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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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erbebte die Erde. Ich schwankte bei jeder Erschütterung und bemerkte alarmiert, wie die Finsternis um mich herum zunahm. Das ohnehin schon milchige Licht der Laternen drang kaum noch zu mir durch, wurde von dem unförmigen Schatten absorbiert, der sich auf mich zuwälzte. Ich schluckte, kämpfte die Panik nieder und suchte fieberhaft nach einer Erklärung für dieses Schauspiel, dessen Mittelpunkt ich bildete. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte eine Erkenntnis in meinem malträtierten Verstand auf. Eine Erinnerung, verblichen und voller Lücken, doch ausreichend, um den fahlen Nachgeschmack einer schon einmal erlebten Situation zu hinterlassen. Meine Gedanken endeten abrupt, als ein unermesslicher Schmerz in meinem Kopf explodierte, und ich mich mit qualvollem Stöhnen krümmte.
    „Was zum …“, hörte ich Watson keuchen. Jede Bewegung war eine Pein, doch die Sorge um meinen Freund war stärker. Mühsam hob ich das Gesicht und registrierte wie durch dichten Nebel, dass Watson mich direkt anstarrte. Oder starrte er auf die Bestie, die inzwischen viel zu nah war? Die mir jede Energie entzog, bis ich mich nicht länger auf den Beinen halten konnte und auf die Knie sank.
    Meine Umgebung verschwamm zu einer diffusen Ansammlung von Grautönen. Das Brüllen war nun so nah, dass ich warmen Atem im Nacken spürte. Ich versuchte, ein letztes Mal den Kopf zu heben und dem ins Auge zu blicken, was mich gesucht und gefunden hatte.
    Doch ich konnte nicht. Meine Kraft war erschöpft, mein Widerstand gebrochen. Es sollte nur noch aufhören.
    „Habe ich dich endlich!“ Das Chaos wurde von einer hellen, weiblichen Stimme durchbrochen. „Ich verspreche dir, dass alles wieder gut wird, wenn du dich gefangen nehmen lässt. Ich tue dir auch nichts! Nun komm schon, sei ein braver … Nein! Bleib gefälligst hier!
    Verflixt!“
    Die Erde erbebte ein letztes Mal, und im nächsten Moment hörte ich nur noch das Prasseln des Regens. Ich benötigte einige Sekunden, um zu begreifen, dass ich der Gefahr entkommen war. Der Druck in meinem Kopf wurde erträglicher, und ich gewann genug Kraft zurück, um die Frau anzusehen, die mich vermutlich gerettet hatte. Sie stand mit dem Rücken zu mir neben Watson. Ich erkannte nichts außer flammendroten Haaren und einem dunklen Mantel.
    „Wer … wer sind Sie? Mit wem haben Sie eben … wer sollte … oder haben Sie ihn auch?“, stammelte mein Freund zusammenhangslos und knetete seinen Gehstock.

    Bis eben hatte sie kopfschüttelnd die Straße hinuntergeschaut, sah nun jedoch zu Watson. „Sie konnten ihn sehen?“
    „Es … es waren nur Schemen. Undeutlich, aber ja … ich bin mir sicher, dass er es war.“ Er schüttelte den Kopf. „Was geht hier vor sich? Und warum wollten Sie ihn gefangen nehmen?“
    „Sie werden doch wohl beobachtet haben, dass das nicht seine vollständige Gestalt war! Ich kann ihn doch so nicht herumlaufen lassen!
    In der Form ist er eine unkontrollierbare Bestie.“
    „Wie bitte?“ Watson schnappte nach Luft. „Holmes mag nicht immer einfach im Umgang sein, aber er ist keine unkontrollierbare Bestie!“
    „Aber er hat doch eindeutig … einen Moment, wer ist Holmes?“ Sie blinzelte Watson konsterniert an.
    „Mein Freund – Sherlock Holmes!“ Er zeigte aufgebracht zu der Stelle, an der ich mich gerade auf die Beine kämpfte und dabei der seltsamen Konversation folgte. Die Frau drehte sich um. „Gut, Sie haben recht. Er ist wirklich keine Bestie.“ Sie schmunzelte in meine Richtung. Ich erfror mitten in der Bewegung und starrte sie entgeistert an.
    „Sie können ihn sehen?“ Watsons Stimme verirrte sich in eine hysterische Tonlage.
    „Das darf doch nicht wahr sein.“ Die Frau warf die Arme in die Luft und sah wieder zu meinem Freund. „Wir drehen uns im Kreis!
    Vielleicht sollten wir das Gespräch an dieser Stelle beenden.“
    „Nein!“ Er atmete tief durch. „Bitte verzeihen Sie mein Auftreten, aber dies ist der seltsamste Tag meines Lebens.“
    „Offensichtlich. Fangen wir noch einmal von vorn an: Was ist Ihrer Meinung nach hier eben geschehen?“
    „Ich habe das Gesicht meines Freundes … im Regen … gesehen.“ Es war unverkennbar, wie unangenehm Watson dieses Geständnis war. „Es tauchte nur kurz verschwommen auf, doch ich bin absolut sicher, dass er es war.“
    Sie legte den Kopf schief. „Ist Ihrem Freund etwas zugestoßen?“
    „Ich befürchte es.“ Er ließ den Arm sinken und wirkte mit einem Mal unfassbar müde. „Holmes und ich

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