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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Nähe des Hauses, von wo aus man das Moor ringsum überblickt. Von dem Rennpferd war nirgends eine Spur, aber nach John Straker brauchten sie nicht lange zu suchen. Etwa eine Viertelmeile von dem Stallgebäude entfernt hing sein Mantel an einem Ginsterbusch, und nicht weit davon, in einer muldenförmigen Vertiefung des Bodens, fand man die Leiche des unglücklichen Stallmeisters. Der Schädel war ihm durch einen wuchtigen Schlag mit einem schweren Werkzeug zerschmettert worden, und am Schenkel hatte er eine lange Schnittwunde, die von einer scharfen Waffe herrühren musste. Offenbar hatte sich Straker, so gut er konnte, gegen seine Angreifer verteidigt, denn in der rechten Hand hielt er ein kleines Messer, das über und über mit geronnenem Blut bedeckt war. Seine Linke aber umklammerte eine rot und schwarz gestreifte seidene Krawatte; eine solche hatte, nach Aussage der Magd, jener Fremde, den sie am Abend zuvor beim Stall getroffen, getragen.
    Als Hunter aus seiner Betäubung erwachte, erkannte auch er, dass die Krawatte des Fremden Eigentum sei. Nach seiner Überzeugung hatte ihm dieser das Schlafpulver vom Fenster aus in das Hammelragout geschüttet, damit der Stall unbewacht bliebe.
    Was das fehlende Rennpferd betrifft, so fand man im Moorboden des Talkessels zahlreiche Beweise, dass es zur Zeit des Kampfes auf dem Schauplatz desselben gewesen ist. Aber seit jenem Morgen ist es verschwunden, und obwohl eine hohe Belohnung ausgesetzt ist und alle Zigeuner von Dartmoor sich auf der Suche befinden, weiß niemand, wo es geblieben sein kann. Schließlich ist noch zu bemerken, dass sich eine beträchtliche Menge pulverisierten Opiums in des Stallknechts Nachtessen bei Untersuchung der Reste vorgefunden hat, während die Leute im Haus an demselben Abend vom nämlichen Gericht gegessen haben, ohne nachteilige Folgen zu verspüren.
    Das sind in kurzen, kahlen Umrissen und mit möglichst geringen Abschweifungen die hauptsächlichsten Tatsachen, welche vorliegen. Nun will ich Ihnen noch aufzählen, was für Maßregeln die Polizei getroffen hat.
    Inspektor Gregory, der den Fall in Händen hat, ist ein außerordentlich fähiger Beamter. Er würde große Dinge in seinem Beruf leisten, wenn ihm nicht alle Einbildungskraft fehlte. Das Erste, was er tat, war, den Mann ausfindig zu machen und festzunehmen, auf dem natürlich der größte Verdacht ruhte. Ihn zu finden war nicht schwer, denn man kannte ihn in der ganzen Nachbarschaft. Sein Name ist Fitzroy Simpson, er stammt aus einer angesehenen, gebildeten Familie, hat sein Vermögen auf dem Rennplatz durchgebracht und erwirbt jetzt den standesgemäßen Lebensunterhalt durch eine anständige kleine Buchmacherei bei den Londoner Rennklubs. Eine Durchsicht seines Wettbuchs ergab, dass Wetten bis zum Betrag von 5000 Pfund gegen den Favoriten Silberstrahl durch ihn gebucht worden waren.
    Bei seiner Verhaftung bekannte er freiwillig, er sei nach Dartmoor gekommen, um Erkundigungen über die Pferde in King’s Pyland einzuziehen und zugleich etwas Näheres über den zweiten Favoriten, Desborough, zu erfahren, der unter Silas Browns Aufsicht im Stall von Mapleton steht. Auch versuchte er nicht etwa sein Benehmen vom Abend zuvor abzuleugnen, erklärte jedoch, er hätte keinerlei böse Absicht gehabt, sondern nur den Wunsch, sich Nachricht aus erster Hand zu verschaffen. Als man ihm die Krawatte zeigte, erblasste er sichtlich und war außerstande, anzugeben, auf welche Weise sie in die Hand des Ermordeten gelangt sein könne. Sein nasser Anzug trug deutliche Spuren, dass er in der Regennacht draußen gewesen war, und sein Stock, ein mit Blei beschwerter sogenannter Totschläger, war genau die Waffe, mit der die Verletzung hervorgebracht sein konnte, welcher der unglückliche Stallmeister erlegen war.
    Dagegen hatte Simpson selbst keine Wunde am Körper, während doch, nach der Beschaffenheit von Strakers Messer zu urteilen, mindestens einer seiner Angreifer durch ihn gezeichnet worden war. – So, Watson, das ist, kurz zusammengefasst, der ganze Sachverhalt, und wenn Sie mir irgendwelche Aufklärung darüber geben können, tun Sie mir den größten Gefallen.«
    Ich hatte den klaren Auseinandersetzungen meines Gefährten mit gespanntem Interesse zugehört; denn obgleich mir die Tatsachen größtenteils schon bekannt waren, ging mir doch erst jetzt ein Licht auf über ihren Zusammenhang und ihre eigentliche Bedeutung.
    »Wäre es nicht möglich«, warf ich ein, »dass sich Straker bei den

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