Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex
bin ich nun wieder nicht. Aber ich habe versprochen, ehrlich zu sein.
Ich kann Ihnen versichern, daß ausgenommen Barney Stockdale und Susan, seine Frau, kein Mensch eine Ahnung davon hat, wer sie angestellt hat. Und was sie anbelangt, so ist es nicht das erste Mal ... « Sie lächelte kokett und nickte mit charmanter Intimität.
»Ah ja, Sie haben sie schon vorher getestet.«
»Gute Hunde laufen leise.«
»Solc he Hunde beißen früher oder später die Hand desjenigen, der sie füttert. In diesem Einbruch wird es eine Verhaftung geben. Die Polizei ist ihnen inzwischen auf den Fersen. «
»Sie werden hinnehmen, was sie bekommen. Dafür sind sie bezahlt. Ich werde mit der Sache nichts zu tun haben.«
»Falls ich Sie nicht hineinziehe.«
»Nein, das tun Sie nicht, Sie sind ein Herr. Es handelt sich um das Geheimnis einer Frau.«
»Zunächst einmal müssen Sie das Manuskript zurückgeben.« Sie brach in schallendes Gelächter aus und ging zum Kamin. Dort lag eine verkohlte Masse, die sie nun mit dem Schürhaken s aufrührte. »Dieses soll ich zurückgeben?« fragte sie. So schalkhaft und exquisit sah sie aus, als sie vor uns stand, und sie hatte ein so einnehmendes Lächeln, daß ich das Gefühl nicht los wurde, daß von allen Verbrechern, mit denen Holmes es zu tun gehabt hatte, er mit dieser Frau am schwersten fertig werden würde. Aber gegen Gefühle war er immun.
»Das besiegelt Ihr Schicksal«, sagte er kalt. »Sie handeln sehr schnell, Madame, aber in diesem Fall sind Sie über das Ziel hinausgeschossen. «
Sie ließ den Haken krachend fallen.
»Wie hart Sie sind!« rief sie. »Darf ich Ihnen die ganze Geschichte erzählen? «
»Ich glaube, ich könnte sie Ihnen inzwischen erzählen.«
»Aber Sie müssen Sie mit meinen Augen sehen, Mr. Holmes. Sie müssen es aus dem Blick-winkel einer Frau sehen, die alles, wofür sie im Leben gekämpft hat, im letzten Augenblick ruiniert sieht. Darf man eine solche Frau anschuldigen, wenn sie sich selber schützt? «
»Die Hauptsünde liegt bei Ihnen.«
»Ja, ja, das gebe ich wohl zu. Er war ein lieber Junge, Douglas, aber es war nun mal so, daß er nicht in meine Pläne paßte. Er wollte mich heiraten - heiraten, Mr. Holmes - ich einen armen .
Gemeinen heiraten! Mit weniger wollte er sich nicht zufrieden geben. Er wurde destruktiv.
Weil ich ihm mich gegeben hatte meinte er, ich müsse mich ihm immer weiter geben. Und nur ihm geben. Es war nicht zum Aushalten. Schließlich habe ich ihn dazu gebracht, das ein-zusehen.«
»Indem sie ein paar rohe Kerle angeheuert haben, die ihn unter Ihrem eigenen Fenster zu-sammengeschlagen haben.«
»Sie scheinen wirklich gut im Bilde zu sein. Nun, es stimmt. Barney und die Jungs haben ihn weggetrieben und sie waren ein bißchen grob zu ihm, das muß ich wohl sage n. Aber was hat er dann gemacht? Er schrieb ein Buch, in dem er seine eigene Geschichte aufgeschrieben hat.
Natürlich war ich der Wolf und er das Lamm. Es war alles drin. Unter anderem Namen natürlich, aber wer in London hätte uns nicht wiedererkannt? Was haben Sie dazu zu sagen, Mr.
Holmes?«
»Er war in seinem Recht.«
»Ihm ist die italienische Luft zu Kopf gestiegen. Sie bringt diesen kalten italienischen Geist hervor. Er hat mir geschrieben und mir eine Kopie seines Buches geschickt, auf daß ich von Reue gequält werden sollte. Es existierten zwei Kopien, schrieb er - eine für mich und eine für seinen Verleger!«
»Wie wußten Sie, daß die Kopie nicht längst bei seinem Verleger lag?«
»Oh, ich kenne seinen Verleger. Dies ist nicht sein erstes Buch. Ich habe herausgefunden, daß er nichts aus Italien gehört hatte. Dann kam Douglas plötzlicher Tod. So lange es noch dieses eine Manuskript in der Welt gab, gab es für mich keine Sicherheit. Natürlich mußte es sich in seinem Nachlaß befinden und dieser würde an seine Mutter gesandt werden. So habe ich die Bande an die Arbeit geschickt. Eine von ihnen habe ich als Dienstboten in das Haus ge-schmuggelt. Ich wollte das Ding ehrlich ablaufen lassen. Ich war bereit, das Haus und alles, was es enthielt, zu kaufen. Ich bot ihr jeden Preis an, den sie nur nennen wollte. Den anderen Weg mußte ich beschreiten, als alles übrige fehlgeschlagen war. Nun, Mr. Ho lmes, ich gebe zu, daß ich zu hart mit Douglas verfahren bin - und Gott weiß, daß es mir leid tut-. Was konnte ich sonst tun, da meine ganze Zukunft auf dem Spiel stand?« Holmes zuckte mit den Schultern.
»Nun denn«, sagte er, »ich nehme an,
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