Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex
inzwischen jedoch, daß er an den Alkohol geriet.
Er selbst und seine Schau war auf tragische Weise abgewirtschaftet. Als das Schreckliche geschah, übernachtete er mit seiner Truppe in jenem kleinen Dörfchen in Berkshire. Sie befanden sich unterwegs nach Wimbledon. Sie übernachteten lediglich und es gab keine Vorstellung, denn der Ort war so klein, daß es sich nicht gelohnt hätte.
Unter ihren Tieren hatten sie einen sehr schönen, nordafrikanischen Löwen, Sarah King mit Namen und sowohl Ronder als auch seine Frau gaben Vorstellungen innerhalb des Käfigs.
Hier ist eine Fotographie von einer Vorstellung. Ronder war ein riesiger Bulle von einem Mann und seine Frau bemerkenswert schön. Beim Verhör kam heraus, daß man den Löwen schon vorher für gefährlich gehalten hatte.
Aber wie üblich glaubte man an nichts Schlimmes.
Der Löwe wurde abends entweder von Ronder oder seiner Frau gefüttert. Manchmal von ihm, manchmal von ihr, manchmal von beiden. Aber niemals haben Sie anderen erlaubt, beim Füttern zu helfen. Sie waren der Meinung, daß der Löwe sie nicht angreifen würde, solange er sie für seine Futterbringer hielt. An einem ganz bestimmten Abend vor sieben Jahren, gingen beide, den Löwen zu füttern und etwas Schreckliches passierte. Einzelheiten wurden jedoch niemals richtig klar.
Es schien, als ob das ganze Lager um Mitternacht vom Brüllen des Löwen und dem Schreien der Frau geweckt wurde. Die verschiedenen Arbeiter und Angestellten rannten mit Laternen aus ihren Zelten heraus. Beim Licht der Lampen wurde ihnen ein schrecklicher Anblick zuteil. Ronder lag zehn Meter von der offenen Käfigtür entfernt, auf dem Boden. Die Wunden der schweren Löwenklauen auf seinem Hinterkopf. Dicht an der Tür des Käfigs lag Mrs.
Ronder auf dem Rücken. Das Biest hockte auf ihr und knurrte und fauchte. Das Gesicht der Frau war gräßlich zugerichtet. Niemand glaubte, sie würde den Unfall überleben. Einige der Zirkusleute, allen voran Leonardo, der starke Mann, und Griggs, der Clown, trieben das Tier mit Eisenstangen in den Käfig zurück. Die Tür wurde wieder versperrt. Wie er sich hatte befreien können, war ein Rätsel. Man nahm an, daß der Löwe ihnen entgegengesprungen ist, als das Paar den Käfig hatte betreten wollen. Die Zeugenaussagen ergaben nichts Interessantes.
Nur hatte die Frau in ihrem Delirium ständig >Feigling! Feigling!< geschrien, als man sie in ihren Wohnwagen zurücktrug. Es dauerte sechs Monate, bis sie in der Lage war, vernommen zu werden, aber die Todesursache wurde als Unglücksfall abgetan.«
»Was für eine Alternative hätte man auch annehmen können?« fragte ich.
»Das dürfen Sie wohl fragen. Und doch gab es zwei Punkte, die damals dem jungen Edmunds von der Berkshire Polizei Sorgen machten. Ein tüchtiger junger Kerl war das! Man hat ihn später nach Allahabad geschickt. Auf diese Weise wurde ich in die Sache hineingezogen, denn er kam zu mir und wir rauchten ein paar Pfeifen miteinander. «
»Ein dünner Mann mit gelben Haaren?«
»Richtig. Ich war sicher, daß Sie sich irgendwann erinnern würden. «
»Was hat ihn damals bekümmert? «
»Wir haben uns beide Sorgen gemacht. Es war so verteufelt schwierig, die Affäre zu rekon-struieren. Nehmen Sie sie vom Standpunkt des Löwen. Er ist freigelassen. Was tut er? Er geht ein Dutzend Schritte, bis er zu Ronder kommt. Ronder versucht, sich in eiliger Flucht abzu-wenden - die Wunden der Löwentatzen waren auf seinem Hinterkopf -, aber der Löwe schlägt ihn nieder. Und dann, statt voranzuspringen und zu entfliehen, kehrt er zu der Frau zurück, die dicht beim Käfig war, wirft sie um und zernagt ihr das Gesicht. Dann die Schreie, die sie aus-gestoßen hat. Die beweisen irgendwie, daß ihr Mann ihr nicht richtig beigestanden hat. Inwie-fern konnte der arme Teufel ihr noch helfen? Sehen Sie jetzt die Schwierigkeiten?«
»Ganz und gar.«
»Und dann noch eines. Wenn ich jetzt daran denke, kommt mir alles wieder in den Sinn. Irgend jemand berichtete bei der Zeugenaussage, daß gerade zu dem Zeitpunkt, als der Löwe anfing zu brüllen und die Frau schrie, auch ein Mann in Panik zu schreien anfing.«
»Sicherlich dieser Mann Ronder.«
»Also, wenn sein Schädel eingeschlagen ist, dann wird man kaum erwarten können, daß er je wieder einen Ton von sich gibt! Zwei Zeugen haben berichtet wie die Schreie des Mannes sich mit denen der Frau vermischt hätten. «
»Ich kann mir vorstellen, daß inzwischen das ganze Lager zu
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