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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Colonel und seinem Luftgewehr unmittelbar nach Holmes’ Rückkehr erinnert. Dann dachte ich an das davongerollte Rad und die vielen gebrochenen Achsen, von denen die Zeitungsartikel berichtet hatten. „Oder könnte ein Meisterschütze vom Kaliber eines Lord Roxton vielleicht sogar die Speichen treffen, damit sich die Räder lösen?“
    Holmes saß in seinem Ohrenbackensessel. Er zündete sich eine Zigarette an, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen, während er genüsslich den Rauch inhalierte.
    Mir fiel auf, dass er sich wieder einfach an meinem silbernen Etui bedient hatte – einer der letzten Erinnerungen an meinen Bruder und meine Zeit in San Francisco.
    „Das müsste ein großes Kaliber sein, Watson“, antwortete er bedächtig, ohne die Augen zu öffnen. „Und ich habe die ganze Zeit über keinen Schuss gehört. Sie etwa?“
    Ich musste gestehen, dass ich das nicht hatte. „Was ist es dann?“, fragte ich energisch. „Ich denke, Ihr Bruder hat recht. Diese Unfälle sind kein Zufall, Holmes!“
    Mein Freund zog an seiner Zigarette. „Das gilt es herauszufinden, nicht wahr, alter Knabe?“, fragte er leise, ehe er wieder in sein brütendes Schweigen verfiel und mich den Rest des Tages ignorierte.

    Die nächsten beiden Tage kam ich nur dann mit Holmes’ Ermittlungen in Bezug auf die anhaltende Unfallserie in Berührung, wenn ich wieder von einem neuen Unglück in der Zeitung las. Ansonsten sah ich nicht viel von meinem umtriebigen Mitbewohner. Das war so weit natürlich nichts Ungewöhnliches, wie der Leser meiner Berichte weiß – außerdem war ich mit den Vorbereitungen für meinen Umzug und die Hochzeit ebenfalls gut ausgelastet und wusste an manchen Abenden im Bett nicht, wie ich das Programm des nächsten Tages bewältigen sollte.
    Ich war daher ziemlich überrascht, als Holmes mich eines Morgens in einer knappen Nachricht darum bat, ihn um 9 Uhr vor dem Laden des Gemüsehändlers zu treffen, wo wir selbst Zeuge eines der schrecklichen Unfälle geworden waren.
    Meine Droschke kam glücklicherweise ohne Unfall oder Verwicklung durch die City. Als ich vor dem Gemüseladen ausstieg, den Kutscher bezahlte und ihm eine gute, sichere Fahrt wünschte, stand ich allein vor dem großen Schaufenster, hinter dem sich Körbe mit Zwiebeln und Lauch und roter Bete aufreihten.
    Es war drei vor neun. Das sah Holmes nicht ähnlich.
    Ich sah mich um. Ob die alte Dame, die sich langsam in meine Richtung quälte, in Wahrheit der meisterhafte Sherlock Holmes in Verkleidung sein mochte? Und war das Auftreten des älteren Gentleman mit dem üppigen weißen Backenbart und dem Monokel nicht etwas zu auffällig, um echt zu sein? Alle Überlegungen waren bedeutungslos, als ich gedankenverloren über die Kreuzung blickte und sah, wie einer der flachen Pritschenwagen auf der Straße plötzlich mitten in voller Fahrt nach links vorn absackte und das Holz des Kutschbocks und der Verkleidung der Ladefläche über die Straße schleifte.
    Die vordere Achse des Wagens war einfach gebrochen!
    Der Kutscher wurde von seinem Bock geschleudert und landete hart auf dem Boden der Tatsachen, als sein Gefährt so unversehens auf einer Seite nach unten krachte. Das Pferd, ein stämmiger Schimmel, ging durch und zog den Wagen auch mit drei Rädern und über die Straße rumpelndem Kutschbock hinter sich her, bis ein mutiger Schuhputzer das Tier beherzt am Halfter packte und zum Anhalten brachte. Die geladenen Brötchen und Brotlaibe in den Körben auf der Ladefläche hatten sich längst über die gesamte Straße verteilt – zur großen Freude der Straßenkinder.
    Ich konnte im ersten Moment nur schockiert auf die Straße starren. Es hatte etwas in höchstem Maße Surreales, Verstörendes und Beunruhigendes an sich, auf derselben Kreuzung wie vor einigen Tagen schon wieder einen schweren Unfall zu sehen.
    Ich war mir überdies ziemlich sicher, Wiggins und seine Bande unter den Kindern zu sehen, wie sie hastig aus einer Gasse rannten und die Brötchen und Brotlaibe geschickt wie Raben einsammelten. Allerdings hatte ich keine Zeit, mir die Schmutz starrenden Jungen und Mädchen genauer anzusehen, da ich bereits an die Seite des älteren Kutschers hastete, der sich in eine halbwegs kauernde Position gebracht hatte und benommen den ergrauten Kopf schüttelte. Er verzog vor Schmerz das Gesicht und presste die Hand auf die Schulter. Aus ein paar hässlichen Schürf- und Platzwunden sickerte Blut und durchtränkte sein Hemd und seine

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