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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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wäre nichts geworden, wenn mein Stiefvater nicht plötzlich eine Geschäftsreise nach Frankreich hätte machen müssen. Nun gingen wir, Mutter und ich, mit Mr Hardy, unserem früheren Obergesellen, auf den Ball, und dort war es, wo ich Mr Hosmer Angel traf.«
    »Vermutlich zeigte sich Mr Windibank bei seiner Rückkehr aus Frankreich sehr ungehalten?«
    »Durchaus nicht, er war gar nicht böse. Er lachte, zuckte die Achseln und meinte, es sei ganz unnütz, Frauen etwas abzuschlagen, denn – sie täten doch, was sie wollten.«
    »So, so. Sie trafen also auf dem Ball der Gastechniker einen Herrn namens Hosmer Angel, wenn ich recht verstehe.«
    »So ist’s. Ich lernte ihn an jenem Abend kennen, und er besuchte uns am folgenden Tag, um sich nach unserem Befinden zu erkundigen, und hernach trafen wir ihn – das heißt, Mr Holmes, ich traf ihn zweimal –, um mit ihm spazieren zu gehen; dann aber kam der Vater zurück, und Mr Angel konnte nicht mehr zu uns ins Haus kommen.«
    »Nicht?«
    »Ja, wissen Sie, Vater liebt dergleichen nicht. Ginge es nach ihm, würde er nie Gäste empfangen; er behauptet, eine Frau müsse mit ihrer engsten Familie zufrieden sein. Auch ich gebe das zu und sagte schon oft meiner Mutter, dass mir ebendiese engste Familie noch fehle.«
    »Was wurde nun mit Mr Hosmer Angel? Versuchte er nicht, Sie wiederzusehen?«
    »Der Vater sollte acht Tage später abermals nach Frankreich reisen, und so schrieb Hosmer, es sei wohl am besten, wenn wir bis dahin einander fernblieben. Das Schreiben stand uns ja inzwischen frei, und er schrieb täglich. Ich nahm die Briefe am Morgen in Empfang, sodass der Vater nichts davon erfuhr.«
    »Waren Sie zu der Zeit mit dem Herrn verlobt?«
    »Jawohl, Mr Holmes, wir verlobten uns auf unserem ersten Spaziergang. Hosmer – Mr Angel – war Kassierer eines Geschäfts in Leadenhall Street – und …«
    »In welchem Geschäft?«
    »Leider weiß ich das nicht.«
    »Wo wohnte er denn?«
    »Er schlief im Geschäftshaus.«
    »Und Sie haben seine Adresse nicht?«
    »Nein – ich weiß nur, dass er in Leadenhall Street wohnte.«
    »Wohin adressierten Sie Ihre Briefe?«
    »Postlagernd Postamt Leadenhall Street. Ins Geschäft sollte ich nicht adressieren, weil er behauptete, die anderen Angestellten würden ihn hänseln, dass er Briefe von einer Dame erhalte. Ich wollte ihm mit der Maschine schreiben, wie er es selbst tat, doch mochte er nichts davon wissen und erklärte, geschriebene Briefe seien ihm lieber, sie kämen ihm viel natürlicher vor, während er bei den anderen das Gefühl habe, als träte eine Maschine zwischen uns. Sie sehen daraus, wie sehr er mich liebte und wie feinfühlig er selbst in Kleinigkeiten war.«
    »Ja, es lässt tief blicken«, meinte Holmes. »Ich lege von jeher besonderen Wert auf solche kleinen Umstände. Erinnern Sie sich vielleicht anderer geringfügiger Merkmale bei Mr Hosmer Angel?«
    »Er war sehr schüchtern und ging lieber abends als am Tag mit mir aus, weil er es nicht leiden konnte, beobachtet zu werden. Er benahm sich sehr wohlerzogen und zurückhaltend; seine Stimme war schwach, und er erzählte mir, er habe als Kind an geschwollenen Mandeln gelitten, wovon ihm eine Schwäche in den Stimmbändern zurückgeblieben sei. Auf seine Kleidung hielt er viel und sah stets nett und sauber aus; er hatte, wie ich, schwache Augen und trug dunkle Gläser zum Schutz.«
    »Und was geschah, als Ihr Stiefvater, Mr Windibank, abermals nach Frankreich reiste?«
    »Da kam Hosmer wieder ins Haus und schlug mir vor, noch vor Vaters Rückkehr zu heiraten. Er nahm die Sache sehr ernst, legte meine Hände auf das Testament und ließ mich schwören, ihm treu zu sein, komme, was da wolle. Meine Mutter meinte, er könne diesen Schwur mit Recht verlangen, es sei nur ein Beweis seiner heißen Liebe. Der Mutter hat er es gleich bei der ersten Begegnung angetan, sie mochte ihn fast noch lieber als ich. Als die beiden von der nahe bevorstehenden Hochzeit zu sprechen anfingen, meinte ich, wir sollten damit auf den Vater warten. Doch sie erklärten, wir brauchten uns nicht um ihn zu kümmern, er werde alles noch früh genug erfahren, und die Mutter versprach, die Angelegenheit mit ihm ins Reine zu bringen. Mir gefiel das nicht sonderlich, Mr Holmes. Es kam mir freilich komisch vor, um die Einwilligung meines Stiefvaters bitten zu müssen, da er ja nur wenige Jahre älter ist als ich; aber da ich keine Heimlichkeiten leiden mag, schrieb ich an ihn nach Bordeaux und

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