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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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einen Makel darauf geladen haben – dessen bin ich sicher.
    Ich komme nun erst auf den Kern der ganzen beunruhigenden Angelegenheit, auf den Teil, zu dessen Lösung ich Ihre Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Vor ungefähr acht Tagen – es war am Dienstag voriger Woche – entdeckte ich auf einer Fensterschwelle eine Anzahl kleiner tanzender Figuren, wie die hier auf dem Papier. Sie waren mit Kreide drauf gekritzelt. Ich dachte, der Stalljunge wäre es gewesen, er schwor jedoch, nichts davon zu wissen. Wie dem auch sein mochte, sie waren während der Nacht dahingekommen. Ich wischte sie aus und erwähnte es meiner Frau gegenüber erst später. Zu meiner Überraschung nahm sie die Sache sehr ernst und bat mich, wenn ich wieder welche fände, sie ihr gleich zu zeigen. Eine Woche lang erschien kein neues Männchen, aber gestern Morgen lag dieses Papier hier auf der Sonnenuhr im Garten. Ich gab es Elsie, und sie fiel in Ohnmacht. Seitdem trägt sie ein ganz träumerisches Wesen zur Schau, ist vollkommen verstört, und die Furcht guckt ihr aus beiden Augen. Ich schrieb sofort an Sie, Mr Holmes, und legte den Zettel bei. Ich konnte die Sache nicht der Polizei übergeben, denn sie würde mich ausgelacht haben, aber Sie werden mir raten können, was ich tun soll. Ich bin kein reicher Mann; aber wenn meiner Frau Unheil droht, bin ich bereit, den letzten Heller zu opfern.«
    Er war eine sympathische Erscheinung, dieser Mann von altem Schrot und Korn, einfach, gerade und edel, mit treuen, blauen Augen und einem offenen, hübschen Gesicht. Die Liebe und das Vertrauen zu seiner Frau sprachen aus seinen Zügen und aus seinen Äußerungen. Holmes hatte der Erzählung aufmerksam zugehört und saß, in Nachdenken versunken, schweigend auf seinem Stuhl.
    »Meinen Sie nicht, Mr Cubitt«, sagte er nach einiger Zeit, »dass es die beste Lösung wäre, wenn Sie sich direkt mit Ihrer Frau verständigen und sie bäten, Ihnen ihr Geheimnis anzuvertrauen?«
    Hilton Cubitt schüttelte sein Haupt.
    »Versprechen bleibt Versprechen, Mr Holmes. Wenn mir’s Elsie mitteilen wollte, würde sie es freiwillig tun. Wenn sie es nicht will, kann ich sie nicht zwingen. Aber das Recht habe ich, anderweitig die nötigen Schritte zur Aufklärung der Sache zu tun – und das will ich.«
    »Dann will ich Ihnen mit allen Kräften beistehen. Also vor allen Dingen, haben Sie etwas von Fremden in Ihrer Nachbarschaft gesehen oder gehört?«
    »Nein.«
    »In Ihrer Heimat ist doch wohl wenig Verkehr, sodass jedes fremde Gesicht auffallen würde?«
    »In der unmittelbaren Umgebung, ja. Aber etwas weiter ab liegen kleine Badeorte, deren Bewohner im Sommer Gäste aufnehmen.«
    »Diese Hieroglyphen sind sicher nicht ohne Bedeutung. Wenn sie rein willkürlich gewählt sind, wird es kaum möglich sein, sie zu entziffern. Liegt dagegen ein System darin, so zweifle ich nicht, dass wir eine Lösung finden werden. Das vorliegende Muster ist jedoch zu klein, um etwas damit anfangen zu können, und die Tatsachen, die Sie uns erzählt haben, sind zu unbestimmt, um eine sichere Unterlage für die weitere Untersuchung abgeben zu können. Ich möchte Ihnen daher vorschlagen, jetzt nach Norfolk zurückzukehren, genau auf alles aufzupassen und irgendwelche neuen tanzenden Männchen getreu nachzuzeichnen. Es ist außerordentlich schade dass wir keine Abschrift der ersten Zeichen haben, die mit Kreide auf das Fenster geschrieben waren. Erkundigen Sie sich auch vorsichtig nach etwaigen Fremden in der Umgebung. Sobald Sie etwas Neues in Erfahrung gebracht haben, kommen Sie gleich wieder zu mir. Einen anderen Rat kann ich Ihnen vorläufig nicht geben, Mr Cubitt. In dringenden Fällen bin ich stets bereit, hinunterzufahren und Sie aufzusuchen.«
    Nach diesem Interview war mein Freund sehr nachdenklich, und im Laufe der nächsten Tage sah ich ihn wiederholt das Blättchen Papier aus dem Notizbuch nehmen und lange und ernst die merkwürdigen Zeichen betrachten. Er sprach jedoch nie wieder von dieser Angelegenheit, bis ich, nach vierzehn Tagen oder noch später, ausgehen wollte und er mir plötzlich zurief:
    »Sie würden besser hier bleiben, Watson.«
    »Warum?«
    »Weil ich heute morgen von Cubitt – Sie erinnern sich doch noch des Mannes mit den tanzenden Figuren? – ein Telegramm erhalten habe. Er will ein Uhr zwanzig auf der Station Liverpool Street ankommen und muss also jeden Augenblick hier sein. Ich schließe aus der Depesche, dass er wichtige Nachrichten mitbringen wird.«
    Es

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