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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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sie mich auch nicht lieben konnte, so gereichte es mir doch zur Beruhigung, ihre liebliche Gestalt zu sehen und ihre wohlklingende Stimme zu hören.«
    »Sie nennen das Liebe, Mr Carruther«, sagte ich, »ich möchte es Selbstsucht nennen.«
    »Mag sein, die beiden Begriffe gehen ineinander über. Wie dem auch sei, ich konnte sie nicht fortlassen. Außerdem war es bei einer solchen Nachbarschaft gut für sie, dass sie einen Menschen hatte, der sich um sie kümmerte. Als dann das Telegramm kam, wusste ich, dass sie nun energisch vorgehen würden.«
    »Was für ein Telegramm?«
    Carruther zog eine Depesche aus der Tasche.
    »Dieses hier«, sagte er.
    Es lautete kurz und bündig: ›Der Alte ist tot.‹
    »Hm! Jetzt sehe ich«, sagte Holmes, »wie die Gurken hängen, und verstehe, warum sie diese Botschaft zu raschem Handeln anspornte. Aber während wir warten, erzählen Sie mir, was Sie noch wissen.«
    Der alte Kujon im Priesterrock fing wieder furchtbar zu schimpfen an.
    »Bei Gott!«, rief er. »Wenn du uns verrätst, Carruther, werde ich dir dasselbe tun, was du Woodley getan hast. Über das Weib kannst du winseln, soviel du willst, das ist deine Sache, wenn du aber gegenüber deinen Helfershelfern hier zu offen wirst, dann kann dir’s sehr übel bekommen.«
    »Ehrwürden brauchen sich nicht so aufzuregen«, sagte Holmes und zündete sich eine Zigarette an. »Der Fall liegt ganz klar, und ich frage Sie nur aus privater Neugier nach einigen Einzelheiten. Sollte es Ihnen aber unangenehm sein, mir zu antworten, so will ich Ihnen die Sache aufdecken, und Sie können dann sehen, was Sie von Ihren Geheimnissen noch übrig behalten. Erstens, Sie drei – Sie, Carruther und Woodley – sind zusammen aus Afrika gekommen.«
    »Das ist die erste Lüge«, rief der Alte; »ich habe bis vor zwei Monaten keinen von diesen beiden gekannt und bin nie im Leben in Afrika gewesen. Die Einleitung ist also schon falsch, Sie überschlauer Herr!«
    »Er sagt die Wahrheit«, bemerkte Carruther.
    »Also gut, zwei von Ihnen sind herübergekommen. Seine Ehrwürden ist auf heimatlichem Boden gewachsen. Sie zwei kannten Ralph Smith. Sie wussten, dass er nicht mehr lange leben würde. Sie kundschafteten aus, dass seine Nichte die Erbin seines Vermögens war. Ist’s so – he?«
    Carruther nickte und Williamson fluchte.
    »Sie war zweifellos die nächste Anverwandte, und Sie wussten, dass er kein Testament machen würde.«
    »Er konnte ja weder lesen noch schreiben«, warf Carruther dazwischen.
    »Sie reisten also beide herüber und spürten das Mädchen auf. Sie kamen dahin überein, dass sie einer heiraten und der andere einen Anteil von der Beute bekommen sollte. Auf irgendeine Weise wurde Woodley zu ihrem Gatten bestimmt. Wie geschah das?«
    »Wir spielten auf der Reise Karten um sie, und er gewann.«
    »Ich verstehe. Sie nahmen die junge Dame in Ihre Dienste, und Woodley sollte ihr da den Hof machen. Sie erkannte, dass er ein gemeiner Trunkenbold war und wollte nichts mit ihm zu tun haben. Mittlerweile verliebten Sie sich selbst in das Mädchen, und ihre Abmachung wurde dadurch über den Haufen geworfen. Sie konnten den Gedanken, dass sie dieser rohe Kerl zur Frau bekommen sollte, nicht länger ertragen.«
    »Nein, bei Gott, das konnte ich nicht mehr!«
    »Sie gerieten in Streit. Er ging wütend aus Ihrem Haus und beschloss, auf eigene Faust vorzugehen.«
    »Es ist verblüffend, Williamson«, rief Carruther bitter lachend aus, »wir brauchen dem Herrn nicht mehr viel zu erzählen. Jawohl, wir zankten uns, und er schlug mich nieder. Das beruht jedoch auf Gegenseitigkeit. Darauf verlor ich ihn aus den Augen. Damals hat er dann diesen ausgestoßenen Pater hier aufgegabelt. Ich erfuhr, dass sie hier an der Straße, wo das Mädchen nach der Station vorbeimusste, gemeinschaftlich ein Haus bewohnten. Ich bewachte sie daher, denn ich wusste, wo der Wind herkam. Von Zeit zu Zeit besuchte ich sie, denn ich wollte gerne wissen, was sie zu machen gedachten. Vor zwei Tagen brachte mir Woodley das Telegramm, worin uns der Tod von Ralph Smith mitgeteilt wurde. Er fragte mich, ob ich mich noch an unserem Geschäft beteiligen wollte. Ich sagte nein. Er fragte dann weiter, ob ich das Mädchen heiraten und ihm seinen Anteil geben wollte. Ich antwortete ihm, dass ich das herzlich gern tun würde, dass sie mich aber nicht haben wollte. Er erwiderte darauf: ›Lass uns sie nur erst heiraten, nach Verlauf von ein paar Wochen wird sie die Sache schon mit anderen

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