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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Öffnung. Das Bild zeigte Irene Adler in Gesellschaftstoilette, der Brief war an Mr Sherlock Holmes adressiert. Mein Freund riss das Couvert auf, und wir lasen ihn alle drei gleichzeitig. Er war um Mitternacht des vorigen Tages geschrieben und lautete folgendermaßen:
    »Mein lieber Mr Holmes!
    Sie führten Ihre Rolle wirklich bewunderungswürdig durch, und es gelang Ihnen vollständig, mein Vertrauen zu gewinnen. Bis der Feuerlärm vorüber war, hegte ich nicht den geringsten Argwohn, doch dann sah ich ein, dass ich mich verraten hatte, und wurde nachdenklich. Vor Monaten wurde ich schon vor Ihnen gewarnt und Sie mir als der Einzige bezeichnet, den der Fürst als Agenten verwenden würde. Ihre Adresse erfuhr ich ebenfalls. Doch dies alles bringt mich auf Ihren Wunsch zurück. Anfangs schämte ich mich meines Misstrauens gegen einen so liebenswürdigen alten Prediger, aber Sie wissen, ich bin selbst Schauspielerin gewesen und verstehe mich daher auf eine gute Maske. Ich habe sogar oft genug selbst von Verkleidungen Gebrauch gemacht. Ich schickte meinen Kutscher John als Aufpasser ins Zimmer und warf mich oben in meinen ›Wanderanzug‹, wie ich ihn nenne. Ich wurde noch rechtzeitig fertig, um Ihnen bis zu Ihrer Haustür folgen zu können und mich selbst zu überzeugen, dass ich für den berühmten Mr Holmes ein Gegenstand des Interesses sei. Unvorsichtig wünschte ich Ihnen sogar ›Gute Nacht‹ und beeilte mich, meinen Gatten aufzusuchen. Wir hielten es beide für das Beste, uns einem so furchtbaren Gegner durch die Flucht zu entziehen. Sie werden daher morgen nur ein leeres Nest vorfinden. Wegen des Bildes mag Ihr Klient völlig beruhigt sein. Ich liebe und werde von einem viel edleren Mann, als er ist, geliebt. Der Fürst mag völlig nach seinem Belieben handeln, ich werde ihm, trotz seiner schweren Schuld gegen mich, nicht mehr in den Weg treten. Das Bild behalte ich in meiner sicheren Hut, es soll mich nur gegen spätere Angriffe schützen. Ich hinterlasse eine Fotografie, auf deren Besitz der Fürst vielleicht Wert legt, und verbleibe, lieber Mr Sherlock Holmes, für immer Ihre ergebene
    Irene Norton, geb. Adler.«
    »Welch eine Frau – nein, welch eine Frau!«, rief der Fürst, als wir das Schriftstück beendet hatten. »Sagte ich Ihnen nicht, wie schnell und entschlossen sie handelt? Würde sie nicht eine großartige Fürstin geworden sein? Es ist ein Jammer, dass sie nicht mit mir auf gleicher Höhe steht!«
    »Nach dem, was ich von ihr gesehen habe, scheint sie mir allerdings einen ganz anderen Standpunkt einzunehmen als Euer Hoheit«, äußerte Holmes kühl. »Ich bedaure nur, die Angelegenheit nicht zu einem besseren Abschluss gebracht zu haben.«
    »Im Gegenteil, mein lieber Herr«, rief der Fürst lebhaft, »einen besseren Erfolg kann ich mir gar nicht wünschen. Ihr Wort steht felsenfest. Die Fotografie ist jetzt ebenso sicher, als wäre sie ins Feuer geworfen.«
    »Die Worte Eurer Hoheit machen mich sehr glücklich.«
    »Ich bin tief in Ihrer Schuld. Bitte sagen Sie mir, womit ich Ihnen danken kann. Dieser Ring …« Er zog einen Smaragdreif vom Finger und hielt ihn Holmes auf der offenen Hand hin.
    »Hoheit besitzen etwas, das viel höheren Wert für mich hätte.«
    »Bitte nennen Sie es nur.«
    »Diese Fotografie.«
    Der Fürst sah ihn erstaunt an. »Irenes Fotografie? Aber natürlich, wenn Sie sie haben wollen.«
    »Besten Dank, Hoheit. In der Sache lässt sich nun nichts mehr tun. Ich habe die Ehre, Guten Morgen zu wünschen.« Er verbeugte sich und ging, ohne die ausgestreckte Hand des Fürsten zu bemerken.
    Auf diese Weise wurde der drohende Skandal im Fürstentum O… glücklich verhütet und die scharfsinnigsten Pläne Sherlock Holmes’ durch die Schlauheit einer Frau vereitelt. Sonst hatte er sich stets über die Weiberschlauheit lustig gemacht, später habe ich nie mehr ein spöttisches Wort darüber von ihm gehört.

D ER B UND DER R OTHAARIGEN
    Als ich im vorigen Herbst eines Tages meinen Freund Sherlock Holmes aufsuchte, traf ich ihn in eifrigem Gespräch mit einem dicken, blühend aussehenden, älteren Herrn, der feuerrotes Haar hatte. Schon wollte ich mich mit einer Entschuldigung wieder entfernen, als mich Holmes rasch in das Zimmer zog und die Tür hinter mir schloss.
    »Gelegener konnten Sie nicht kommen, lieber Watson«, sagte er herzlich.
    »Ich fürchtete, Sie seien beschäftigt«, entgegnete ich.
    »Das bin ich – und zwar sehr.«
    »So will ich im Nebenzimmer

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