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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Augen ansehen.‹ Ich entgegnete ihm, dass ich von Gewalt nichts wissen möchte. Darauf ging er fort, der elende Bube, fluchend und schwörend, dass er sie doch bekommen würde. Sie verließ mein Haus Ende dieser Woche und ich ließ sie mit dem Wagen nach der Bahn bringen. Ich fühlte aber dennoch eine solche innere Unruhe, dass ich auf dem Rad dahinter herfuhr. Sie hatte jedoch einen großen Vorsprung, und ehe ich sie einholen konnte, war das Unglück bereits geschehen. Ich merkte es erst, als ich Sie beide Herren in ihrem Wagen zurückfahren sah.«
    Holmes stand von seinem Stuhl auf und warf den Stummel seiner Zigarette in den Kamin. »Ich bin ganz vernagelt gewesen, Watson«, sagte er dann. »Sie berichteten mir damals, dass Sie den Radfahrer gesehen hätten, wie er Ihrer Ansicht nach in dem Gebüsch seine Krawatte in Ordnung gebracht hatte; das allein hätte mir alles sagen müssen. Immerhin können wir uns zu dem merkwürdigen und in mancher Hinsicht einzigartigen Fall gratulieren. Dort kommen drei Gendarmen, und der kleine Kutscher ist zu meiner Freude auch dabei; es ist also zu erwarten, dass er sowohl wie der interessierte Bräutigam von den heutigen Abenteuern keinen dauernden Schaden haben wird. Ich denke, Watson, Sie gehen in Ihrer Eigenschaft als Arzt zu Miss Smith und sagen ihr, dass wir ihr, wenn sie sich soweit erholt hat, gerne das Geleit zu ihrer Mutter geben. Wenn sie sich noch nicht kräftig genug fühlt, wollen wir an den jungen Elektrotechniker bei Midland depeschieren, und Sie werden sehen, dass sie dann bald vollständig gesund sein wird. Was Sie betrifft, Mr Carruther, so glaube ich, dass Sie Ihr Mögliches getan haben, um Ihre Schuld zu sühnen, die Sie durch Teilnahme an diesem bösen Plan auf sich geladen hatten. Hier haben Sie meine Karte, wenn Ihnen mein Zeugnis bei Gericht von Nutzen sein kann, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.«
    Im Strudel unseres bewegten Lebens ist es mir oft schwer gefallen – der Leser wird es wahrscheinlich schon bemerkt haben –, meine Erzählungen gut abzurunden und am Schluss die nötigen Mitteilungen nicht zu vergessen, die man erwarten kann. Bei der Fülle unserer Fälle sind jedoch bei jedem einzelnen die handelnden Personen, sobald die Entscheidung vorüber ist, schnell aus meinem Gedächtnis entschwunden. Am Ende meiner Aufzeichnungen über diesen Fall finde ich jedoch folgenden Nachtrag: Miss Smith hat tatsächlich ein großes Vermögen geerbt und ist jetzt die Gattin Cyril Mortons, des älteren Teilhabers von Norton und Kennedy, der bekannten Elektrizitätsgesellschaft in Westminster. Williamson und Woodley sind wegen Körperverletzung und Entführung angeklagt worden, dieser hat zehn, jener sieben Jahre bekommen. Über das Schicksal Carruthers habe ich keine Notiz, aber ich glaube sicher, weil Woodley als gewalttätiger Mensch bekannt war, hat der Gerichtshof sein Vergehen mild beurteilt und einige Monate Gefängnis als ausreichende Sühne angesehen.

D IE E NTFÜHRUNG AUS DER K LOSTERSCHULE
    Obwohl wir in unserem bescheidenen Heim in der Baker Street schon manchen Besucher in recht dramatischer Weise hatten kommen und gehen sehen, kann ich mich an kein plötzlicheres und merkwürdigeres Auftreten erinnern als es das des Herrn Dr. Torneycroft Huxtable war, da er zum ersten Mal bei uns erschien. Zuerst kam seine Visitenkarte, die zu klein erschien, um alle seine akademischen Grade und Würden fassen zu können, nach wenigen Sekunden trat er selbst ein – so fest, pomphaft und würdevoll, als ob er die verkörperte Kraft und Selbstzucht wäre. Und doch war, als er kaum die Tür hinter sich geschlossen hatte, seine erste Tat die, dass er gegen den Tisch taumelte und umfiel. So lag denn seine majestätische Gestalt regungslos der Länge nach auf unserem Zimmerteppich.
    Wir sprangen auf und starrten einen Moment, sprachlos vor Überraschung, auf dieses gewaltige Wrack, das einem unvorhergesehenen, plötzlichen Sturm weit draußen auf dem Ozean des Lebens zum Opfer gefallen zu sein schien. Dann holte Holmes rasch ein Kissen, um es ihm unter den Kopf zu legen, und ich brachte Branntwein, womit ich seine Lippen benetzte. Das totenblasse Gesicht zeigte die Spuren schwerer Sorge, die dicken Wassersäcke unter den geschlossenen Augen waren schwarzblau wie Blei, um den offenen Mund spielten schmerzliche Züge. Er war nicht rasiert und nicht gekämmt. Kragen und Hemd deuteten darauf hin, dass der arme Mann, der vor uns gebrochen am Boden lag, eine lange Reise

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