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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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sagen, aber Sie lassen mir keine andere Wahl. «
    Ich war tief verletzt.
    »Eine solche Bemerkung ist Ihrer unwürdig, Holmes. Sie zeigt ganz deutlich, wie schlecht es mit Ihren Nerven steht. Aber wenn Sie kein Vertrauen zu mir haben, dann will ich Ihnen me i-ne Dienste nicht aufdrängen. Ich werde Sir Jasper Meek oder Penrose Fisher holen oder ir-gendeinen andern der besten Ärzte in London. Aber jemanden müssen Sie an sich heranlassen, das ist mein letztes Wort. Wenn Sie denken, daß ich hier stehe und zusehe, ohne selbst zu helfen oder einen anderen Arzt zu holen, dann haben Sie sich in mir getäuscht.«
    »Sie meinen es so gut, Watson«, sagte der Kranke mit einer Stimme, die zwischen Weinen und Stöhnen lag. »Soll ich Ihnen Ihre eigene Unwissenheit vor Augen führen? Was wissen Sie denn vom Tapanuli-Fieber? Was wissen Sie von dem schwarzen Formosa-Verfall?«
    »Ich habe weder von dem einen noch von dem anderen je gehört. «
    »Es gibt im Osten viele problematische Krankheiten und viele merkwürdige pathologische Möglichkeiten, die uns unbekannt sind, Watson.« Er pausierte hinter jedem Satz und versuc h-te mühsam, seine Kräfte zu sammeln. »Durch meine letzten Forschungen, die einen kriminal-medizinischen Aspekt hatten, habe ich viele neue Einsichten gewonnen. Dort habe ich mir auch diese Krankheit aufgelesen. Sie können nichts für mich tun. « »Das mag durchaus sein.
    Aber zufällig weiß ich, daß Dr. Ainstree, die größte Kapazität auf dem Gebiete der Tropen-medizin, gerade in London ist. Alles Wehren nützt nichts, Holmes, ich gehe hin und hole ihn.« Resolut wandte ich mich zur Tür.
    Niemals in meinem Leben habe ich einen schlimmeren Schock erlebt! In einem einzigen Augenblick war der sterbende Mann mit einem mächtigen Tigersatz aus dem Bett heraus und an mir vorbei. Ich hörte das scharfe Knacken, mit dem der Schlüssel herumgedreht wurde. Im nächsten Augenblick stolperte er ins Bett zurück, völlig erschöpft und schweratmend nach dieser Eskapade.
    »Sie werden mir den Schlüssel nicht mit Gewalt entreißen, Watson. Ich hab' Sie, mein Freund. Hier sind Sie nun mal, und hier bleiben Sie auch, bis ich es mir anders überlege. Aber ich werde nett zu Ihnen sein. « (All dies stoßweise und unter schrecklichem Ringen nach Luft hervorgestoßen.) »Sie meinen es so gut mit mir. Natürlich weiß ich das sehr wohl. Sie sollen Ihren Willen haben. Aber gönnen Sie mir eine Atempause, bis ich wieder ein bißchen zu Kräften gekommen bin. Nicht jetzt, Watson, nicht jetzt. Es ist jetzt vier Uhr. Um sechs dürfen Sie gehen. «
    »Das ist wirklich nicht gescheit, Holmes.«
    »Bloß zwei Stunden, Watson. Ich verspreche Ihnen, daß Sie um sechs gehen dürfen. Sind Sie einverstanden?«
    »Da habe ich wohl keine andere Wahl.«
    »Absolut keine, Watson. Danke. Ich brauche keine Hilfe, ich richte mein Bettzeug alleine.
    Bitte, kommen Sie nicht näher. Nun, Watson, ich muß noch eine Einschränkung machen. Sie werden Hilfe holen, gut, Aber Sie holen nicht den Doktor Ihrer Wahl, sondern den, den ich mir wünsche. «
    »Aber gern. «
    »Die ersten vernünftigen Worte von Ihnen, seit Sie ins Zimmer gekommen sind, Watson. Sie finden dort drüben ein paar Bücher. Ich bin erschöpft. Ich fühle mich wie eine ausgelaufene Batterie. Um sechs, Watson, nehmen wir die Konversation wieder auf. «
    Aber das Schicksal wollte es, daß wir das Gespräch sehr viel früher wieder aufnehmen sollten und dabei unter Umständen, die mir einen neuen Schock versetzten, der kaum geringer war als der, den er mir eben durch seinen Sprung zur Türe bereitet hatte. Ich hatte ein paar Minuten gestanden und die schweigende Gestalt im Bett betrachtet. Sein Gesicht war nahezu von der Bettdecke verhüllt. Er schien zu schlafen. Ich konnte mich jedoch nicht auf eine Lektüre konzentrieren. So ging ich langsam im Zimmer umher und sah mir die Bilder der berühmten Verbrecher an, die die Wände zierten. Auf meiner ziellosen Wanderung gelangte ich schließ-
    lich zum Kamin. Auf dem Kaminsims lagen bunt durcheinander eine Ansammlung von Pfe ifen, Tabaksbeuteln, Spritzen, Federmessern, Patronenhülsen und anderes. Dazwischen stand eine kleine, schwarzweiße Elfenbeindose mit einem Schraubdeckel. Ein hübsches kleines Ding. Schon hatte ich meine Hand ausgestreckt, um es näher zu betrachten, als --
    Es war ein schrecklicher Schrei, den er ausstieß, ein Gebrüll, das man unten auf der Straße gehört hat. Mir wurde kalt, und die Haare standen mir zu

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