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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Sie zum ersten Mal mit Miss Doran zusammen?«
    »In San Francisco, vor einem Jahr.«
    »Sie befanden sich damals auf einer Reise in den Vereinigten Staaten? Verlobten Sie sich damals schon?«
    »Nein.«
    »Aber Sie standen auf freundschaftlichem Fuß mit ihr?«
    »Ich fand Vergnügen an ihrer Gesellschaft, und sie konnte auch wohl merken, dass dies der Fall war.«
    »Ihr Vater ist sehr reich?«
    »Er gilt als der reichste Mann an der ganzen Westküste.«
    »Und womit verdiente er sein Geld?«
    »Mit Bergbau. Vor wenigen Jahren war er noch ohne Vermögen. Dann stieß er auf Gold und machte dabei so glänzende Geschäfte, dass er mit Riesenschritten vorwärtskam.«
    »Nun, und was ist Ihr Eindruck von dem Charakter der jungen Dame – Ihrer Gemahlin?«
    Der Edelmann ließ seinen Klemmer noch etwas rascher tanzen und blickte starr in das Kaminfeuer. »Sehen Sie, Mr Holmes«, begann er, »meine Gemahlin war schon zwanzig Jahre alt, ehe ihr Vater ein reicher Mann wurde. Bis dahin war sie in einem Goldgräberdorf frei umhergelaufen und durch Wälder und Berge geschweift, sodass ihre Erziehung mehr auf Rechnung der Natur als des Schulmeisters zu setzen ist. Sie ist, was man einen Wildfang nennt, eine starke, ungestüme, freie, durch keinerlei alte Überlieferung beengte Natur. Sie ist rasch fertig mit ihrem Urteil und kennt keine Furcht, wenn es gilt, ihre Entschlüsse auszuführen. Auf der anderen Seite würde ich ihr nicht den Namen gegeben haben, den ich die Ehre habe zu tragen«, hier ließ er ein kurzes vornehmes Hüsteln hören, »hätte ich sie nicht für ein durchaus edel geartetes Wesen gehalten. Ich glaube, dass sie heroischer Aufopferung fähig ist und dass jede Spur von Unehrenhaftigkeit ihr fern liegt.«
    »Besitzen Sie ihre Fotografie?«
    »Dies hier habe ich bei mir.« Damit öffnete er ein Etui und ließ uns ein äußerst einnehmendes, weibliches Bildnis sehen. Es war keine Fotografie, sondern eine Miniaturmalerei auf Elfenbein, in welcher der Künstler das glänzend schwarze Haar, die großen dunklen Augen, den ausgesucht schönen Mund zu voller Wirkung zu bringen gewusst hatte. Holmes betrachtete das Porträt lange und aufmerksam, dann schloss er das Etui wieder und gab es dem Lord zurück.
    »Die junge Dame kam hierauf nach London, und Sie knüpften hier die Bekanntschaft wieder an?«
    »Jawohl. Ihr Vater brachte sie zur diesjährigen Saison herüber. Ich traf mehrmals mit ihr zusammen, bis ich mich mit ihr verlobte und kürzlich verheiratete.«
    »Sie hat, wenn ich recht unterrichtet bin, eine beträchtliche Mitgift erhalten?«
    »Eine ganz hübsche Mitgift. Nicht größer als es in meiner Familie üblich ist.«
    »Und diese Mitgift verbleibt nun natürlich Ihnen, nachdem die eheliche Verbindung zur Tatsache geworden ist?«
    »Danach habe ich mich wirklich noch nicht erkundigt.«
    »Das lässt sich denken. Waren Sie mit Ihrer Braut am Tag vor der Hochzeit zusammen?«
    »Jawohl.«
    »War sie da guter Laune?«
    »In so froher Stimmung als jemals. Sie machte fortwährend Pläne für unsere Zukunft.«
    »Wirklich? Das ist höchst merkwürdig. Und am Hochzeitsmorgen?«
    »War sie so heiter als nur möglich. Wenigstens bis nach der Trauung.«
    »Und haben Sie nach der letzteren eine Veränderung an ihr bemerkt?«
    »Nun ja, um die Wahrheit zu gestehen, erfuhr ich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal, dass sie auch etwas heftig werden kann. Das Vorkommnis war übrigens zu unbedeutend, um ein Wort darüber zu verlieren und hat keinerlei Bedeutung für den vorliegenden Fall.«
    »Bitte teilen Sie es uns trotz alledem mit.«
    »Ach, es hört sich wirklich kindisch an. Als wir vom Altar zurückgingen, ließ sie ihr Bouquet fallen. Sie schritt gerade an der vordersten Sitzreihe vorüber, und so fiel es in einen der Kirchenstühle hinein. Dies verursachte einen Aufenthalt von einigen Augenblicken, allein der dort sitzende Herr händigte ihr sogleich den Strauß wieder ein, der auch durch den Fall nicht gelitten zu haben schien. Trotzdem gab sie mir auf meine Bemerkungen über den Vorfall nur abgerissene Antworten, und während unserer Fahrt nach Hause zeigte sie eine unbegreifliche Erregung über dieses unbedeutende Vorkommnis.«
    »Wirklich! Wie Sie sagen, befand sich ein Herr in dem Kirchenstuhl. Es waren also Leute aus dem Publikum zugegen?«
    »Oh ja. Dies lässt sich unmöglich vermeiden, wenn die Kirche offen ist.«
    »Jener Herr gehörte nicht zu den Bekannten Ihrer Gemahlin?«
    »Nein, nein. Ich nenne ihn

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