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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Sie müssen an Ort und Stelle bleiben – oder Sie verlieren Ihr Anrecht.‹
    ›Und die Arbeit?‹
    ›Besteht im Abschreiben der Encyclopaedia Britannica. Hier in diesem Schrank liegt der erste Band. Für Tinte, Federn und Papier haben Sie zu sorgen, wir liefern nur Tisch und Stuhl. Können Sie morgen anfangen?‹
    ›Gewiss‹, antwortete ich.
    ›So leben Sie wohl, Mr Wilson, und erlauben Sie mir, Ihnen nochmals zu der Stellung zu gratulieren, die Sie, vom Glück begünstigt, gewonnen haben.‹ Grüßend begleitete er mich bis an die Tür; ich ging heim mit meinem Gehilfen und wusste kaum, was ich denken oder sagen sollte, so vergnügt war ich über die glückliche Wendung meines Geschicks.
    Den ganzen Tag überlegte ich die Geschichte hin und her, und als der Abend kam, war ich wieder kleinlaut geworden, denn am Ende lief die ganze Sache vielleicht nur auf einen schlechten Spaß oder einen Betrug hinaus, obwohl ich mir den Zweck desselben nicht zu erklären vermochte. Es schien fast unglaublich, dass jemand solche letztwillige Verfügung treffen könne oder dass eine derartige Rente für eine so einfache Sache gezahlt werde wie die Abschrift der Encyclopaedia Britannica. Spaulding tat zwar, was er vermochte, um meinen Mut zu heben, als ich aber zu Bett ging, hatte ich in Gedanken die ganze Geschichte an den Nagel gehängt. Indessen am anderen Morgen beschloss ich, dennoch einen Blick in das Kontor zu werfen. Ich kaufte ein Fläschchen Tinte und begab mich mit einer Gänsefeder und sieben Bogen Konzeptpapier zu Popes Court.
    Zu meinem Staunen und zu meiner Freude fand ich alles ganz in Ordnung. Der Tisch stand bereit, und Duncan Ross war da, um mich in die Arbeit einzuführen. Er ließ mich beim Buchstaben A anfangen und entfernte sich mit dem Versprechen, dann und wann nach mir zu sehen. Um zwei Uhr verabschiedete er mich, lobte meinen Fleiß und schloss die Kontortür hinter mir ab.
    So ging es Tag für Tag weiter, Mr Holmes, und am Sonnabend erschien der Beamte und legte mir vier Goldstücke als Wochenlohn hin. Acht Tage später war es wieder so und auch die Woche darauf. Jeden Morgen erschien ich um zehn auf meinem Posten und verließ ihn um zwei. Allmählich kam Mr Ross nur einmal täglich, und später kam er gar nicht mehr. Dennoch wagte ich es selbstverständlich nicht, die Stube auch nur für Augenblicke zu verlassen, war ich doch nie sicher, ob er kommen würde oder nicht. Die Anstellung war so günstig und passte mir so gut, dass ich sie nicht aufs Spiel setzen wollte. So verstrichen acht Wochen, ich hatte von A … bis Attika geschrieben und hoffte, durch Fleiß bald an das B zu gelangen. Es kostete mich viel Konzeptpapier, und meine Schreiberei füllte beinahe ein Fach aus. Da plötzlich nahm das ganze Geschäft ein Ende.«
    »Ein Ende?«
    »Ja, Mr Holmes. Und zwar heute Morgen. Wie sonst erscheine ich um zehn Uhr zur Arbeit, aber die Tür ist verschlossen, und mitten darauf ist mit einem Stift eine Karte angeheftet. Da ist sie, lesen Sie selbst.«
    Er zog eine Karte in der Größe eines kleinen Briefbogens hervor; darauf stand geschrieben:
    »Der Bund der Rothaarigen ist aufgelöst. 9. Oktober 1890.«
    Sherlock Holmes und ich betrachteten diese kurze Ankündigung und dazu das klägliche Gesicht des Pfandverleihers, bis die Sache uns so komisch vorkam, dass wir, jede andere Rücksicht außer acht lassend, in lautes Gelächter ausbrachen.
    »Ich kann gar nichts so Lächerliches dabei finden«, rief unser Klient, und das Blut stieg ihm zu Kopf bis in die Wurzeln seines brandroten Haares. »Wenn Sie nichts Besseres wissen als mich auszulachen, kann ich woanders hingehen!«
    »Nein, nein«, rief Holmes und drückte ihn wieder auf den Stuhl zurück, aus dem er sich halb erhoben hatte. »Um keinen Preis möchte ich Ihren Fall aufgeben. So etwas ganz Ungewöhnliches tut ja Leib und Seele wohl; aber, verzeihen Sie, die Sache hat etwas sehr Komisches. Bitte, welche Schritte taten Sie, als Sie die Notiz an der Tür fanden?«
    »Ich war verblüfft, Mr Holmes. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. In den Geschäften der Nachbarschaft, wo ich anfragte, schien niemand etwas zu wissen. Endlich ging ich zum Hauswirt, einem Buchhalter, der im Parterre wohnt, und erkundigte mich bei ihm, was aus dem Bund der Rothaarigen geworden sei. Er erklärte mir, von einer solchen Körperschaft nie etwas gehört zu haben. Dann fragte ich ihn, wer Mr Duncan Ross sei. Aber der Name war ihm fremd.
    ›Ich meine den Herrn auf Nr.

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