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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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vielleicht sagen, wo ich bin?‹, fragte er. ›Ich hatte mich schon darein ergeben, die Nacht auf dem Moor zuzubringen, als ich das Licht Ihrer Laterne sah.‹
    ›Sie sind dicht bei den Stallgebäuden von King’s Pyland‹, versetzte sie.
    ›Wirklich! Nun, das nenne ich einen Glücksfall!‹, rief er. Man hat mir gesagt, dass dort nur ein Stallknecht wohnt; vielleicht wollen Sie ihm eben sein Abendbrot bringen. Ich denke, Sie werden nicht zu stolz sein, um sich das Geld zu einem neuen Kleid zu verdienen, nicht wahr? – Nun gut, wenn Sie dem Knecht noch heute Abend dies hier zukommen lassen‹, er nahm ein kleines zusammengefaltetes Papier aus der Westentasche, ›so sollen Sie den hübschesten Anzug haben, den man zu kaufen bekommt.‹
    Die Magd erschrak, als er sein Anliegen so dringend vorbrachte, und lief rasch an ihm vorbei ans Fenster, durch welches sie das Essen hineinzureichen pflegte. Es war schon geöffnet, und Hunter saß drinnen an einem kleinen Tisch. Eben erzählte sie ihm, was ihr zugestoßen sei, als der Fremde selbst herzutrat.
    ›Guten Abend‹, sagte er, durch das Fenster blickend. ›Ich möchte gern ein paar Worte mit Ihnen reden.‹ – Das Mädchen hat eidlich versichert, dass sie, während er sprach, eine Ecke des weißen Papierpäckchens in seiner geschlossenen Hand bemerkte.
    ›Was haben Sie hier zu suchen?‹, fragte der Knecht.
    ›Etwas, wobei Sie ein gutes Stück Geld verdienen können‹, lautete die Antwort. ›Sie haben zwei Pferde hier, die für den Wessex-Preis rennen sollen – Silberstrahl und Bayard. Schenken Sie mir klaren Wein ein, und es soll Ihnen nicht zum Schaden gereichen. Ist es wahr, dass Bayard dem anderen beim Proberennen auf fünf Achtelmeilen hundert Meter Vorsprung abgewonnen hat und dass das Stallpersonal auf ihn wetten will?‹
    ›Also, Sie sind ein verdammter Schwindler‹, rief Hunter. ›Warten Sie nur, ich zeige Ihnen gleich, wie wir solchem Pack in King’s Pyland mitspielen.‹ Er sprang auf und lief zum Stall hinüber, um den Hund loszuketten. Das Mädchen ergriff eilends die Flucht, blickte jedoch noch einmal zurück und sah, wie der Fremde sich zum Fenster hineinlehnte. Als Hunter gleich darauf mit dem Hund herausgestürzt kam, war jener verschwunden und keine Spur von ihm zu entdecken, obwohl der Stallknecht rings um das Haus herum nach ihm suchte.«
    »Warten Sie einen Augenblick«, unterbrach ich den Bericht meines Freundes. »Hat der Stallknecht, als er mit dem Hund herauskam, die Tür hinter sich offen gelassen?«
    »Vortrefflich, Watson, vortrefflich«, murmelte Holmes. »Der Umstand schien auch mir von solcher Wichtigkeit, dass ich gestern eigens ein Telegramm nach Dartmoor sandte, um mir Gewissheit darüber zu verschaffen. Der Stallknecht hat die Tür zugeschlossen, als er hinausging, und das Fenster ist nicht groß genug, um einem Mann Einlass zu gewähren.
    Hunter wartete bis zur Rückkehr seiner beiden Genossen und schickte dann seinem Herrn einen Bericht über den Vorfall. Straker war zwar sehr ärgerlich, doch scheint er sich nicht klargemacht zu haben, was die Sache eigentlich zu bedeuten hatte. Eine unbestimmte Sorge quälte ihn indessen jedenfalls, denn als seine Frau um ein Uhr nachts aufwachte, sah sie, dass er im Begriff war, sich anzukleiden. Auf ihre Fragen erwiderte er, seine Unruhe um die Pferde lasse ihn nicht schlafen, er wolle im Stall nachsehen, ob alles in Ordnung sei. Sie hörte den Regen an die Scheiben klatschen und bat ihren Mann, daheim zu bleiben, aber es war vergebens; er zog seinen Gummimantel an und verließ das Haus.
    Als Mrs Straker um sieben Uhr erwachte, war ihr Mann noch nicht zurückgelehrt. Rasch kleidete sie sich an, rief das Mädchen und eilte zum Gehöft. Die Tür stand offen: Drinnen saß Hunter auf einem Stuhl zusammengesunken und völlig betäubt; der Stall, in dem Silberstrahl gestanden, war leer und Straker nirgends zu finden.
    Man weckte die beiden Stallknechte, die auf dem Heuboden über der Geschirrkammer schliefen. Sie hatten während der Nacht kein Geräusch gehört. Hunter musste wohl ein starkes Schlafmittel erhalten haben und litt noch an den Folgen; da nichts Vernünftiges aus ihm herauszubringen war, ließ man ihn weiterschlafen. Mrs Straker, die Magd und die beiden Knechte machten sich inzwischen auf, um nach dem Verlorenen zu suchen. Sie hegten noch die leise Hoffnung, der Stallmeister könne vielleicht mit dem Pferd einen Morgenritt gemacht haben, und erstiegen eine Anhöhe in der

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