Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Stelle. Als er zum Ende gekommen war, saß er mit dem Brief in der Hand eine Weile in Gedanken verloren da. Schließlich richtete er sich mit einem Ruck auf.
    »Cheeseman's, Lamberley. Wo ist Lamberley, Watson?«
    »Es liegt in Sussex, südlich von Horsham.«
    »Gar nicht so weit weg, nicht wahr? Und Cheeseman's?«
    »Ich kenne die Landschaft, Holmes. Sie ist voll von alten Häusern, die ihre Namen nach den Männern tragen, die sie vor einem Jahrhundert erbaut haben. Da haben sie Odley's und Harvey's und Carriton's - Menschen, die längst vergessen sind, aber ihre Namen leben in ihren Häusern weiter.«
    »Genau«, sagte Holmes kühl. Es gehörte zu den Angewohnheiten dieser stolzen, selbstbewuß-
    ten Natur, daß er jede neue Information in aller Ruhe in seinem Gehirn speicherte und selten dem Geber dieser Information auch einen kleinen Dank sagte. » Ich habe das Gefühl, daß wir noch eine ganze Menge mehr über Cheeseman's Lamberley erfahren werden, bevor wir den Fall erledigt haben. Dieser Brief ist, wie ich erhofft habe, von Robert Ferguson. Übrigens meint er, er sei ein Bekannter von Ihnen. «
    »Von mir!«
    »Lesen Sie lieber selbst.«
    Er reichte mir den Brief herüber. Den Absender habe ich schon angegeben. Und der Brief lautete:
    Lieber Mr. Holmes!
    Meine Notare haben mich an Sie verwiesen, aber die Angelegenheit ist außergewöhnlich delikat und schwierig zu diskutieren. Es handelt sic h um einen Freund, in dessen Namen ich Ihnen schreibe.
    Dieser Freund heiratete vor fünf Jahren eine Dame aus Peru, die Tochter eines peruanischen Kaufmannes, den er im Importgeschäft für Nitrate kennen gelernt hatte. Diese Dame war sehr schön, aber die Tatsache ihrer fremdländischen Herkunft und ihrer fremden Religion war die Ursache, daß es zwischen Mann und Frau keine gemeinsamen Interessen und Gefühle gab. Es mag gut sein, daß nach einiger Zeit seine Liebe für sie sehr abgekühlt ist und er sich überlegt haben mag, daß diese Verbindung ein Fehler war. Er merkte, daß es Züge in ihrem Charakter gab, die er nie richtig verstehen konnte und zu denen er auch keinen Zugang hatte. Dies war um so schmerzlicher, da sie eine liebende Gattin war, grad, wie ein Mann sie sich wünschen konnte. Allem Anschein nach war sie ihm treu ergeben.
    Nun komme ich zu dem Punkt, den ich Ihnen mündlich näher erklären möchte. Mit diesem Brief will ich Ihnen nur generell die Gesamtsituation darlegen. Gleichzeitig möchte ich Sie fragen, ob Sie Interesse an dieser Sache haben. Die Dame begann, Charakterzüge zu entwickeln, die ihrer freundlichen Natur und ihrem sanften Gebaren bisher fremd gewesen waren.
    Der betreffende Herr war zweimal verheiratet. Seine erste Frau hatte ihm einen Sohn geboren.
    Dieser Junge ist nun fünfzehn Jahre alt, ganz lieb und reizend, wenn auch durch einen Unfall, den er in der Kindheit erlitten hat, stark verkrüppelt. Zweimal wurde die Frau dabei ertappt, wie sie den armen Jungen auf unglaubliche Art mißhandelt hat. Einmal hat sie ihn mit einem Stock geschlagen und das hat einen großen blauen Flecken an seinem Arm hinterlassen.
    Dies war nichts verglichen mit ihrem Verhalten ihrem eigenen Kind gegenüber, einem lieben kleinen Knaben von noch nicht einem Jahr. Bei einer Gelegenheit, vor etwa einem Monat, war das Kind einen Augenblick von seiner Amme alleingelassen worden. Ein lauter Schme rzensschrei des Kindes rief die Pflegerin an ihren Platz zurück. Sie eilte in das Kinderzimmer.
    Der Kopf der Mutter war tief über den Hals des Kindes gebeugt. Aus einer kleinen Halswunde trat ein roter Blutstrom hervor. Voller Entsetzen wollte die Pflegerin schon den Vater des Kindes rufen, aber die Dame bat sie eindringlich, sie nicht zu verraten. Sie gab ihr fünf Pfund, als Preis für ihr Schweigen. Keine Erklärung wurde abgegeben. Die ganze Angelegenheit wurde schweigend und ohne Kommentar übergangen.
    Die Pflegerin begann nun jedoch, aus Sorge um das Kind, die Mutter scharf zu beobachten.
    Sie liebte das Kind sehr und so ließ sie es möglichst keinen Augenblick aus den Augen. Aber es schien, als wenn nicht nur sie die Mutter, sondern die Mutter auch sie ständig belauerte.
    Wann immer die Pflegerin das Zimmer einmal verlassen mußte, wartete die Mutter darauf, hereinzuhuschen. Tag und Nacht war die Pflegerin um das Kind besorgt. Tag und Nacht lag die Mutter auf der Lauer, wie ein Wolf, der einem Lamm auflauert. Meine Geschichte hört sich für Sie gewiß unglaublich an. Aber ich bitte Sie, nehmen Sie sie

Weitere Kostenlose Bücher