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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Irene Adler war die Stufen emporgeeilt, auf der Schwelle blieb sie zögernd stehen und blickte auf die Straße zurück, wobei sich ihre prachtvolle Figur vom erleuchteten Hintergrund scharf abhob.
    »Ist der arme Herr schwer verletzt?«, fragte sie.
    »Er ist tot«, schrien mehrere Stimmen.
    »Nein, noch ist Leben in ihm«, meinte ein anderer. »Aber ehe er ins Hospital kommt, ist’s aus mit ihm.«
    »Das ist ’n braver Mensch«, sagte eine Frau. »Wär er nicht dazugekommen, hätten sie der Dame Uhr und Kette weggerissen. Das war ’ne böse Sorte. Da, er rührt sich noch!«
    »Hier kann er nicht länger liegen bleiben – dürfen wir ihn hineintragen, Madamchen?«
    »Gewiss, bringen Sie ihn ins Wohnzimmer, da ist ein bequemes Sofa. Bitte hier.«
    Langsam und feierlich wurde er ins Haus getragen und im besten Zimmer niedergelegt; vom Fenster aus konnte ich den ganzen Vorgang genau beobachten. Ich sah Holmes auf dem Sofa liegen, da die Vorhänge hinter den erleuchteten Scheiben noch nicht zugezogen waren. Verursachte ihm sein falsches Spiel in diesem Augenblick nicht doch Gewissensbisse? Jedenfalls fühlte ich mich tief beschämt, gegen diese schöne Frau Ränke zu schmieden, die mit so entzückender Freundlichkeit und Grazie für den Verwundeten sorgte. Und doch, jetzt konnte und durfte er nicht mehr zurück, und darum versuchte auch ich jedes Reuegefühl abzuschütteln und zog die Rauchrakete aus meinem Überrock. Ich beruhigte mich damit, dass ihr selbst ja kein Leid geschehen sollte und wir sie nur daran hindern wollten, anderen zu schaden. Holmes hatte sich aufgerichtet, er machte eine Bewegung, als wenn er ersticken müsste.
    Ein Dienstmädchen beeilte sich, das Fenster zu öffnen. Im selben Moment sah ich ihn die Hand erheben, warf meine Rakete ins Zimmer und schrie aus Leibeskräften: »Feuer!« Mit Windesschnelle verbreitete sich der Ruf weiter und lockte eine Menge Menschen herbei. Dicke Rauchwolken ballten sich im Zimmer und zogen aus dem geöffneten Fenster. Ich sah undeutlich die Schatten von hin und her laufenden Menschen und hörte gleich darauf die Stimme Holmes’ von innen versichern, es sei nur ein falscher Alarm gewesen. Ich drückte mich aus dem lärmenden Haufen und hatte noch nicht zehn Minuten an der Ecke gewartet, als Holmes seinen Arm in den meinigen schob und wir erleichtert und befriedigt den Heimweg antraten. Einige Minuten ging er rasch und schweigend neben mir, bis wir in die ruhigen Straßen von Edgeware Road einbogen.
    »Sie haben es sehr geschickt gemacht, Doktor«, bemerkte er. »Besser konnte es gar nicht gehen. Nun ist alles in Ordnung.«
    »Sie haben also die Fotografie?«
    »Das nicht, aber ich weiß, wo sie ist.«
    »Wie haben Sie das nur herausbekommen?«
    »Sie hat’s mir gezeigt – wie ich Ihnen voraussagte.«
    »Das ist mir noch unklar.«
    »Nun, ein Geheimnis will ich nicht daraus machen«, sagte er lachend. »Die ganze Geschichte ist höchst einfach. Sie werden natürlich erraten haben, dass auf der Straße alle im Einverständnis waren. Sie waren alle für den Abend engagiert.«
    »Ich hab es mir fast gedacht.«
    »Als nun der Skandal losging, hielt ich etwas feuchten roten Farbstoff in meiner Handfläche. Beim Hinstürzen schlug ich sie mir vors Gesicht und sah nun natürlich zum Erbarmen aus. Das ist ein alter Kniff.«
    »Das ahnte ich auch.«
    »Man trug mich hinein. Was konnte sie dagegen machen? Und gerade in ihr Wohnzimmer, auf welches ich mein Hauptaugenmerk hatte. Es stößt an ihr Schlafzimmer, mir konnte also nichts entgehen. Sie legten mich nieder, ich schnappte nach Luft, das Fenster wurde geöffnet, und Sie kamen an die Reihe.«
    »Was konnte Ihnen das helfen?«
    »Oh, sehr viel. Wenn eine Frau glaubt, ihr Haus brenne, wird sie instinktmäßig auf den Gegenstand losstürzen, der ihr am teuersten ist. Das ist vollständig naturgemäß, und ich habe es mehr als einmal zu meinem Vorteil ausgebeutet. Eine verheiratete Frau und Mutter greift nach ihrem Kind, eine unverheiratete Frau nimmt ihren Schmuckkasten. Für mich stand es fest, dass für unsere Dame das wertvollste Gut ebender infrage kommende Gegenstand sein musste. Sie würde alles aufbieten, ihn in Sicherheit zu bringen. Der Feuerlärm wurde großartig ausgeführt. Der Rauch und das Geschrei hätten selbst Nerven von Stahl erschüttert. Sie reagierte denn auch vortrefflich darauf. Die Fotografie befindet sich in einer Nische hinter einer verschiebbaren Wandfüllung, gerade über dem Glockenzug. Mrs

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