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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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durchsehen, die er in sein Versteck mitgenommen hatte.«
    »Großartig!«, rief Lestrade. »Großartig! Wie Sie es auseinandersetzen, ist alles klar wie Kristall. Was aber ist der Grund dieses ganzen Betrugs?«
    Es amüsierte mich, wie das hochmütige Verhalten des Inspektors von heute früh sich so sehr geändert hatte und wie er sich nun gleich einem Kind gebärdete, das Fragen an seinen Lehrer stellt.
    »Ich halte es für nicht sehr schwer, diese Handlungsweise zu erklären. Der Herr, der jetzt unten wartet, ist eine sehr tiefgründige, bösartige und rachsüchtige Natur. Sie wissen doch, dass er einst von Farlanes Mutter den Laufpass bekommen hat? Sie wissen’s nicht! Ich sagte Ihnen gleich, dass man zuerst nach Blackheath und dann nach Norwood gehen müsste. Also, diese Kränkung, wie er es auffasste, hat ihm sein ganzes Leben lang keine Ruhe gelassen, er hat stets auf Rache gesonnen, ohne je eine günstige Gelegenheit zu finden. In den letzten ein oder zwei Jahren hat er Geldverluste gehabt – ich denke mir, durch heimliche Spekulationen – und es geht rückwärts mit ihm. Er sucht seine Gläubiger zu beschwindeln und stellt hohe Wechsel aus, zahlbar an einen gewissen Cornelius, was meiner Meinung nach nur ein falscher Name seiner eigenen Person ist. Wenn ich die Spur dieser Wechsel auch noch nicht verfolgt habe, so unterliegt es für mich doch schon jetzt keinem Zweifel, dass sie nach einer Provinzialbank führt, wo Oldacre von Zeit zu Zeit unter diesem Namen aufgetaucht ist. Er hat die Absicht gehabt, dann überhaupt seinen Namen zu wechseln, das Geld einzuziehen und irgendwo ein neues Leben zu beginnen.«
    »Das klingt nicht unwahrscheinlich.«
    »Durch sein Verschwinden glaubte er, seine Spur vollkommen zu verwischen und gleichzeitig an seiner ehemaligen Braut die schwerste Rache nehmen zu können, indem er auf ihr einziges Kind den Verdacht lenkte, ihn ermordet zu haben. Es war ein Meisterstück der Schurkerei, und er hatte es meisterhaft ausgeführt. Die Geschichte mit dem Testament, das ein treffliches Motiv zur Tat abgeben musste, der heimliche nächtliche Besuch ohne Wissen der eigenen Eltern, die Zurückbehaltung des Stockes, das Blut, die tierischen Überreste und die Knöpfe in der Asche, alles war erstaunlich geschickt gemacht. Es war ein Netzwerk, aus dem zu entschlüpfen ich für das unschuldige Opfer noch vor ein paar Stunden keine Möglichkeit sah. Aber es fehlte ihm die höchste Gabe des Künstlers, die Mäßigung, die Beschränkung. Er wollte, was schon vollkommen war, noch vollkommener machen – den Strick am Hals seines Opfers noch fester ziehen –, und dadurch verdarb er das Ganze. Wir wollen nun zu ihm hinuntergehen, Lestrade. Ich möchte noch ein paar Fragen an ihn richten.«
    Die elende Kreatur saß im eigenen Empfangszimmer, mit einem Schutzmann an jeder Seite.
    »Es war nur ein Scherz, mein guter Herr, weiter nichts als ein Scherz«, winselte er unaufhörlich. »Ich versichere Ihnen, mein Herr, dass ich mich nur verborgen hatte, um die Wirkung meines Verschwindens zu beobachten. Sie werden doch nicht so unrecht von mir denken und glauben, dass ich dem jungen Mr Farlane auch nur das geringste Leid hätte antun lassen.«
    »Darüber hat das Gericht zu entscheiden«, antwortete Lestrade. »Vorläufig werden Sie sich wegen Verschwörung, wenn nicht wegen versuchten Mordes zu verantworten haben.«
    »Und außerdem werden Sie die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass Ihre Gläubiger das Bankguthaben des Mr Cornelius mit Beschlag belegen«, sagte Holmes.
    Das schmächtige Männchen sprang vom Stuhl auf und warf meinem Freund wütende Blicke zu.
    »Ihnen habe ich das meiste zu danken«, erwiderte er hasserfüllt; »vielleicht kann ich Ihnen meine Schuld eines Tages heimzahlen.«
    Holmes lächelte nachsichtig.
    »Die nächsten paar Jahre werden Sie, glaube ich, kaum die nötige Zeit dazu finden«, erwiderte er ruhig. »Aber vielleicht beantworten Sie mir jetzt noch eine Frage: Was haben Sie außer Ihren alten Hosen noch in den Holzhaufen geworfen? Einen toten Hund, ein paar Kaninchen oder was sonst? Sie wollen mir’s nicht sagen? Ei, ei, sind Sie unhöflich! Nun, ein paar Kaninchen genügten, um das Blut zu liefern und die verkohlten Knochenreste. – Falls Sie jemals diese Geschichte niederschreiben sollten, Watson, denken Sie an die Kaninchen!«

D IE TANZENDEN M ÄNNCHEN
    Sherlock Holmes hatte stundenlang über eine Porzellanschale gebeugt gesessen, in der er ein besonders

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