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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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gesagt. Bei der Einfahrt des Schiffes in Savannah wird der Postdampfer bereits diesen Brief abgeliefert haben, und die Polizei von Savannah hat durch das Kabel schon erfahren, dass auf die drei Herren von hier aus eines Mordes wegen gefahndet wird.« –
    Wie schlau der Mensch aber auch seine Pläne ersinnen mag, sie werden doch oft vereitelt. John Openshaws Mörder sollten nie und nimmer die fünf Kerne erhalten, die ihnen bewiesen hätten, dass ein anderer, der nicht minder verschmitzt und entschlossen war wie sie selbst, ihnen auf die Spur gekommen sei.
    Die Äquinoktialstürme waren in diesem Jahr besonders heftig und unheilvoll. Vergeblich warteten wir lange Zeit auf Nachrichten über die ›Lone Star‹ aus Savannah.
    Endlich hörten wir, dass irgendwo weit draußen im Atlantischen Ozean ein zerbrochener Hintersteven mit den Buchstaben L. S. gezeichnet, den die Wogen umhertrieben, aufgefunden wurde. – Das ist alles, was je vom Schicksal der ›Lone Star‹ zu uns gedrungen ist.

D ER M ANN MIT DER S CHRAMME
    Isa Whitney, der Bruder des weiland Elias Whitney, Doktors der Theologie und Rektors des Predigerseminars von St. Georgen, war ein starker Opiumraucher. Soviel ich weiß, kam er durch eine Jugendeselei dazu, als er noch auf der Schule war. Er hatte damals De Quinceys Beschreibung seiner Träume und Empfindungen gelesen und tränkte seinen Rauchtabak mit Opiumtinktur, um womöglich dieselbe Wirkung zu erzielen. Dabei ging es ihm aber wie schon so manchem vor ihm: Er fand, dass es viel leichter ist, eine Gewohnheit anzunehmen, als sie wieder abzulegen; so blieb er jahrelang ein Sklave dieses Gifts und wurde seinen Freunden und Verwandten zum Gegenstand des Abscheus oder auch des Mitleids. Noch sehe ich ihn vor mir in einem Lehnstuhl zusammengekauert mit dem gelben, aufgedunsenen Gesicht, den schlaffen Augenlidern und den bis zum Umfang eines Stecknadelknopfes verkleinerten Pupillen, die traurige Ruine eines ursprünglich edlen Menschen.
    Eines Abends – es war im Juni 1889 – so um die Zeit, wenn der Mensch anfängt zu gähnen und nach der Uhr zu sehen, wurde an meinem Haus die Klingel gezogen. Ich fuhr in die Höhe, und meine Frau ließ mit verstimmtem Gesicht ihre Handarbeit in den Schoß sinken. »Ein Kranker«, sagte sie. »Du wirst nochmals fortgehen müssen.«
    Ich seufzte, denn soeben war ich von schwerem Tagewerk heimgekehrt. Wir hörten die Haustür gehen, vernahmen ein paar hastige Worte und dann rasche Schritte auf dem Linoleum. Unsere Zimmertür flog auf, und herein trat eine dunkel gekleidete, schwarz verschleierte Dame.
    »Entschuldigen Sie meinen späten Besuch«, begann sie, doch plötzlich, allen Halt verlierend, stürzte sie auf meine Frau zu und warf sich ihr schluchzend um den Hals.
    »Ach, ich bin in entsetzlicher Lage«, rief sie aus, »und bedarf dringend des Beistandes!«
    »Was, das ist Kate Whitney?«, sagte meine Frau und schlug ihrem Gast den Schleier zurück. »Wie du mich aber erschreckt hast, Kate! Als du hereinkamst, hatte ich keine Ahnung, wer du seist.«
    »Ach, ich wusste keinen anderen Ausweg, als zu dir zu flüchten.«
    Es war die alte Geschichte; jeder, der in Not war, kam zu meiner Frau, wie die Vögel zum Leuchtturm fliegen.
    »Wie lieb von dir, dass du gekommen bist. Jetzt trinke nur erst ein Glas Wein mit Wasser und setze dich behaglich her, dann erzählst du uns alles. Oder möchtest du lieber, dass ich James zu Bett schicke?«
    »Nein, gewiss nicht! Denn ich bedarf auch des Doktors Rat und Beistand. Es handelt sich um meinen Mann. Seit zwei Tagen ist er nicht mehr nach Hause gekommen, und ich bin in entsetzlicher Angst um ihn!«
    Nicht zum ersten Mal sprach sie mit uns von ihrem Kummer um den Gatten, mit mir als Arzt und mit meiner Frau als alter Freundin und Vertrauten noch von der Schule her. Wir beruhigten und trösteten sie nach Kräften. Ich fragte, ob sie wisse, wo sich ihr Gatte aufhalte; ob wir ihr helfen könnten, ihn nach Hause zu schaffen.
    Es schien so: Sie hatte in Erfahrung gebracht, dass er in letzter Zeit, wenn ihn der krankhafte Drang überkam, eine Opiumhöhle im entferntesten Osten der Stadt aufgesucht habe. Bisher hatten sich seine Orgien immer nur auf einen Tag beschränkt, worauf er dann wankend und gebrochen am Abend heimkehrte. Aber diesmal war er schon seit zweimal vierundzwanzig Stunden im Bann seiner Leidenschaft und lag ohne Zweifel unter dem Auswurf des Schiffervolkes, um das Gift in sich aufzunehmen oder dessen Folgen zu

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