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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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sammelte sich nur noch in diffusen Pfützen auf dem Boden, und eine zunehmende Kälte strich mir ums Gesicht. Der Abend würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, die Sonnenstrahlen vertreiben und mir endgültig die Sicht rauben, doch ich war dem Ziel zu nah, um jetzt umzukehren. Ich kletterte über einige abgebrochene, dürre Kiefernstämme und kämpfte mich durch ein dichtes Gewirr aus trockenen Zweigen, als der Wald mich plötzlich ausspie, und ich auf eine offene Lichtung trat. Ein süßlich und gleichzeitig harziger Geruch schwängerte die Luft. Ich ließ meinen Blick über den Boden gleiten und lächelte zufrieden. Wohin ich auch sah, der Platz quoll von den kleinen, ockergelben Kahlköpfen fast über. Hier standen keine vereinzelten Kolonien, die Lichtung war eine Kolonie.
    Ich ging in die Hocke, rupfte einen der Pilze ab und drehte den Stumpf zwischen meinen Fingern. Dieses unscheinbare Gewächs hatte äußerst interessante Eigenschaften. Es wies hochgradig halluzinogene Substanzen auf, die bereits in kleinen Mengen zu Wahnvorstellungen führen konnten. Hier hingegen wuchs alles andere als kleine Mengen . Die Symptome der Herrschaften passten ohne jeden Zweifel zu den Besonderheiten der Pilze. Es war durchaus denkbar, dass noch weitere Lichtungen in diesem Wald existierten, die ähnlich aussahen und an denen die Jagdgesellschaft vorbeigekommen war. Vielleicht war es aber auch genau dieser Ort hier, an dem sie verweilten und dabei das Unglück erfuhren, sich den halluzinogenen Substanzen auszusetzen. Auf der anderen Seite der Lichtung zweigte ein Weg in den Wald, der vermutlich zum östlichen Rand führte. Lag in der Richtung nicht das Anwesen eines der Herrschaften? Wenn die Reiter dort gestartet waren, hätte ein ortskundiger Führer sie mühelos zu dieser kleinen Oase lenken können. Ein Gespräch mit der Witwe würde hierrüber Klarheit bringen. Für mich blieb noch das Rätsel zu lösen, wie die Gesellschaft die Pilze oder Pilzsporen zu sich genommen und damit ein frühzeitiges Ende gefunden hatte.
    Ich weiß nicht, wie lange ich in der Position auf der Lichtung hockte, abwechselnd die Pilze sowie den Weg betrachtete und meinen Gedanken freien Lauf ließ. In meinem Kopf flogen die Puzzleteile dieses Falles umher, verbanden sich mal zu dem einen, mal zu dem anderen Bild. Doch jedes Mal, wenn ich glaubte, einen Blick auf das gesamte Puzzle werfen zu können, stimmte etwas nicht. Kleine Details nur, doch gerade sie waren der entscheidende Indikator, ob ich auf der richtigen Spur war. Mein Rücken begann über die unbequeme Haltung zu protestieren und meine Knie knirschten, wenn ich das Gewicht verlagerte. Als sich jedoch zu all dem noch ein unangenehmes Pochen in den Schläfen einstellte, richtete ich mich stöhnend auf.

    Für einen Moment verschwamm die Lichtung vor meinen Augen, bevor sie sich wieder zu einem Bild zusammenfügte. Ich kniff mehrere Male die Augen zusammen und atmete tief durch. Ja, es war wirklich an der Zeit, zurückzugehen. Ich hatte die Proben, für die ich gekommen war, und eine starke Tasse Tee war sicher auch nicht verkehrt. Zudem lag in meinem Zimmer ein Buch mit einigen vielversprechenden Kapiteln über die Wirkungsweisen von Pilzen. Mit festen Schritten visierte ich erneut das Unterholz hinter mir an. Doch dann … Es fällt mir schwer in Worte zu kleiden, was geschah. Der Gang durch die dichten Zweige war mühsamer, als auf meinem Hinweg. Die Dämmerung verwehrte mir den Blick auf den Boden und ich geriet immer häufiger ins Stolpern. War es der Wald, der mir buchstäblich Steine in den Weg legte oder versagten mir die Beine allmählich den Dienst? Mein Atem klang unnatürlich laut in den Ohren. Ich hörte mein Blut rauschen und eine unangenehme Übelkeitswelle kroch in mir hoch. Ich hatte seit einer Weile keine Flüssigkeit zu mir genommen, doch war die Reaktion meines Körpers zu heftig, um sie mit einer leichten Dehydrierung zu begründen. Dafür kannte ich mich zu gut, wusste, wie viel ich selbst unter asketischen Bedingungen zu leisten vermochte. Nein, das hier war etwas anderes. Ich taumelte den Weg zurück, erzwang jeden Schritt.
    Zumindest musste es so gewesen sein, denn tatsächlich erinnere ich mich nicht daran. Das Nächste, an das ich mich bewusst entsinnen kann, war der Anblick des blass schimmernden Waldrandes vor mir.
    Ich war einige Momente erstaunt, ja, gar beunruhigt. Doch als ich meinen Freund nach mir rufen hörte, setzte auch endlich mein Verstand wieder

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