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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Sterbenden, der im Fieberwahn redet. Wirklich, ich kann mir nicht vorstellen, warum das ganze Bett des Ozeans keine solide Masse von Austern ist, die Viecher scheinen unerhört fruchtbar zu sein. Ah, mein Geist wandert ab! Komisch, wie das Gehirn das Gehirn unter Kontrolle hat! Was habe ich doch noch gesagt, Watson? «
    »Sie haben mir Anweisungen für Mr. Culverton Smith gegeben.«
    »Ah ja, nun weiß ich es wieder. Mein Leben hängt davon ab. Bitten Sie ihn, Watson, flehen Sie ihn an. Er mag mich nicht sonderlich gern, wissen Sie. Sein Neffe, Watson - ich hatte so einen bestimmten Verdacht, und ich habe es ihn merken lassen. Der Junge ist schrecklich gestorben. Er hat etwas gegen mich. Sie werden ihm gut zureden, Watson. Bitten Sie ihn, flehen Sie ihn an, bringen Sie ihn auf jeden Fall her. Er kann mich retten - nur er!«
    »Ich werde ihn in einer Droschke herbringen, und wenn ich ihn eigenhändig hinuntertragen und hineinsetzen müßte. «
    »Nein, so nicht, Watson. Sie müssen es anders machen. Sie müssen ihn überreden. Und dann kehren Sie vor ihm zu mir zurück. Suchen Sie eine Entschuldigung, daß Sie nicht mit ihm fahren können. Vergessen Sie das nicht, Watson. Lassen Sie mich nicht im Stich. Sie haben mich nie im Stich gelassen. Watson, wir haben unseren Teil getan. Soll denn die Welt von Austern überrannt werden? Nein, nein, schrecklich! Sie werden ihm alles sagen, was ich Ihnen aufgetragen habe. «
    Ich ging fort, während er, ein Mensch von größten Geistesgaben, wie ein Kind plapperte. Er hatte mir den Schlüssel gegeben, und ich kam auf die glückliche Idee, ihn einzustecken, für den Fall, daß er sich selbst einschließen sollte. Mrs. Hudson wartete zitternd und weinend im Flur. Hinter mir, als ich aus der Wohnung ging, hörte ich Holmes' hohe, dünne Stimme in einer Fieberphantasie einen Singsang beginnen. Als ich auf der Straße nach einem Cab pfiff, kam ein Mann durch den Nebel zu mir. »Wie geht es Mr. Holmes, Sir? «
    Es war ein alter Bekannter, Inspektor Morton von Scotland Yard, der in zivilen Tweed gekleidet war.
    »Er ist sehr krank«, sagte ich.
    Er sah mich merkwürdig von der Seite an. Wenn es nicht zu teuflisch gewesen wäre, hätte mir die Idee kommen können, daß ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschte.
    »Ich habe davon gehört«, sagte er.
    Ein Wagen kam heran, und ich ließ ihn stehen.
    Lower Burke Street lag auf der Grenze zwischen Notting Hill und Kensington und war eine ruhige Straße mit einer Reihe sehr schöner Häuser. Das Haus, vor dem mein Kutscher hielt, vermittelte den Eindruck von wohlhabender und bescheidener Respektabilität. Es hatte altmodische Eisengitter, eine massive Haustür und glänzende Messingtürknöpfe. Über alles wachte ein ernster Butler, der, eingerahmt in rosagefärbtes Licht, an der Tür erschien.
    »Ja, Mr. Culverton Smith ist zu Hause. Dr. Watson? Sehr wohl, Sir, ich werde Ihre Karte hi-naufbringen.«
    Mein schlichter Name und Titel schienen keinen Eindruck auf Mr. Culverton Smith zu machen. Durch die halboffene Tür hörte ich eine hohe, irritierte Stimme.
    »Wer ist dieser Mensch? Was will er? Liebe Zeit, Staples, wie oft habe ich Ihnen gesagt, daß ich während meiner Studien nicht gestört werden möchte!«
    Besänftigende Worte des Butlers folgten.
    »Nun, ich will ihn nicht sehen, Staples. Es geht nicht, daß ich meine Arbeit ständig unterbrechen muß. Ich bin nicht zu Hause. Sagen Sie ihm das. Sagen Sie, daß er morgen kommen soll, wenn er mich wirklich belästigen muß. «
    Wieder das sanfte Gemurmel.
    »Gut, geben Sie ihm meine Botschaft. Er kann morgen kommen, oder er kann wegbleiben.
    Bei meiner Arbeit lasse ich mich nicht stören. «
    Ich dachte an Holmes, der sich in seinem Krankenbett wälzte und vielleicht die Minuten zähl-te, bis ich ihn zu ihm brachte. Es war keine Zeit, um sich viel ums Zeremoniell zu kümmern.
    Sein Leben hing von meinem Handeln ab. Bevor der entschuldigende Butler seine Botschaft übermitteln konnte, war ich an ihm vorbei in das Zimmer getreten.
    Mit einem schrillen, wütenden Aufschrei erhob sich ein Mann aus seinem Sessel am Kamin.
    Ich sah ein großes, gelbes Gesicht, grob und fett, mit einem schweren Doppelkinn und zwei trüben, grauen Augen, die mich unter den buschigen sandfarbenen Brauen böse anstarrten.
    Auf dem großen, kahlen Kopf saß ein kleines, samtenes Käppchen, kokett auf eine Seite ge-rückt. Der Schädel war von enormer Größe - und doch, als ich auf ihn herniederblickte, nahm

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