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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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ihm.«
    »Sie haben gewiss ein Verzeichnis von den Gegenständen gemacht, die er zur Zeit seines Todes bei sich trug?«
    »Die Sachen sind alle im Wohnzimmer verwahrt, Sie können sie dort in Augenschein nehmen.«
    »Das wäre mir lieb.«
    Wir traten nun in das vordere Zimmer und nahmen um den Tisch in der Mitte Platz, während der Inspektor einen viereckigen Blechkasten aufschloss und eine Anzahl Gegenstände herausnahm: eine Schachtel mit Wachskerzchen, zwei Stückchen Talglicht, einen halbgefüllten ledernen Tabaksbeutel, eine kurze Pfeife, eine silberne Uhr mit goldener Kette, einen Bleistifthalter von Aluminium, fünf goldene Sovereigns, verschiedene Papiere und ein Messer mit Elfenbeingriff, welches »Weiß und Co. London« gezeichnet war und eine sehr biegsame, feine Klinge hatte. Holmes nahm es in die Hand und betrachtete es.
    »Ein sonderbares Messer«, sagte er. »Nach den Blutflecken zu urteilen, ist es wohl dasselbe, welches man in des Toten Hand gefunden hat. Ich dächte, auf dergleichen müssten Sie sich verstehen, Watson.«
    »Es ist ein Messer, wie man es zu Star-Operationen braucht«, sagte ich.
    »Ich dachte mir’s wohl, dass man eine so feine Klinge nur zu sehr heikler Arbeit benutzt. Wie sonderbar, dass er ein solches Messer bei dem nächtlichen Ausgang mitgenommen hat – es lässt sich nicht einmal zuklappen und in die Tasche stecken.«
    »Die Spitze war durch eine Korkscheibe geschützt, die wir neben der Leiche fanden«, berichtete der Inspektor. »Mrs Straker sagt, das Messer hätte schon seit ein paar Tagen auf dem Tisch im Schlafzimmer gelegen, und beim Hinausgehen habe ihr Mann es mitgenommen. Es war nur eine schwache Verteidigungswaffe, aber vielleicht die einzige, die er im Augenblick zur Hand hatte.«
    »Wohl möglich. Und was für Papiere sind das?«
    »Drei Quittungen von Händlern für geliefertes Heu; ein Brief von Oberst Ross mit Verhaltungsmaßregeln; ferner die Rechnung einer Schneiderin im Betrag von siebenunddreißig Pfund fünfzehn Schilling, von Madame Lesurier in Bond Street für William Darbyshire ausgestellt. Mrs Straker teilte mir mit, dieser Darbyshire sei ein Freund ihres Mannes gewesen und zuweilen seien Briefe an ihn hierher adressiert worden.«
    »Mrs Darbyshire scheint etwas verschwenderischer Natur zu sein«, bemerkte Holmes, die einzelnen Beträge der Rechnung überfliegend. »Zweiundzwanzig Guineen ist eine hohe Summe für ein Straßenkostüm. – Nun habe ich hier wohl alles gesehen, und wir können uns auf den Schauplatz des Verbrechens begeben.«
    Als wir das Wohnzimmer verließen, trat eine Frau, die im Hausflur gewartet hatte, auf uns zu. Man sah es ihrem hageren, eingefallenen Gesicht und ihrer aufgeregten Miene an, dass sie erst kürzlich etwas Entsetzliches erlebt hatte.
    »Hat man sie gefunden und festgenommen?«, stieß sie hastig hervor und legte ihre Hand auf den Arm des Inspektors.
    »Nein, Mrs Straker. Aber Mr Holmes hier ist aus London gekommen, um uns zu helfen; wir werden das Menschenmögliche tun.«
    »Habe ich Sie nicht kürzlich bei einem Gartenfest in Plymouth gesehen, Mrs Straker?«, fragte Holmes.
    »Nein, das muss ein Irrtum sein.«
    »Wirklich? Ich hätte darauf schwören mögen. Sie trugen ein taubengraues Seidenkleid, mit Straußenfedern besetzt.«
    »Einen solchen Anzug habe ich noch nie besessen«, erwiderte die Dame.
    »So? – Dann habe ich mich freilich getäuscht. Entschuldigen Sie, bitte«, sagte Holmes und folgte dem Inspektor ins Freie.
    Ein kurzer Weg über das Moor brachte uns zur Talsenkung, wo der Leichnam gefunden worden war. Am Rande derselben stand der Ginsterbusch, auf dem der Mantel gehangen hatte.
    »Es war in jener Nacht kein Wind, soviel ich weiß«, sagte Holmes.
    »Nein, es regnete nur sehr stark.«
    »Also ist der Mantel nicht in das Gebüsch geweht worden, sondern man hat ihn dort aufgehängt.«
    »Ja, er war quer über den Busch gelegt.«
    »Das ist mir von großem Interesse. Der Boden ist ringsherum ganz zertreten. Wahrscheinlich sind seit Montagnacht schon viele Leute hier gewesen.«
    »Wir haben auf diese Seite eine Matte gelegt und standen darauf.«
    »Ausgezeichnet!«
    »In dem Sack hier habe ich einen von den Stiefeln, welche Straker angehabt hat, nebst einem Schuh von Simpson und einem Hufeisen von Silberstrahl.«
    »Lieber Inspektor, Sie sind ganz unvergleichlich.«
    Holmes nahm den Sack, stieg in die Talsenkung hinab und schob die Matte mehr zur Mitte zu. Dann streckte er sich der Länge nach auf den

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