis. Holmes kehrte er-frischt an seine Monographie über die mehrstimmigen Motetten von Lassus zurück, die inzwischen als Privatdruck erschienen und, wie Experten sagen, das allerbeste zu diesem Thema sind. Ein paar Wochen später erfuhr ich beiläufig, daß mein Freund ein paar Tage in Windsor verbracht hatte. Von dorther kehrte er mit einer wunderschönen Krawattennadel mit einem herrlichen Smaragd heim. Als ich ihn fragte, ob er sie sich gekauft hätte, antwortete er mir, daß es ein Geschenk von einer gewissen hochgestellten Dame sei, in deren Interesse er das Glück hatte, einen kleinen Auftrag auszuführen. Mehr sagte er nicht. Aber ich kann mir den edlen Namen dieser Dame sehr gut denken, und ganz gewiß wird diese kostbare Nadel meinen Freund immer wieder an das Abenteuer mit den Bruce-Partington-Plänen erinnern.

    Der sterbende Detektiv

    Mrs. Hudson, Sherlock Holmes' Wirtin, hatte eine Menge zu erdulden. Die Wohnung im ersten Stock wurde nicht nur zu jeder Tages- und Nachtzeit von Scharen undurchsichtiger und'., unerwünschter Charaktere heimgesucht, sondern ihr seltsamer Mieter legte so exzentrische Züge an den Tag und führte ein so unregelmäßiges Leben, daß er oft genug zum Prüfstein für ihre Geduld wurde. Seine unglaubliche Unordnung, die Gewohnheit, zu den unmöglichsten Stunden Geige zu spielen, seine gelegentlichen Revolverübungen innerhalb der Wohnung, seine unverständlichen und oftmals stinkenden physikalischen Experimente; und die Atmosphäre von Gewalt und Gefahr, die ihn umgab, machten ihn zu dem schlimmsten Mieter von ganz London. Andererseits bezahlte er eine königliche Miete. Ich möchte wetten, daß man für den Mietpreis, den Sherlock Holmes damals zahlte, als ich mit ihm zusammenlebte, das ganze Haus hätte kaufen können.
    Die Wirtin hatte jedoch den größten Respekt vor ihm. Nie wagte sie es, sich einzumischen, wie schockierend er sich auch; immer benahm. Sie mochte ihn gerne, denn er hatte eine sanfte Art und war im Umgang mit Frauen sehr höflich. Zwar mißtraute er Frauen und lehnte sie ab, war aber immer ein ritterlicher Gegner. Ich wußte, wie echt ihre Gefühle für ihn waren, und so hörte ich ihr auch aufmerksam zu, als sie eines Tages, im zweiten Jahr meiner Ehe, zu mir kam und mir berichtete, wie schlecht es meinem armen Freund ging.
    »Er wird sterben, Dr. Watson«, sagte sie. »Seit drei Tagen 1 geht es ihm immer schlechter und schlechter, und ich glaube kaum, daß er es noch einen Tag macht. Er wollte aber nicht, daß ich einen Arzt hole. Heute morgen war sein Gesicht bloß noch Haut und Knochen. Als er mich mit seinen großen, fiebrigen Augen ansah, konnte ich es kaum ertragen. >Ob Sie es erlauben, Mr. Holmes, oder nicht, ich hole noch in dieser Stunde einen Arzt!< sagte ich. >Aber dann bitte Dr. Watson<, sagte er. Ich habe, keine Zeit verschwendet und bin sogleich zu Ihnen gekommen, Sir. Ich hoffe bloß, daß Sie ihn noch lebend vorfinden.«
    Ich war erschüttert, denn ich hatte keine Ahnung gehabt,

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