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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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sagte er. »Natürlich wissen wir noch nicht, welcher Zusammenhang zwischen Alec Cunningham, Anna Morrison und William Kirwan bestand. Der Erfolg zeigt aber, dass der Köder, mit dem er in die Falle gelockt wurde, geschickt gewählt war.«
    »Ihr ruhiger Landaufenthalt hat sich trefflich bewährt, Watson! Morgen werde ich mit neu gestärkten Kräften in die Baker Street zurückkehren können.«

D ER K RÜPPEL
    Einige Monate nach meiner Hochzeit saß ich an einem Sommerabend noch zu später Stunde auf, rauchte eine Pfeife und nickte gelegentlich über dem Roman ein, den ich lesen wollte; es lag ein sehr anstrengendes Tagewerk hinter mir. Meine Frau hatte sich schon zur Ruhe begeben, und auch die Dienstmädchen waren hinauf in ihre Kammer gegangen; ich hatte gehört, wie sie die Haustür schlossen. Eben stand ich vom Lehnstuhl auf und begann die Asche aus meiner Pfeife zu klopfen, als plötzlich die Glocke ertönte.
    Ich sah nach der Uhr; es war drei Viertel zwölf. So spät konnte kein Besuch mehr kommen, also wollte man mich zu einem Kranken holen, und von Nachtruhe war keine Rede mehr. Mit verdrießlicher Miene stieg ich die Treppe hinunter und schloss auf. Zu meiner Verwunderung fand ich Sherlock Holmes draußen vor der Tür stehen.
    »Ah, Sie sind’s, Watson«, sagte er. »Ich komme spät, aber ich hoffte, Sie noch munter zu finden.«
    »Bitte treten Sie näher, lieber Freund.«
    »Sie waren überrascht, mich zu sehen – kein Wunder –, angenehm überrascht, vermutlich. Hm, Sie rauchen also noch immer dieselbe Sorte wie früher als Junggeselle. Die flockige Asche auf Ihrem Ärmel lässt sich nicht verkennen. Dass Sie gewohnt gewesen sind, eine Uniform zu tragen, sieht man Ihnen auf den ersten Blick an, Watson; Sie werden auch nie für einen Zivilisten von reinem Wasser gelten, bis Sie sich nicht abgewöhnen, das Taschentuch im Rockärmel zu tragen. – Können Sie mich heute Nacht beherbergen?«
    »Mit Vergnügen.«
    »Sie haben mir einmal gesagt, dass bei Ihnen immer ein Bett für einen Gast bereitsteht, und ich sehe, dass Sie jetzt keinen Logierbesuch haben. Es hängt nur
ein
Hut am Ständer.«
    »Ich freue mich sehr, wenn Sie bleiben wollen.«
    »Besten Dank. Ich darf wohl diesen leeren Riegel für meine Kopfbedeckung benutzen. – Bedaure, dass Sie einen Arbeiter im Haus gehabt haben; das bedeutet nichts Gutes. Hoffentlich war das Abflussrohr nicht schadhaft.«
    »Nein, die Gasleitung.«
    »Ach so! Der Mann hat den Abdruck von zwei Nägeln in seiner Stiefelsohle auf dem Linoleum zurückgelassen, das Licht fiel gerade darauf. – Nein danke, gegessen habe ich schon auf dem Bahnhof, aber eine Pfeife würde ich noch gern mit Ihnen rauchen.«
    Ich reichte ihm meinen Tabaksbeutel; er setzte sich mir gegenüber und paffte eine Weile schweigend fort. Da ich wohl wusste, dass ihn nur ein wichtiges Geschäft um diese Stunde noch zu mir führen konnte, wartete ich geduldig ab, bis er die Rede darauf brachte.
    »Sie haben jetzt gerade viel Arbeit in Ihrem ärztlichen Beruf, wie ich sehe«, sagte er, mich mit scharfem Blick musternd.
    »Ja, ich bin heute sehr beschäftigt gewesen«, erwiderte ich. »Aber woher Sie das wissen können, ist mir unbegreiflich.«
    Holmes lächelte wohlgefällig. »Ich kenne ja Ihre Gewohnheiten, mein lieber Watson. Wenn Sie nur eine kurze Runde zu machen haben, gehen Sie zu Fuß, bei einer langen fahren Sie. Da ich nun sehe, dass Ihre Stiefel zwar gebraucht, aber nicht schmutzig sind, haben Sie jetzt jedenfalls so viel zu tun, dass Sie sich eine Droschke gestatten.«
    »Vortrefflich!«, rief ich.
    »Ureinfach«, sagte er. »Dies ist nur ein Beispiel davon, wie leicht man durch Schlussfolgerung zu Ergebnissen gelangen kann, die den Hörer überraschen, wenn man diesen oder jenen kleinen Umstand, der vielleicht die Grundlage des Ganzen bildet, für sich behält. Auf ähnliche Weise verfahren Sie auch, mein werter Freund, bei der Aufzeichnung Ihrer kleinen Skizzen und halten dadurch den Leser in Spannung. Ich befinde mich augenblicklich in genau derselben Lage wie Ihre Leser, denn ich halte verschiedene Fäden der seltsamsten Begebenheit in Händen, über die sich je ein Mensch den Kopf zerbrochen hat, und doch fehlen mir ein paar Verbindungsglieder zur klaren Begründung des Ganzen. Aber ich muss sie haben, Watson, ich werde sie schon noch bekommen!« Seine Augen funkelten, und ein leises Rot färbte ihm die hageren Wangen. Auf einen kurzen Moment hob sich der Schleier, der sein Inneres

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