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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Ehescheidung der Dundas, und zufällig hatte ich einige Punkte dabei aufzuklären. Der Mann ist
teetotaler
, ein Mensch, der geistigen Getränken entsagt; eine andere Frau ist nicht im Spiel. Die Anklage lautet: Der Mann habe sich angewöhnt, stets die Mahlzeit damit zu beschließen, dass er sein falsches Gebiss herausnahm und es seiner Frau an den Kopf warf, ein Gebaren, das – Sie werden mir das zugeben – nicht so leicht dem ersten besten Schriftsteller einfallen wird. Nehmen Sie eine Prise, Doktor, und geben Sie zu, dass Ihr Beispiel nicht stichhaltig ist.«
    Er hielt mir seine Dose hin; sie war aus altem Gold, und ein großer Amethyst schmückte den Deckel. Das Kleinod passte wenig zu Holmes’ sonstiger Umgebung und einfacher Lebensweise; ich konnte nicht umhin, eine Bemerkung darüber zu machen.
    »Ja, so«, sagte er, »ich vergaß, dass ich Sie seit einigen Wochen nicht gesehen habe. Das verehrte mir der Fürst von O… als kleines Andenken für meine Bemühungen um die Papiere der Irene Adler.«
    »Und dieser Ring?«, fragte ich und blickte auf einen auffallend schönen Diamanten, der an seinem Finger glänzte.
    »Den erhielt ich von einem Mitglied des holländischen Königshauses; doch die Sache, mit der ich betraut war, ist so subtiler Art, dass ich sie nicht einmal Ihnen anvertrauen kann, da Sie so freundlich gewesen sind, einige meiner kleinen Erlebnisse niederzuschreiben.«
    »Ist wieder etwas im Werk?«, fragte ich begierig.
    »Wohl zehn bis zwölf verschiedene Fälle, doch ist keiner besonders interessant, wenn sie auch wichtig genug sind. Geringfügige Angelegenheiten bieten meist ein weites Feld für die Beobachtung und die rasche Ergründung von Ursache und Wirkung, welche einer Untersuchung den Hauptreiz verleiht. Große Verbrechen spielen sich meist einfach ab, denn je größer das Verbrechen, umso klarer ist der Regel nach der Beweggrund dazu. Unter meinen jetzigen Fällen ist, bis auf eine dunkle Geschichte, die mir von Marseille aus vorgelegt wurde, keiner erwähnenswert. Vielleicht aber bringen uns die nächsten Minuten das Gewünschte, denn irre ich nicht, kommt da drüben eine Klientin für mich.«
    Holmes hatte sich von seinem Stuhl erhoben; er stand am Fenster und blickte auf die düstere, graue Straße hinab. Ich trat hinter ihn und sah auf der anderen Seite der Straße eine große Frau mit einer schweren Pelzboa um den Hals und einer großen roten Schwungfeder auf der breiten Krempe ihres Huts, der ihr kokett auf einem Ohr saß. Unter diesem breiten Dach blickte sie unruhig und unschlüssig zu unseren Fenstern herauf; sie schien zu schwanken, ob sie vor- oder rückwärtsgehen sollte, und ihre Finger zupften nervös an den Handschuhknöpfen. Plötzlich eilte sie rasch über die Straße, wie der Schwimmer, der vom Ufer abstößt, und laut ertönte der schrille Klang der Hausglocke.
    »Diese Symptome kenne ich«, sagte Holmes und warf seine Zigarre ins Feuer. »Unentschlossenheit an der Türschwelle – weist stets auf eine Liebesgeschichte hin. Sie möchte sich Rat holen, doch schwankt sie noch, ob nicht die Angelegenheit zu zart für einen Dritten ist. Aber selbst dabei lässt sich manches unterscheiden. Ist einer Frau von einem Mann schweres Unrecht geschehen, dann ist sie entschlossen, sie reißt an der Klingel, ja sie zerreißt sie. Hier haben wir es mit einer Herzensangelegenheit zu tun, und die Dame ist sichtlich weniger aufgebracht als ratlos und bekümmert. Ah, da kommt sie ja schon und kann unsere Zweifel lösen.«
    Als Holmes noch sprach, klopfte es an die Tür; der kleine Diener trat ein, um Miss Mary Sutherland anzumelden, welche hinter seiner dünnen schwarzen Gestalt auftauchte wie ein Kauffahrteischiff mit aufgespannten Segeln hinter einem zierlichen Kutter. Sherlock Holmes begrüßte die Fremde mit der ihm eigenen Gewandtheit, schloss die Tür, bot ihr einen Lehnsessel an und musterte sie auf seine gewohnte, durchdringende und scheinbar zerstreute Art.
    »Finden Sie nicht, mein Fräulein«, fragte er, »dass das viele Maschinenschreiben Sie bei Ihrer Kurzsichtigkeit ein wenig angreift?«
    »Allerdings war das im Anfang der Fall«, erwiderte sie. »Jetzt aber weiß ich, wo die Buchstaben sind, ohne hinzusehen.« Plötzlich wurde ihr die ganze Tragweite seiner Worte klar, sie erschrak heftig, und Angst und Staunen malten sich auf ihrem breiten, gutmütigen Gesicht. »Sie haben schon von mir gehört, Mr Holmes«, rief sie aus. »Wie könnten Sie das sonst

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