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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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glattrasiertes Gesicht zum Vorschein. Dann zog er seinen Revolver hervor und hielt ihn auf den jugendlichen Schurken, der auf ihn zukam und drohend die Reitpeitsche schwang.
    »Jawohl«, sagte er, »ich bin Bob Carruther und werde diesem Weib Recht verschaffen, und wenn ich dafür an den Galgen kommen sollte. Ich hab dir gesagt, was ich tun würde, wenn du Gewalt anwendetest, und, bei Gott, ich halte mein Wort!«
    »Du kommst zu spät. Sie ist meine Frau!«
    »Nein, deine Witwe.«
    Ein Schuss krachte, und durch Woodleys Weste spritzte das Blut hervor. Er drehte sich im Kreis herum und fiel mit einem lauten Aufschrei zur Erde; sein ekelhaftes rotes Gesicht wurde schrecklich blass. Der Alte im Talar brach in eine Flut von Schimpfreden und Flüchen aus, wie ich sie noch nie gehört hatte. Er zog ebenfalls einen Revolver, aber bevor er ihn in Schusshöhe brachte, sah er Holmes Waffe auf sich gerichtet.
    »Genug«, sagte mein Freund, ganz kaltblütig. »Legen Sie das Ding fort! Heben Sie’s auf, Watson! Setzen Sie es ihm auf die Stirn! Danke Ihnen. Sie, Carruther, geben Sie Ihren Revolver auch her. Wir wollen keine Gewalttätigkeiten weiter. Kommen Sie, geben Sie ihn mir!«
    »Wer sind Sie denn?«
    »Mein Name ist Sherlock Holmes.«
    »Heiliger Himmel!«
    »Sie haben schon von mir gehört, wie ich merke. Ich will die offizielle Polizei vertreten, bis sie selbst hier ist. Hier, Sie!«, rief er einem Knecht zu, der erschreckt auf den Platz geeilt war. »Kommen Sie her, und reiten Sie so schnell wie möglich mit diesem Zettel nach Farnham.« Er kritzelte rasch einige Worte auf ein Blatt aus seinem Notizbuch. »Dieses Papier geben Sie dem Polizeiinspektor. Bis zu seinem Eintreffen bleiben Sie alle unter meiner Bewachung.«
    Mit seinem entschlossenen und energischen Auftreten beherrschte Holmes die ganze Szene, und die Menschen waren alle Puppen in seiner Hand. Williamson und Carruther mussten den verwundeten Woodley ins Haus schaffen, und ich reichte dem erschreckten Weib den Arm. Der Verletzte wurde auf sein Bett gelegt, und ich untersuchte ihn auf Holmes’ Bitte. Als ich ihm darüber berichten wollte, fand ich ihn in dem alten Speisezimmer, seine beiden Gefangenen saßen vor ihm.
    »Er wird durchkommen«, sagte ich.
    »Was!«, schrie Carruther und sprang vom Stuhl auf. »Dann will ich erst hinauf und ihm den Rest geben. Soll dieses Mädchen, dieser Engel, sein Lebtag an diesen rohen Woodley gekettet sein?«
    »Darüber brauchen Sie sich nicht aufzuregen«, sagte Holmes. »Aus zwei gewichtigen Gründen ist diese Ehe unter allen Umständen ungültig. Erstens dürfen wir wohl die gesetzliche Berechtigung des Mr Williamson anzweifeln.«
    »Ich bin ordiniert«, schrie der alte Schurke.
    »Aber auch wieder abgesetzt.«
    »Einmal Priester, immer Priester.«
    »Ich glaube kaum. Wie steht’s mit der Lizenz?«
    »Die hatten wir. Ich habe sie hier in der Tasche.«
    »Dann haben Sie sie durch List bekommen. Aber auf jeden Fall, eine erzwungene Heirat ist keine Heirat; übrigens ist es ein sehr schweres Verbrechen, wie Sie einsehen werden. Wenn ich nicht irre, werden Sie ungefähr zehn Jahre Zeit haben, über die Sache nachzudenken. Was Sie anbelangt, Carruther, so hätten Sie Ihren Revolver besser in der Tasche gelassen.«
    »Das wird mir allmählich auch klar, Mr Holmes, als ich mir aber überlegte, was ich all für Vorsichtsmaßregeln angewandt hatte, um dieses Mädchen zu beschirmen – ich liebte sie, Mr Holmes, und habe erst dieses einzige Mal erfahren, was Liebe ist –, brachte mich der Gedanke, sie in der Gewalt dieses Mannes zu wissen, ganz von Sinnen, denn er ist der roheste und großsprecherischste Patron in ganz Südafrika, ein Mensch, dessen Name von Kimberley bis nach Johannesburg einen schrecklichen Klang hat. Ja, Mr Holmes, Sie werden es kaum glauben, aber vom ersten Augenblick an, wo diese Dame in meinen Diensten stand, habe ich sie nicht ein einziges Mal dieses Haus, wo diese Schurken auf der Lauer lagen, passieren lassen, ohne ihr auf meinem Rad zu folgen und zu sehen, dass ihr kein Leid geschehe. Ich hielt mich stets in einiger Entfernung und trug einen Bart, damit sie mich nicht erkennen sollte, denn sie ist ein gutes und wohlanständiges Mädchen, das nicht bei mir in Stellung geblieben sein würde, wenn sie gewusst hätte, dass ich ihr auf der Landstraße nachfuhr.«
    »Warum sagten Sie ihr nichts von der Gefahr?«
    »Weil sie mich dann verlassen haben würde und ich das nicht ertragen zu können glaubte. Wenn

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