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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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erhielten, und wir fühlten eine wahre Erleichterung, als wir wieder draußen im Sonnenschein waren und auf dem Pfad, den der Ermordete getreten hatte, nach seiner Kajüte zu schritten.
    Diese Hütte war eine der einfachsten Behausungen. Die Wände waren von Holz, das Dach war bloß geschindelt, neben der Tür war ein Fensterchen und ihr gegenüber noch eins. Hopkins zog den Schlüssel aus der Tasche und wollte aufschließen, als er plötzlich innehielt und eine gewisse Spannung und Überraschung zeigte.
    »Es ist jemand an der Tür gewesen«, sagte er.
    Das war allerdings eine unbestreitbare Tatsache. Im Holz zeigten sich Einschnitte, Schrammen und Kritze, die noch so neu aussahen, als ob sie eben erst gemacht worden wären. Holmes hatte das Fenster untersucht.
    »Es hat auch jemand hier einzudringen versucht. Wer es auch gewesen sein mag, es ist ihm jedenfalls nicht gelungen, einen Eingang zu finden. Es muss ein trauriger Einbrecher gewesen sein.«
    »Die Sache ist von größter Wichtigkeit«, sagte der Inspektor, »ich möchte beschwören, dass diese Spuren gestern Abend noch nicht da waren.«
    »Vielleicht ein neugieriger Einwohner aus dem Dorf«, bemerkte ich.
    »Sehr unwahrscheinlich. Die wagen meistenteils nicht einmal das Grundstück zu betreten, geschweige denn sich einen Weg in die Kajüte zu erzwingen. Wie denken Sie darüber, Mr Holmes?«
    »Ich denke, dass uns Fortuna sehr hold ist.«
    »Meinen Sie, dass der Betreffende wiederkommen wird?«
    »Das ist wahrscheinlich. Er erwartete, die Tür offen zu finden. Er versuchte, das Schloss mit einer Federmesserklinge aufzubringen, was aber nicht ging. Was wird er nun machen?«
    »Nächste Nacht mit einem passenderen Werkzeug wiederkommen.«
    »Das glaube ich auch. Es wird also unsere Schuld sein, wenn wir ihn nicht in Empfang nehmen. Einstweilen will ich mir die Kajüte von innen betrachten.«
    Die Blutspuren waren aufgewischt, aber die Einrichtung des kleinen Raumes stand noch genauso wie in der Nacht, als das Verbrechen geschehen war. Zwei Stunden lang untersuchte Holmes jedes Ding mit größter Aufmerksamkeit, aber ich sah an seinem Gesicht, dass er trotzdem keinen Erfolg hatte. Nur ein einziges Mal unterbrach er seine mühevolle Arbeit.
    »Haben Sie von diesem Wandbrett etwas fortgenommen, Hopkins?«
    »Nein, absolut nichts.«
    »Aber es ist etwas weggenommen. In der Ecke hier ist weniger Staub als sonst. Es hat vielleicht ein Buch an dieser Stelle gelegen, es kann auch eine Schachtel gewesen sein. Ich kann hier übrigens weiter nichts ausrichten. Wir wollen ein paar Stunden im Wald spazieren gehen, Watson, und die Blumen betrachten und dem Gesang der Vögel lauschen. Wir werden Sie später wieder hier treffen, Mr Hopkins, und dann zusammen abwarten, ob wir mit dem Herrn, der in der vergangenen Nacht hier gewesen ist, nicht in engere Fühlung treten können.«
    Es war elf Uhr vorbei, als wir unsere Empfangsvorbereitungen trafen. Hopkins war dafür, die Tür offen zu lassen, aber Holmes war der Meinung, dass dies bei dem Fremden Verdacht erregen würde. Das Schloss war ganz einfach, und man brauchte nur ein starkes Messer, um den Riegel zurückzuschieben. Holmes schlug auch vor, nicht drinnen zu warten, sondern draußen in den Büschen vor dem hinteren Fenster. Auf diese Weise könnten wir unseren Mann beobachten und sehen, ob er Licht machen würde, und was er bei seinem heimlichen nächtlichen Besuch eigentlich suchte.
    Es war ein langes, trübsinniges Warten, aber wir fühlten doch etwas von der Spannung, die der Jäger empfindet, wenn er in der Nähe der Quelle liegt und auf das durstige Wild lauert. Was für ein wildes Wesen mochte es sein, das im Dunkel der Nacht herbeischleichen würde? Sollte es ein schrecklicher Tiger sein mit furchtbaren Zähnen und Krallen, der nur nach hartem Kampf zu überwältigen wäre, oder ein harmloser Schakal, der nur Schwachen und Wehrlosen gefährlich werden konnte?
    Schweigend und auf alles gefasst steckten wir unter den Büschen. Anfangs brachten uns die Schritte vereinzelter Dorfbewohner und der Schall von Stimmen aus dem Örtchen ein wenig Zerstreuung. Allmählich blieben aber auch diese kleinen Unterbrechungen aus und es trat vollkommene Stille ein. Nur der Schlag der Turmuhr von der Kirche des Dörfchens verriet uns, dass die Zeit verging. Und durch das Blätterwerk, das uns bedachte, rieselte ein feiner Regen auf uns nieder. Es hatte halb drei geschlagen, als wir vom Gartentor her einen scharfen Laut hörten. Es

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