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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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sitzen konnte und nicht durch die Polster sank. Zumal meine Hand ohne jeden Widerstand durch die Tür ging, wenn ich versuchte, nach dem Knauf zu greifen. Natürlich war ich für den Umstand nicht undankbar. Wie kompliziert wäre der Rückweg geworden, wäre ich unterwegs aus der Kutsche gerutscht!
    Ich sinnierte über meinen faszinierenden Zustand und ließ sogar kurz den Gedanken zu, die Pilze könnten vielleicht doch damit zu tun haben, kam jedoch immer wieder zu dem Ergebnis, dass es etwas anderes sein musste.
    Als die Kutsche abrupt hielt, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Traum hin oder her, da ich in meinem Zustand zur Untätigkeit verdammt war, konnte ich genauso gut hinter Watson herlaufen und ihn bei seinem Versuch beobachten, das Verschwinden von Sherlock Holmes aufzuklären. Sein erster Schritt, Inspektor Lestrade aufzusuchen, war im Grunde nicht verkehrt. Ihm hätte nur bewusst sein müssen, dass der Inspektor zu der späten Stunde nicht viel ausrichten konnte. Bis er eine Suchhundestaffel zusammengestellt und zum Wald hinausgefahren wäre, läge Epping Forest in undurchdringlicher Dunkelheit. Ein Wagnis, das er bei einem konkreteren Verdachtsfall sicher eingegangen wäre, doch so musste der Inspektor annehmen, ich hätte mich nur verlaufen. Um ehrlich zu sein: Meine Entscheidung wäre nicht anders ausgefallen. Ich empfand es schon als großes Zugeständnis, dass Lestrade zwei Polizisten zum Wald schickte, um nach mir Ausschau zu halten. Was mich allerdings wundern würde. Bis vor einer Stunde konnte ich jedoch auch nicht mühelos durch Türen gleiten. Ein interessanter Zustand, der mir bei so manchem Fall von Nutzen sein konnte. Allerdings musste ich dafür das Kommunikationsproblem mit meiner Umwelt beseitigen.
    „Gehen Sie in die Baker Street, Watson. Vielleicht trifft er ja jede Minute ein. Wenn er bis zum Morgen nicht zurück sein sollte, schicke ich die Hunde los. Suchen Sie schon einmal nach einem Kleidungsstück, das Holmes oft trägt. Nur für alle Fälle.“ Während dieser Worte hatte Lestrade meinem Freund mitfühlend auf die Schulter geklopft und ihn dann sanft aber bestimmt weggeschickt. Es dauerte eine Weile, bis Watson nickte, etwas murmelte und zurück zur Kutsche wankte. Anders kann ich den Zustand nicht beschreiben, in dem er sich befand. Er stand eindeutig neben sich, war kalkweiß und rieb sich mehrere Male mit einer Hand über sein Gesicht. Ich hätte nie gedacht ihn so zu sehen, mit solch deutlich schimmernder Sorge in seinen Augen. In diesem Moment verfluchte ich mich dafür, in den letzten Wochen so hart zu ihm gewesen zu sein, ihm bei seinen Phantastereien nicht zugehört zu haben. Offenbar war ihm der Schwarze Salon und alles, was damit zu tun hatte, wichtig genug, dass er es mit mir teilen wollte, und ich hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn dafür mit Verachtung zu strafen. Was hätte ich dafür gegeben, ihn beruhigen zu dürfen, ihm zu sagen, dass es mir – den Umständen entsprechend – gut ging. Doch mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zurück zur Kutsche zu folgen. Ein heftiger Regen hatte eingesetzt, durchweichte den Mantelstoff meines Freundes, der das nicht einmal bemerkte. Minutenlang hielt er den Türknauf umschlossen, starrte in den Himmel und blinzelte nur hin und wieder, wenn ihm der Regen in die Augen lief. Ich begann mich zu fragen, wohin ihn die nächsten Schritte lenken würden, als ich stutzte. Was war das für ein Geräusch? Es klang wie ein weit entferntes, leises Fauchen.
    Ein Fauchen, das sich unfassbar schnell näherte und sich zu einem tiefen Knurren steigerte! Ich starrte in die Dunkelheit und kniff die Augen zusammen, als ich am Ende der Straße zwei rote Flecke aufglühen sah, die mitten in einem so tiefschwarzen Schatten schwebten, dass die Nacht dagegen taghell schien. Was war das? Mehr als Schemen konnte ich nicht erkennen, doch das Gefühl von Gefahr war allgegenwärtig, und ich wusste instinktiv, dass der Schatten mich gesucht hatte. Mein Blick flog besorgt zu Watson, der nichts von den Vorkommnissen bemerkte. Er sah noch immer in den Himmel, gefangen in seinen Gedanken. Wie friedlich er im Gegensatz zu dem wirkte, was im Moment um mich herum losbrach. Ein heftiges Beben ließ mich erzittern und zu der seltsamen Gestalt herumfahren.
    In den wenigen Sekunden hatte sie sich beachtlich genähert, war keine fünfzig Yard mehr von mir entfernt. Sie bewegte sich in großen Sprüngen, und jedes Mal, wenn sie den Boden erreichte,

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