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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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an ihrem Bestimmungsort ab und sprach zwischendurch mit vielen meiner neuen Kollegen. Was sie Lestrade und Gregson oder Mycrofts Schergen verschweigen, diskutieren die Kutscher in ihren Raucherpausen oder während ihre Fahrzeuge beladen werden umso heftiger untereinander. Da hörte ich die ersten Gerüchte, leise geflüstert und hinter vorgehaltener Hand. Doch dazu gleich noch mehr. Stopfen Sie mir bitte meine Pfeife, alter Freund?
    Danke.“
    Holmes wartete geduldig und zog dann genüsslich an seiner Meerschaumpfeife. „Heute Morgen hatte ich beim Losfahren erstmals ein schlechtes Gefühl. Das lag nicht allein am Nebel. Das Pferd war nervös, noch bevor wir aus dem Hinterhof der Bäckerei des alten Mr Quitely gerollt waren. Trotzdem fuhr ich weiter. Alles schien normal zu sein – bis ich die Kreuzung erreichte. Kaum hatte die Kutsche nach der Kurve wieder normale Geschwindigkeit erreicht, hörte ich ein eher unschönes Geräusch. Es klang, als würde jemand mit einer Axt ein Holzscheit spalten. Das Rad ist einfach unter dem Karren weggebrochen, Watson! Ich wurde vom Sitz geschleudert, und den Rest kennen Sie.“ Der Detektiv blies einen Rauchring und sah mich nachdenklich an. „Kurz nachdem ich das Geräusch hörte – und bevor ich auf die Straße geschleudert wurde – habe ich im Augenwinkel etwas gesehen“, sagte er leise.
    Ich rutschte auf der Sesselkante nach vorn. „ Was haben Sie gesehen?“, fragte ich angespannt, wohl wissend, dass Holmes genau nach dieser Frage dürstete – selbst in seinem angeschlagenen Zustand.
    Der Detektiv klemmte die Pfeife in den Mundwinkel, erhob sich und schritt leicht schwankend zum Buchregal, wo er die Rücken der dicken und dünnen Bücher musterte, einen Band mit der Linken herauszog und ihn mir ungelenk zuwarf. „Schauen sie mal unter G  nach“, bat er leichthin.
    Ich besah mir zunächst den Titel. Walt Kelly’s Mythological Creatures of Britain. Dann blätterte ich zum Stichwortverzeichnis für G.
    „Und nun?“
    „Probieren Sie es mit Gremlin .“
    Ich blätterte ein paar Seiten nach hinten. Da. Gremlin. Neben der Federzeichnung eines kleinen, koboldartigen Wesens mit dürren Gliedern, zu vielen Gelenken, Spitznase und großen Ohren stand ein kurzer Text, den ich laut vorlas: „ Gremlins. Immer zu Schabernack bereit. Können sich unsichtbar machen. Tauchen unvorhergesehen auf. Lieben Sabotage-Angriffe auf Fahrzeuge oder Maschinen aller Art. Meinen es nicht böse, richten aber unter Umständen großen Schaden an. Werden häufig in der Nähe von Häfen, Werften, Bahnhöfen und Fabriken angetroffen.“
    „Holmes!“, rief ich entsetzt. „Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass so ein Gremlin für all die verheerenden Unfälle verantwortlich ist.“
    „Nun. Ich sah etwas im Augenwinkel. Etwas, das wie eine Spinne an der Seite meines Karrens hing. Etwas, das in der Sekunde vor dem Achsbruch schnell absprang und sich scheinbar in Luft auflöste. Etwas, das dieser Zeichnung da sehr ähnlich sah. Aber keine Sorge: Alleine ist der Gremlin sicher nicht verantwortlich. An einfachen Kutschen haben diese Wesen für gewöhnlich kein Interesse. Das Uhrwerk von Big Ben, eine Lokomotive in Victoria Station oder der Hebantrieb, der das Aufstellen der Baskülen der Tower Bridge ermöglicht – das wäre schon eher nach dem Geschmack dieser Wesen! Aber eine Kutsche? Niemals.“
    Holmes’ Einschätzung der Kreaturen, die es auf die Innereien von Big Ben oder der Tower Bridge abgesehen hatten, erinnerten mich unangenehm an jenen brisanten Fall aus dem Jahre 1894, den ich bereits unter dem Titel Sherlock Holmes und das Uhrwerk des Todes niedergeschrieben habe. Trotzdem war ich nach wie vor nicht überzeugt.
    „Aber ein Gremlin , Holmes? Das ist schon arg ...“
    „Watson. Sie wissen doch, was ich immer sage. Sie haben es schließlich oft genug Ihren Lesern gegenüber erwähnt.“
    „Ich weiß, aber selbst wenn Sie alles andere ausgeschlossen haben ...“
    „Das habe ich.“ Holmes schmunzelte leicht. „Vielleicht nicht ganz, denn von alleine kommen die kleinen Teufelskerle nicht auf Droschken und Fuhrwerke. Jemand muss sie angestiftet haben, Watson ...“ Er trat ans Fenster und blickte auf die Baker Street hinaus. Auch hier fuhren wendige Zweispanner, große Growler, deren Speichenräder einen Höllenlärm verursachten, ein schwerfälliger Omnibus und natürlich die allgegenwärtigen Pritschenwagen des Londoner Lieferverkehrs durch den zähen Sommernebel. „Breiten

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