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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Braut wirklich verschwunden sei, setzten sich Mr Aloysius Doran und der Bräutigam augenblicklich mit der Polizei in Verbindung, und es sind die eifrigsten Nachforschungen im Gang, welche vermutlich bald Licht in diese höchst merkwürdige Geschichte bringen werden. Bis gestern Abend in später Stunde war übrigens von dem Verbleib der Vermissten noch nichts bekannt geworden. Man spricht davon, dass es bei der Sache nicht mit rechten Dingen zugehe; auch soll die Polizei die Festnahme der Frauensperson veranlasst haben, welche die erste Störung herbeigeführt hatte, in der Annahme, dass dieselbe aus Eifersucht oder irgendeinem anderen Beweggrund dem merkwürdigen Verschwinden der Braut beteiligt sein könnte.‹«
    »Und ist das alles?«
    »Nur eine kleine, aber wichtige Notiz steht noch in einem anderen Morgenblatt.«
    »Und was enthält sie?«
    »Dass Miss Flora Millar, die Störerin der Hochzeitsfeier, wirklich festgenommen ist. Es scheint, dass dieselbe früher Tänzerin am Allegrotheater war und mit dem Bräutigam einige Jahre lang ein Verhältnis unterhielt. Weitere Einzelheiten sind nicht erwähnt, und wir hätten nun das ganze, auf den Fall bezügliche Material beisammen – soweit es in der Tagespresse besprochen worden ist.«
    »Und ein äußerst interessanter Fall scheint es zu sein, um den ich für alles in der Welt nicht kommen möchte. Aber da klingelt es, Watson; und da die Uhr einige Minuten nach vier zeigt, so dürfen wir sicher sein, dass das unser vornehmer Besuch ist. Lassen Sie sich nur nicht einfallen, Watson, fortgehen zu wollen, es ist mir viel lieber, ich habe einen Zeugen; wäre es auch nur zur Unterstützung meines Gedächtnisses.«
    »Lord Robert St. Simon«, meldete unser kleiner Diener, indem er die Tür weit aufmachte. Ein Herr trat ein mit feinen, angenehmen Zügen, vorspringender Nase und blasser Farbe: Er hatte einen vielleicht etwas hochmütigen Ausdruck um den Mund und den festen, offenen Blick eines Mannes, dem das angenehme Los zuteilgeworden ist, stets befehlen zu dürfen und jederzeit Gehorsam zu finden. Sein Wesen war lebhaft, und doch machte seine ganze Erscheinung keinen jugendlichen Eindruck mehr, denn er hielt sich ein klein wenig vorgeneigt und sank beim Gehen etwas in die Knie. Als er den hochkrempigen Hut abnahm, zeigte sich auch sein Haar ringsum an den Spitzen ergraut und auf dem Scheitel dünn. Sein Anzug war von einer fast stutzerhaften Eleganz: hoher Kragen, schwarzer Gehrock, weiße Weste, gelbe Handschuhe, Lackstiefel und helle Gamaschen. Er trat mit gemessenem Schritt ein, drehte dabei den Kopf von einer Seite zur anderen und ließ den goldenen Nasenklemmer um seine rechte Hand tanzen.
    »Guten Tag, Lord St. Simon«, sagte Holmes, indem er aufstand und sich verbeugte; »bitte nehmen Sie Platz im Sessel. Dies ist mein Freund und Kollege, Dr. Watson. Setzen Sie sich etwas näher zum Feuer, dann wollen wir die Angelegenheit besprechen.«
    »Eine höchst peinliche Sache für mich, wie Sie sich leicht vorstellen können, Mr Holmes. Der Schlag hat mich bis ins Mark getroffen. Man sagt mir, dass Sie schon mehr heikle Fälle dieser Art unter den Händen gehabt haben, jedoch wohl kaum aus denselben Kreisen.«
    »Nein, aus weit vornehmeren.«
    »Wie sagten Sie, bitte?«
    »Mein letzter Klient dieser Art war ein König.«
    »Oh wirklich! Davon hatte ich keine Ahnung. Und welcher König war das?«
    »Der König von Schweden und Norwegen.«
    »Was? War ihm auch seine Frau abhanden gekommen?«
    »Sie werden begreifen«, erwiderte Holmes in sanftem Ton, »dass ich die Verschwiegenheit, die ich Ihnen in Ihren Angelegenheiten zusichere, in gleicher Weise auch meinen übrigen Klienten gegenüber beachten muss.«
    »Natürlich! Ganz recht! Ganz recht! Bitte sehr um Vergebung. Was meinen eigenen Fall betrifft, so bin ich bereit, Ihnen jeden Aufschluss zu geben, der Ihnen förderlich sein kann.«
    »Danke. Was in den Tagesblättern darüber steht, weiß ich bereits alles, aber sonst nichts. Ich setze voraus, dass ich deren Inhalt als richtig annehmen darf – so zum Beispiel auch den Artikel, der sich auf das Verschwinden der Braut bezieht.«
    Lord St. Simon überflog denselben. »Allerdings; was darin steht, ist richtig.«
    »Doch bedarf er noch der Vervollständigung, bevor man sich eine Ansicht in der Sache zu bilden vermag. Ich glaube, ich könnte mir das nötige Material am besten verschaffen, wenn ich Ihnen direkt Fragen stellte.«
    »Bitte, tun Sie das nur.«
    »Wann trafen

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