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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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weder durch Überredung noch durch Drohung eine Silbe herauszubringen.
    Heute früh wurde er in Gewahrsam gebracht, und nach Erledigung der polizeilichen Förmlichkeiten bin ich alsbald hierher geeilt, um Sie dringend zu bitten, all Ihren Scharfsinn an die Aufklärung dieser Angelegenheit zu setzen. Auf der Polizei hat man offen eingestanden, dass man mir vorläufig nicht zu helfen wisse. Bezüglich der Kosten brauchen Sie sich keinerlei Beschränkung aufzuerlegen. Ich habe bereits tausend Pfund Belohnung ausgesetzt. Mein Gott, was soll ich machen? In einer Nacht habe ich die Juwelen verloren und meinen Sohn dazu! Oh, was soll ich tun?«
    Er fuhr sich mit beiden Händen an die Schläfen, wiegte sich hin und her und stöhnte dabei wie ein Kind, das für seine Betrübnis keinen Ausdruck mehr findet.
    Holmes saß einige Minuten lang mit gerunzelten Brauen und starr auf das Kaminfeuer gerichtetem Blick schweigend da.
    »Sehen Sie viel Gesellschaft bei sich?«, fragte er dann.
    »Niemand außer meinem Teilhaber mit seiner Familie und gelegentlich einem Bekannten von Arthur. Sir George Burnwell war in letzter Zeit mehrmals da. Sonst, glaube ich, kein Mensch.«
    »Gehen Sie viel in Gesellschaft?«
    »Arthur, ja; ich und Mary bleiben zu Hause. Wir machen uns beide nichts daraus.«
    »Das ist auffallend bei einem jungen Mädchen.«
    »Sie ist ein ruhiges, anspruchsloses Wesen. Außerdem ist sie nicht mehr so sehr jung. Sie ist vierundzwanzig.«
    »Der Vorfall, den Sie uns soeben geschildert haben, hat anscheinend auch sie schwer getroffen.«
    »Furchtbar. Sie ist sogar noch gebeugter als ich.«
    »Und Sie hegen beide durchaus keinen Zweifel an Ihres Sohnes Schuld?«
    »Wie wäre das möglich, da ich doch mit eigenen Augen sah, wie er den Schmuck in der Hand hielt!«
    »Ich vermag dies kaum als einen zwingenden Beweis anzusehen. War der Rest des Diadems überhaupt beschädigt?«
    »Ja, es war verbogen.«
    »Glauben Sie nicht, dass Ihr Sohn vielleicht versuchte, es wieder zurechtzubiegen?«
    »Gott lohne Ihnen! Sie tun für ihn und mich, was Sie können; aber das geht über Ihre Kräfte. Was hatte er überhaupt dort zu schaffen? Wenn seine Absicht unsträflich war, warum sagte er es nicht?«
    »Ganz richtig. Aber wenn er schuldig war, warum brachte er nicht eine Lüge vor? Ich finde, sein Stillschweigen lässt sich in diesem wie in jenem Sinn deuten. Der Fall bietet mehrere eigentümliche Momente. Wie erklärte die Polizei das Geräusch, von dem Sie aufwachten?«
    »Sie meinte, das werde wohl durch das Schließen von Arthurs Schlafzimmertür entstanden sein.«
    »Außerordentlich glaubhaft! Als ob ein Mensch, der sich zur Ausführung eines Verbrechens anschickt, seine Tür zuschlüge, dass das ganze Haus davon wach wird. Und was meinten sie wegen des Verschwindens der Steine?«
    »Sie sind noch dabei, die Fußböden und das Mobiliar zu untersuchen, in der Hoffnung, sie aufzufinden.«
    »Hat man daran gedacht, auch außen um das Haus herum nachzusehen?«
    »Jawohl. Die Polizei betreibt die Sache mit großem Eifer. Der ganze Garten ist bereits aufs Genaueste abgesucht worden.«
    »Nun, mein lieber Herr«, sagte Holmes, »Sie werden wohl selbst einsehen, dass die Sache nicht so klar auf der Hand liegt, wie Sie oder die Polizei von vornherein anzunehmen geneigt waren. – Der Fall kam Ihnen einfach vor, mir scheint er äußerst verwickelt. Vergegenwärtigen Sie sich nur einmal, was Ihre Auffassung alles in sich schließt. Sie nehmen an, Ihr Sohn sei aus seiner Stube heruntergekommen, habe unter großer Gefahr Ihr Ankleidezimmer betreten, Ihren Schreibtisch geöffnet, den Schmuck herausgenommen, an diesem ein Stück gewaltsam abgebrochen, sich sodann an einen dritten Ort begeben und daselbst drei Steine von den neununddreißig so schlau versteckt, dass kein Mensch sie zu finden imstande ist, um dann mit den übrigen sechsunddreißig nach dem Zimmer zurückzukommen, wo er die größte Gefahr lief, entdeckt zu werden. Nun frage ich Sie – ist das eine haltbare Auffassung?«
    »Aber was lässt sich sonst annehmen?«, rief der Bankier mit einer Gebärde der Verzweiflung. »Warum redet er nicht, wenn er keine bösen Absichten hatte?«
    »Das herauszubringen ist unsere Sache«, erwiderte Holmes. »Wenn es Ihnen recht ist, Mr Holder, so wollen wir jetzt zusammen nach Streatam fahren und eine Stunde darauf verwenden, uns die Sache ein wenig genauer zu besehen.«
    Mein Freund bestand auf meiner Begleitung, und ich war sehr gerne bereit

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